6.5. Heinrich Raspe: Geschlagen als König, unbeliebt in der Heimat
123
eine Niederlage zuzufügen, im Januar 1247 musste er allerdings die Belagerung
von Ulm und damit auch seinen Kriegszug gegen Schwaben und Bayern ab-
brechen.630 Wenig später starb er. Mit ihm erlosch die männliche Linie der Lu-
dowinger, was zum Hessisch-Thüringischen Erbfolgekrieg führte.631 Sein Tod
musste den Zeitgenossen und späteren Schreibern angesichts der kurz zuvor
erfolgten Aktivitäten als plötzlich und vor dem Hintergrund der Niederlage
möglicherweise als göttliches Urteil erscheinen.
Bereits im 17. Jahrhundert hielt Christian Franz Paullini in seinen Annales
Isenacenses fest, dass unterschiedliche Schilderungen von der Todesursache des
Königs kursierten. Karl Hermann Funkhäuel griff dies im 19. Jahrhundert
nochmals auf.632 Auch Christian Haeutle verzeichnete im Rahmen seiner Aus-
führungen über Hermann I. und seine Familie die verschiedenen Varianten aus
dem Reich.633 Alle drei haben gemeinsam, dass sie dabei die ,wirkliche' Todes-
ursache herausarbeiten wollten.634 Eine kritische Auseinandersetzung mit der
Überlieferung erfolgte bislang nicht.635
Vom Tod Heinrich Raspes künden zwei päpstliche Briefe und einige Notizen
in historiographischen Werken aus dem Reich.636 Schilderungen sind hier nicht
erhalten, lediglich Matthaeus Parisiensis in England gestaltete den Tod in seinen
Chronica majora weiter aus. Die historiographische Überlieferung weist eine
weitere Besonderheit auf, denn die auftretenden Konnotationen sind aus-
schließlich negativ.637
Die frühesten Quellen, die Bezug auf den Tod Heinrich Raspes nehmen, sind
allerdings die Briefe Papst Innocenz' IV.638 Bereits 1247 schrieb der Papst an die
630 Malsch, Heinrich, S. 63 f.; Stümer, Friedrich II., Bd. 2, S. 565.
631 Zum Thüringisch-Hessischen Erbfolgekrieg siehe Tebruck, Pacem confirmare, bes. S. 243-245
mit weiteren Hinweisen sowie die klassische Darstellung Ilgen/Vogel, Geschichte.
632 Paullini, Annales Isenacenses, S. 45. - Funkhäuel, Notiz.
633 Haeutle, Landgraf, S. 168 f. - Ebd., S. 169 und Funkhäuel, Notiz, S. 215 diskutieren neben den im
Folgenden ausgeführten Varianten auch die Erzählung, Heinrich Raspe sei bei der Belagerung
von Ulm durch einen Pfeil verletzt worden und an dieser Verletzung gestorben. Dies ist jedoch
erstmals in der Wormser Chronik von Friedrich Zorn, S. 93 belegt und somit dem 16. Jahrhundert
zuzuordnen. Diese Variante wird daher in dieser Untersuchung nicht weiter berücksichtigt.
634 Paullini, Annales Isenacenses, S. 45 negiert schlicht alle Varianten und kommt zu keinem
Schluss. Funkhäuel, Notiz, S. 215 legt sich nicht explizit fest, scheint jedoch der Variante des
Pfeilschusses (siehe S. 123 Anm. 633) zugeneigt, während Haeutle, Landgraf, S. 169 eine Kom-
bination aus Verwundung und Sturz vom Pferd präferiert. Malsch, Heinrich, S. 64 Anm. 7
diagnostiziert Dysenterie, aufgrund der „großen Anstrengungen und des unregelmäßigen La-
gerlebens".
635 Hierzu kann auch Schmincke, Dissertatio nicht gezählt werden, da hier die Bestimmung des
Todestags im Vordergrund steht, ebd., S. XIII-XV.
636 RI V,l,2 Nr. 4885a zeigt nur einen Bruchteil der Überlieferung und ist um die in diesem Kapitel
behandelten Quellen zu ergänzen. - Zur Einteilung der historiographischen Überlieferung in
Notizen und Schilderungen siehe Kapitel 3.
637 In diesem Aspekt ist der Tod Heinrich Raspes das Gegenstück zum Tod Rudolfs I., der aus-
schließlich positiv bewertet wurde, siehe Kapitel 6.10. - Singulär ist die Zuschreibung bei Sa-
limbene de Adam, Cronica, Bd. 2, S. 525 Friedrich II. habe Heinrich Raspe ermorden lassen.
