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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 8.1904

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Heft 9
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Schmidtbonn, Wilhelm: Der Knecht, [1]: Novelle
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Kisa, Anton Carel: Unifrom und Mode: eine Studie zur Kostümgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.19988#0137

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Der Knechk.

Auf den Mesen an beiden Ufern, die endlos in
das Land hineingingen, hier und da von einem
Rirchturm, von dem nur die Zpitze zu sehen war,
von einem dunklen Waldstrich unterbrochen, war
die Zonne verschwunden. Nur der Wipsel einer
Pappel, die verlassen am Wasser stand, glänzte noch
matt im Nachschein.

Der Zchisfer sah eine Weile in das Land hinaus,
steckte dann die Hände in die Taschen, ging zwischen
den Lteinhaufen hindurch aus die andere Leite des
Achisses, kam aber gleich zurück, ging wieder wie
ohne Absicht an dem Anecht vorüber, blieb wieder
stehn, drehte aber dem Anecht halb den Rücken zu
und sah nach einer kleinen weißen Wolke hinaus,
die, gerade über dem Zchiss, mitten aus dem Blau
heraus mit einem Nal entstanden war.

„Der Ztrohsack unten, zwischen den Brettern,
ist das Luer Bett?" fing er an.

„Iao," sagte der Rnecht erst nach einer N)eile.
Das Wort kam leise, zögernd heraus; es klang
wieder diese Verwunderung daraus, die auch aus
dem Blick seiner Augen sah, mit dem er dem kurzen,
sesten Tang des Iungen solgte.

„Wahrhaftig — es ist zu wenig platz aus dem
Zchisf," suhr der erste sort.

Der Alte lachte mit einer hellen klaren Bnmme,
die etwas von der ungetrübten Art einer Rnaben-
stimme an sich hatte und nach dem bisherigen
Zchweigen überraschend klang. „Wat mäht dat?
A)enn nur Ihr jod zo ligge hat."

„Ihr müßt nicht ,IHV sür mich sagen, sondern
,Zick — denn Ihr seid der Anecht, ich bin der
Herr."

Der Alte hielt plötzlich den Aops steif, sah aber
doch mit einem slüchtigen Blick nach dem Iungen hin.

Der Iunge drehte ihm ganz den Rücken zu.
„Nein ^— es ist kein Platz für zwei Zchifser, das

Zchiff ist zu klein." Damit ging er wieder, hob
die tzand in die Lust, um den Wind zu spüren,
und saltete dann das Segel auf.

Die Nutter rief etwas, und der Zchiffer ging
um das Häuschen herum zu ihr hin.

Der Alte stand am Bteuer, bewegungslos wie
vorher, in vollkommener Ruhe, so, als ob der
Lchiffer nichts anderes gesagt hätte als: „Ls gibt
Regen morgen." Nit einem Druck der Hüfte schob
er das Ateuer zur Beite, um einem Zchlepper mit
rauchenden Bchloten, der dem Zchiff entgegenkam,
auszuweichen. Dadurch kam das User näher: die
einzelnen Lteine, die da umherlagen, waren mit
einem Alal zu erkenneu und die Vögel zu hören.

„Hä es jung, stark, ne töchtige Räl," kam es
dann von dem Alten her, leise und in einer Art,
als ob er zu jemand, der unsichtbar bei ihm wäre,
spräche. „No jo — er meint et jod. A)at? bei
uns wied doch wahl Platz sür zwei Zchiffersleut
sen?" Lr lachte, unbesorgt, fröhlich, glücklich, daß
das Zchiff einen so wackeren neuen Herrn bekommen
habe, und sah dann auch zu der Wolke aus, die
unterdessen groß geworden war, sich auseinander-
gezogen und in viele kleine Btücke geteilt hatte, die
alle nun an zn glühen fingen und ihre rote Tllut
dem ganzen Himmel, dem Wasser, den Wiesen, dem
Holz des Lchiffes, der braunen Haut und dem Weiß
in den Augen des Alten mitteilte.

Lr hob die Hand und winkte, fröhlicher als
sonst, nach eiuem Bchiff hinüber, das, von dem
Dampser gezogen, an dem seinen vorüberglitt. Nan
hatte ihm von drüben zugeruseu: die Reise ging
zum Neckar, Holz holten sie dort.

T>er Alte rechnete ans, daß es wohl vier Wochen
dauern würde, bis er demselben Ächiff wieder be-
gegnete, und begann leise zu singen.

(Zortsetzung folgt.)

Mv NOVL.

Line Ltnäie rnrr LostärnAesLkioüte.

In veuester 2eit wnräe in äer Vresse nncl
irrr Keickstn^e viel äber 7Vn<Iernn§en rlr>ä Lx-
perirrlente ^elcla^t, weleberl äie Orlilorrn cles
ctetlt8cben Heere8 — okt okne prgbti3cben ^rc-
Igb — grl8§e8etxt wäre. Oie gllxnrn^cke 8ol§e
llieger TVnclernnZen, 30 3LAt rr»gn, käbrs nncb
clirellte btnckteile rnit 8icb, incleir» 8ie 6en Qelcl-
bentel cler Okbxiere äber Oebäkr in H.N8prucb
näkrne uncl nnck clie Vgbrillgnten 8cbäcIiAe,
welcben xn viel unverbrnnckte 8e8te slterer
IVlu8ter nnf Og^er blieben. Oie8e nncl äknlicbe
I^In^en 8inä nickt unbe^rünclst, xnrngl wenn
rnun nocb bisrbei in Letrncbt xiekt, clgZ TVncle-
rnnxen nickt nnr von oben kerub beloklen
weräen, 8onclern clgb xn clen ofbxiellen uucb
nock 3o1cbe llornrnen, clie lecÜAÜck nn8 clen
KrsiZen cler Xgrnergclen kervorAeben, gber ägrnin

nicbt weniZer verbinälicb 8incl. L)8 änbert
8icb Zergcls in <Iie8en ein nstärlicke^ Leclärknig
nncb 7Vbwecb8lnn§, 623 weniZer von äen H,n-
forclsrnnZen cler ?rgxi8 gbbün§iA i3t, ul3 von
clenen cler IVlocle.

7Vn clen Orunelprinxipien ller prenIÜ8cken
OnikoriniernnA i8t, iin OeZenZgtxe xu fg8t allen
nncleren Zroben Heeren, 3eit cler Rekorrn nnter
k'rieäricb Wilbelin IV., welcbe cüe Vicllelkgnbe
brncbte uncl 8elb8t Heine8 Leifgll erreZte, nicbt3
We3entlicbe8 Aeänclert woräen. Og§e§en käkrte
cüe in clen k'eläxäZen Aewonnene LrfgbrnnA
nnter Kmi8er VVilbelin I. xn vielen bleineren
bkenernnZen, wie x. 8. in äer 8orin cler Heline,
in äer 80A. ReiterbebleiclnnA, äern 8ieinsnxen§
u. n., äeren 2nk1 llgurn kinter jener xnrüclc-
bleiben äärkte, welcbe insn init äein 8eZiernn§3-
gntritte <1e8 setxi§en Xgi8er8 xn8LininenAerecbnet
but. bleben prulcti^cben nncl L8tbeti8cben üoräe-
runAen rnackte 3ick ägingl3 cler seweili^e IVIocle-
§e8ckrngclc nur Agnx gu8ngbin8wei8e änrck clen

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