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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 8.1904

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Heft 7
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Schäfer, Wilhelm: Die Hollandreise: eine Anekdote
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Schäfer, Wilhelm: Sammlung, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.19988#0049

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Die Hollandreife.

leidenschastlich mit beiden Händen an sie hängte,
zu ihr hin:

„wie kann inan sich so irren, Tras? Dies ist
die Liebste, die Luch sucht!"

Das sagend, drückte sie ihn der Brüsselerin
gleichsam in die Hand, neigte den Rops in artiger
A)eise gegen sie und ließ die beiden, die ihre Hände
wie verbrannt voneinander ließen, wie ertappte
Rinder stehn. Der Sraf schien einen Augenblick
gespannt, ihr nachzuspringen, blieb auch noch wie
von Linnen stehn, als in dem Lchneegestöber der
Wagen hinschwand, nahm aber seine Haltung bald,
bot ihr zwar schweigend aber mit der gewohnten
Neigung seiner beweglichen Gestalt, wobei die weißen
ßedern seines tzutes ihm ins Tesicht sielen, so daß
er sie zurückschütteln mußte, seinen Arm und sührte
sie, die vor Lrregung krastlos sich aus ihn stützen
mußte, sorgsam wie eine Rranke vor dem Lchnee
her, der um die nächste Lcke hinter ihre Hhren
segte, durch die Kassen, dann über die hellere Ltraße
ins Haus zurück.

Dort leitete er sie zart zu einem Ltuhl, wartete
auch, ergeben auf und nieder schreitend, ihren
kleinen Weinkramps ab und sagte dann, indem er
stehen blieb und seine Handschuhe in die slache Linke
klappte:

„Tragt Ihr Belieben, diesen Grt zu wechseln?"

Woraus sie mit nur schwer beherrschter, darum
klarer Ltimme sagte:

„Alollt mich zurück zu meinem Lheherrn bringen!"

-i- -ir

Lr hatte seinen Hreunden Weisung gegeben; so
standen vor Brüssel am vierten Mttag danach
zweihundert Reiter, ihre Lchlitten zu empsangen.
Ls war ein Tag im späten Alinter, wo zwar ein
kalter Nordwind uoch das Lis zusammenhielt, aus
einem klaren Himmelsblau aber schon die Arühlings-
soune strahlte. Hörner und Nlarinetten bliesen die
alte Liebesweise, mit der sie vor nicht mehr als
einem halben Iahre sortgezogen waren. In dichten
Lcharen drängte sich das Volk mit vor das Back-
steinhaus des alten Villingtrop. Dort entstieg am
Arm des Krasen Moriamez die Hosrätin ihrem
Lchlitten und es schien, als hätte sie der Winter-

IV.

LarririilunA? ^IsLrr XLncl, sxraLli clas cler 2uta11 bloss?
vu liast ^sriarrirt clerr rriäebtZserr Weltenbebel^

Oer alles Qrosse tarrssrrcltaeb erböbt,

I7rrc1 selbst öas Xleirre rräber rircbt clerr Lterrrerr.
ves I^elclelr lat, cles 8ärr§ers beLIL^ VLeä,

Vss 8ebers 8cbarrrr, clsr QottbeLt 8prrr rrrrä Walterr:
Vis 8arrriri1rirr§ bat's §etarr rrrrcl bat's erbarrrrt.
vrrcl clLe ^srstrerirrii^ rrrrr verberrrrt's rrrrcl vsrspottet's.

Qrillparrer: Oes I^leeres rrncl cler biebe V^eUen.
III. r. Lreue.

äen bellebten ScbinAivorten nnserer 2eit
§ebärt äns „Lairentb cles äevtseben Scbavspiels".
Leitckern cker ransillaliscbe bkLpoleon NickÄrä

königin etwas abgelernt, so sittsam hielt sie ihre
Augen auf den glattgetretenen Lchnee gerichtet,
während die Hörner plötzlich schwiegen und die
Reiter sich zusammendrängten und schweigend ihre
Sederhüte zogen.

And erst, als das Paar in dem Tor ver-
schwunden war, und die Aammerfrauen mit dem
Auspacken der Lchlitten begannen, setzte ein über-
mütiger Hornist mit einem lustigen Lpottlied ein,
in das die Reiter und die andern Alusikanten mit
Hesang einstimmten, während ein Kelächter durch
das Volk hinzog. In diesem Ausruhr, der ganz
Brüssel vor das Haus des Villingtrop gesührt zu
haben schien, kam er selber, aus seinem Dienst am
Lchloß heimkehrend, hinein. Lr wäre vielleicht
noch umgekehrt, wenn ihn nicht zu viele erkannt
hätten, die eine Tasse vor ihm ösfneten, durch die
er sast gezwungen hinschritt bis zn seiner Treppe.
Als er dann allen sichtbar dastand in seinem weißen
Haar, fiel es durch den Lchwall und Iubel nieder
wie fallende Blätter, und nur eine Alarinette dudelte
unbekümmert weiter.

Akit ihrem Ton im Ghr trat der Nann in
seinen mit altem prunkgerät gefüllten tzausflur,
wo die beiden unterdes auf ihn gewartet hatten.
Und wie ein Tänzer seine Dame an den Tisch
zurückführt, so trat der schwarze Noriamez mit
einer schlanken Biegung vor ihn hin: „Die gnädige
Hrau, zu reisen ein Belieben tragend, hat mir die
Lhre widerfahren lassen, sie zu begleiten. Lo kann
ich Bürge werden für die unbescholtene Aufführung
Ihrer Lheliebsten. Doch schont Verleumdung selbst
den Reinsten nicht. Lie selber könnten sich zu
einem unwürdigen Verdacht geneigt fühlen. Cun
Lie das nicht, ich bitte! Denn sollten Lie das
Anglück haben, einer solchen Hrau nicht artig zu
begegnen, so müßte ich Lie töten!"

Damit tat er unter seiner feinen Lpitzen-
manschette einen leichten Lchlag aus seinen Degen-
knopf, nahm mit einem tzandkuß Arlaub von der
Dame, verbeugte fich vor dem Lheherrn, der seinen
Truß yerwirrt und demütig erwiderte, und ging
erhobenen Hauptes in den Mnter-ßrühlingstag
hinaus, um seine zweite Kahrt nach Holland anzu-
treten.

Wb^ner §e^en ein verbnnäeies Lnropn seine
Scblncbten §escb1u§en nnä seinsn Dbron 2N
Lairentb einern unscbeinenä nicbt sebr rnnsilc-
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^renn sckeint, kür clie rnun clss Lecbten nicbt
Zelernt 2n bnben brancbt, in clen ebr§ei2i§en
LinZern. In Weiinur Zianbt eine Scbanspieierin
sicb r:nr Nekorinatorin äes clentscken Dbeaters
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