638 Die Chronica Regia Coloniensis. Continuatio V (S. Pantaleonis tertia), ad a. 1247, S. 290 berichtet:
Post mortem Henrici regis Coloniensis archiepiscopus Lugdunum adit [...], woraus geschlossen
123
eine Niederlage zuzufügen, im Januar 1247 musste er allerdings die Belagerung
von Ulm und damit auch seinen Kriegszug gegen Schwaben und Bayern ab-
brechen.630 Wenig später starb er. Mit ihm erlosch die männliche Linie der Lu-
dowinger, was zum Hessisch-Thüringischen Erbfolgekrieg führte.631 Sein Tod
musste den Zeitgenossen und späteren Schreibern angesichts der kurz zuvor
erfolgten Aktivitäten als plötzlich und vor dem Hintergrund der Niederlage
möglicherweise als göttliches Urteil erscheinen.
Bereits im 17. Jahrhundert hielt Christian Franz Paullini in seinen Annales
Isenacenses fest, dass unterschiedliche Schilderungen von der Todesursache des
Königs kursierten. Karl Hermann Funkhäuel griff dies im 19. Jahrhundert
nochmals auf.632 Auch Christian Haeutle verzeichnete im Rahmen seiner Aus-
führungen über Hermann I. und seine Familie die verschiedenen Varianten aus
dem Reich.633 Alle drei haben gemeinsam, dass sie dabei die ,wirkliche' Todes-
ursache herausarbeiten wollten.634 Eine kritische Auseinandersetzung mit der
Überlieferung erfolgte bislang nicht.635
Vom Tod Heinrich Raspes künden zwei päpstliche Briefe und einige Notizen
in historiographischen Werken aus dem Reich.636 Schilderungen sind hier nicht
erhalten, lediglich Matthaeus Parisiensis in England gestaltete den Tod in seinen
Chronica majora weiter aus. Die historiographische Überlieferung weist eine
weitere Besonderheit auf, denn die auftretenden Konnotationen sind aus-
schließlich negativ.637
Die frühesten Quellen, die Bezug auf den Tod Heinrich Raspes nehmen, sind
allerdings die Briefe Papst Innocenz' IV.638 Bereits 1247 schrieb der Papst an die
630 Malsch, Heinrich, S. 63 f.; Stümer, Friedrich II., Bd. 2, S. 565.
631 Zum Thüringisch-Hessischen Erbfolgekrieg siehe Tebruck, Pacem confirmare, bes. S. 243-245
mit weiteren Hinweisen sowie die klassische Darstellung Ilgen/Vogel, Geschichte.
632 Paullini, Annales Isenacenses, S. 45. - Funkhäuel, Notiz.
633 Haeutle, Landgraf, S. 168 f. - Ebd., S. 169 und Funkhäuel, Notiz, S. 215 diskutieren neben den im
Folgenden ausgeführten Varianten auch die Erzählung, Heinrich Raspe sei bei der Belagerung
von Ulm durch einen Pfeil verletzt worden und an dieser Verletzung gestorben. Dies ist jedoch
erstmals in der Wormser Chronik von Friedrich Zorn, S. 93 belegt und somit dem 16. Jahrhundert
zuzuordnen. Diese Variante wird daher in dieser Untersuchung nicht weiter berücksichtigt.
634 Paullini, Annales Isenacenses, S. 45 negiert schlicht alle Varianten und kommt zu keinem
Schluss. Funkhäuel, Notiz, S. 215 legt sich nicht explizit fest, scheint jedoch der Variante des
Pfeilschusses (siehe S. 123 Anm. 633) zugeneigt, während Haeutle, Landgraf, S. 169 eine Kom-
bination aus Verwundung und Sturz vom Pferd präferiert. Malsch, Heinrich, S. 64 Anm. 7
diagnostiziert Dysenterie, aufgrund der „großen Anstrengungen und des unregelmäßigen La-
gerlebens".
635 Hierzu kann auch Schmincke, Dissertatio nicht gezählt werden, da hier die Bestimmung des
Todestags im Vordergrund steht, ebd., S. XIII-XV.
636 RI V,l,2 Nr. 4885a zeigt nur einen Bruchteil der Überlieferung und ist um die in diesem Kapitel
behandelten Quellen zu ergänzen. - Zur Einteilung der historiographischen Überlieferung in
Notizen und Schilderungen siehe Kapitel 3.
637 In diesem Aspekt ist der Tod Heinrich Raspes das Gegenstück zum Tod Rudolfs I., der aus-
schließlich positiv bewertet wurde, siehe Kapitel 6.10. - Singulär ist die Zuschreibung bei Sa-
limbene de Adam, Cronica, Bd. 2, S. 525 Friedrich II. habe Heinrich Raspe ermorden lassen.
638 Die Chronica Regia Coloniensis. Continuatio V (S. Pantaleonis tertia), ad a. 1247, S. 290 berichtet:
Post mortem Henrici regis Coloniensis archiepiscopus Lugdunum adit [...], woraus geschlossen