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Kamenzin, Manuel; Universität Heidelberg [Contr.]; Universität Heidelberg [Contr.]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Die Tode der römisch-deutschen Könige und Kaiser (1150-1349) — Mittelalter-Forschungen, Band 64: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2020

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.62605#0475

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474

Anhang: Bestattungen, Grablegen und Gebeine

tungen 1213 und 1309 zeigt. Von 19 Königen zwischen 1150 und 1350 liegen nur
vier in Speyer bestattet und doch handelte es sich dabei bis zum Ende des Mit-
telalters um den Ort, an dem die Könige liegen mussten.
A 1.4.3. Überlieferung und Möglichkeiten: Die Gebeine in Speyer
Im Speyerer Dom sind die Gebeine von vier Königen überliefert, die in dieser
Untersuchung berücksichtigt werden. Daher muss die Geschichte der Grab lege
als Überlieferungsgeschichte dieser Quellen hier mitbeachtet werden. 1689 ver-
suchten französische Truppen im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekriegs, die
Grab lege zu plündern. Sie drangen nicht bis zu allen Gräbern vor, beschädigten
allerdings die Ruhestätten von Heinrich V, Rudolf L, König Adolf, Albrecht L,
Kaiserin Beatrix und ihrer Tochter Agnes.2763 1739 wurden die Gräber im Kö-
nigschor teilweise geöffnet, betroffen waren die Gräber von Kaiserin Beatrix,
König Rudolf, und Albrecht I.2764 Im 19. Jahrhundert wurde der Dom durch eine
neue Ausmalung und die Errichtung des Westbaus umgestaltet. In einem Plä-
doyer für eine Suche nach den inzwischen nicht mehr lokalisierbaren Gräbern,
einer Öffnung und Umgestaltung hielt der Gymnasialprofessor Johannes Praun
1898 fest: „[...] die einzelnen Gräber der grossen deutschen Herrscher sind bis
zum heutigen Tage in dem so herrlich wiedererstandenen Kaiserdom gänzlich
unkenntlich geblieben."2765 Dies blieb nicht ungehört und so wurden die Gräber
im August 1900 erneut geöffnet.2766 Die Funde wurden dabei katalogisiert und
wissenschaftlich untersucht, bis die Gebeine schließlich 1902 in der neu erbauten
Gruft erneut beigesetzt wurden.
Für Philipp II., Rudolf L, König Adolf und Albrecht I. steht somit mit den
Gebeinen eine weitere Quellengattung zu Sterben und Tod zur Verfügung. Da
drei dieser König durch Gewalteinwirkung zu Tode gekommen sind, stellt sich
die Frage, ob die Todesursache mittels der Knochen näher bestimmt werden
kann. Dies ist jedoch nicht der Fall. Denn keines der fragmentarisch überlieferten
Skelette lässt Rückschlüsse auf die Todesursache zu.2767 Wie oben bereits aus-
geführt, kann einzig im Falle Philipps II. die in den Schilderungen oftmals be-
schriebene Kopfverletzung aufgrund des unbeschädigten Schädels ausge-
schlossen werden. Lediglich die Gebeine des im hohen Alter verstorbenen
Königs Rudolf zeigen Spuren einer Gichterkrankung und bieten somit Hinweise
zum Gesundheitszustand des Königs.2768 Die Todesursache kann allerdings auch
in diesem Fall nicht bestimmt werden. Die zwischen 600 und 700 Jahre alten

2763 Grauert, Kaisergräber, S. 560.

2764 Ebd., S. 580.

2765 Praun, Kaisergräber, S. 50 f.

2766 Dokumentiert bei Grauert, Kaisergräber. Aufgearbeitet bei Meier, Grabung. Zur Identifizierung
der sterblichen Überreste: Ranke/Birkner, Kaisergräber, S. 1054-1059.

2767 Abbildungen: Speyer, Stadtarchiv, 233-1 /1043; ebd. 233-1 /1034; ebd. 233-1 /1041; ebd. 233-1 /
1042.

2768 Siehe S. 193 Anm. 1105. Abbildungen der Gebeine Rudolfs I.: Speyer, Stadtarchiv, 233-1 / 1034;
ebd., 233-1 / 1067; ebd., 233-1 / 1068; ebd., 233-1 / 1069.
 
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