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Picart, Bernard
Neueröffneter Musen-Tempel: welcher das allermerkwürdigste, aus den Fabeln der Alten in 60 auserlesenen und schönen Kupfern von Bernard Picart und andern kunstreichen Männern vorstellet ; mit deutlichen Erklärungen und Anmerkungen — Amsterdam u. Leipzig, 1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.8922#0057

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3o PAN UND SYRINX.
ben Rohren, welche bey den Griechen Syrinx heift. Er hatte ohne Zweifel bemerket,
dass man durchs blasen in ein hohles WasTcr-Rohr einiges Geleüte hervorbringen
könte J ingleichen dass die Ungleichheit so wohl in der Länge als Starke einigen
Unterscheid in den Tonen machte. Es kan auch seyn , dafs er das Rohr aus dem
FlusTe Ladon genommen, welches er zu der erften Pseife gebrauchet; daher dann
gesaget worden, dass Syrinx die Tochter diefes Flusses sey. Und weil der Ersin-
der sich ein Vergnügen daraus machte, aus feiner Flore öfters zu blasen, fo wurde
angehenget, dass Pan in die Nymphe Syrinx verliebt sey.
Einige haben den Pan mit dem Priapus,und andere mit dem Faunus und Sylva-
nus vermenget. Er trug eine Krone von Fkhren 3, dieweil ihm dieser Baum be-
sonders geweyhtet war. Man schildert ihn gemeiniglich als einen Satyr ab, wegen
der sabelhaffcen Erzehlung, dafs Pan den nach Egypten gessuchteten Gottern ge-
rathen habe, sie folten die Geftalt von allerhand Thieren annehmen, um der Grau-
. famkeit der Riefen zu entgehen , und dafs er selbst sich in eine Ziege verwandelt
habe. Und weil er nun so tapfer wider den Riefen Typhon geftritten, fo wur-
de er zur Belohnung unter die Sterne gefetzet, da er das Zeigen des Steinbocks
vorftellet. Es wird gefaget, dafs er auch dem Bacchus, als er Indien bezwungen,
beygeftanden habe. ' Pan wäre es auch , welcher dem Jupiter den Ort anzeigte,
dahin fich die Geres nach dem Raube ihrer Tochter Proferpina.verdecket hatte,
worauf Jupiter die Parcen oder Gefchicks-Gottinnen zu diefer Gottin gefendet, fo
wohl um fie zu troften, als auch fie dahin zu vermögen, dass sie doch durch ihre
Gegenwart der Erde ihre Fruchtbarkeit wieder geben mochte.
Diejenigen, welche vorgeben , dafs die alten Fabeln eine Art von Philosb-
phie find, in welcher die Geheymnisse der Natur verborgen liegen, die halten den
Pan vor ein Sinnbild Aller Dinge in der ganzen Welt zusammen genommen, die-
weil Pan in der griechifchen Sprache fo viel, als Alles oder Ganz, und Gar be-
deutet. Nach diefer Leute ihrer Meynung, foll der Theil feines Leibes von
Menfchlicher Geftalt, nemlich von dem Gürtel hinauf, den Himmel und den
Grift, der die Welt regieret oder beweget , vorfallen. Die Rothe feines Ange-
flehtes foll ein Sinnebild von dem Wohnplatze des elementarifchen Feurs feyn.
Seine Runzeln zeigen die vielfaltigen Veränderungen der Lufft und der Jahres-
zeiten. Seine Haare ftellen die Sonnen-ftralen vor und feine Horner den Mond.
Der untere Theil feines Leibes, welcher haarich ift , verbildet die Erde mit ihren
Bäumen und Kräutern, welche fie zeuget. Seine zwey fchenkel find ein Gleich-
nifs der zwey halben Kugeln des Erden-Balles. Seine hornichen Fuße zeigen an,'
dafs die Erde fette flehe. Die sprengliche Panter-Haut, welche ihm aus den
Schultern hängt, foll das Geftirne am Firmamente bedeuten. Die sieben an ein-
ander gefugten Rohren find ein Denkbild der fieben Planeten; die Ubereinftim-
mung der fieben Tone * zeigen ihren Laus und ordentliche Veränderungen
an; sein Athem aber den belebenden Geift, der in den Sternen ift. In der
Hand hat er einen gekrümmten Stab, dadurch das Jahr und den Lauf der
Zeiten zu bemerken. Endlich will uns auch fein verliebtes Temperament die
allgemeine Begierde aller Dinge, ihres Gleichen hervorzubringen, anzeigen.
5?an war einer von den vornehmften Gottern in Arcadien: er wurde als
ein
ANMERKUNGEN.
3- Eine Krone von Fichten.]
Arcadio Vinus amata Deo......
Fan tibi, qua Pinu tempora nexa gerit.... s

Tan videt hatte, Tinuque caputpracinäus acuta....*,
O v i d iV S.
4. Der Sieben Tone.] Septem diserimina vocum.
5- Der
 
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