Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 8.1904

DOI Heft:
Heft 10
DOI Artikel:
Schmidtbonn, Wilhelm: Der Knecht, [2]: Novelle
DOI Artikel:
Rüttenauer, Benno: Der deutsche Künstlerbund: seine erste Ausstellung in der Münchner Sezession
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.19988#0190

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Rnecht.

Masfers aufgelöst und nichts mehr zu sehen war,
als nur noch diese unablässig slirrende Bewegung
der Wellen unter der Lonne.

IDa endlich blieb der Rnecht stehen, erschöpft,
ohne Atem, staud da mit vorgestrecktem Aops, wie
um dem Zchifs doch um dies Wenige näher zu sein,
sah klein und gebückt aus. Und wieder sing er
das Lausen an, immer den Aops vorstreckend und
spähend, und wieder stand er, ohne Atem, krastlos.

Und nun waudte er sich, stand lange, ging
danu schwer mit hinter sich her gezogenen Beinen
zurück zu seiner Uiste, die am Ufer stand. Über
seinen Uops hin strichen zwei Vögel, flogen weg,
kamen wieder, htelten sich immer an und zwit-
scherten, psifseu, als sprächen sie.

Lr wollte nicht darauf hören, aber wider seinen
Mllen hörte er ein Trösten, eine Sreude, ein Tlück
und eine Ruhe aus ihren Ztimmen zu ihm herunter-
singen - es wehte ihn an, es berührte ihn.

Und als er seine Uiste dastehen sah, seine alte
schwarze Holzkiste, verlassen und allein am User
wie er, da hörte er auch ihre Aprache, obwohl sie
stumm war, keinen Laut von sich geben konnte. Lr
verstand, was sie sagte, in ihrer Armlichkeit, in
ihrer Verlassenheit, die doch von der Lonne be-
strahlt war wie nur irgend etwas Reiches in der
Welt draußen : „Laß sahren, alter Uerl, laß sahren!
Laß dies zu all dem andern gehn, wonach du in
deinem Leben mit vorgestrecktem Uopf und weiten
Augen ausgeschaut hast und was dir davongesahren
ist. Du hast keine Srau und kein Zchisf, aber du
hast mich. Uomm, lade mich aus deine Lchulter —

8VNV. 8LIKIL LirLUL ^.088'1'RQ-
QVKIQ IN OLir IVlÜblMLKILir 8L2L83IQKI.

Von SLNI40 srÖR'I'Lbs-VQLir.

Wie keitlt es bei ^Vnselrn iceuerbuck? ,,^e6es

Uiercbsn bnt sein ?Iüsiercben unä knben wir
beine Lunst, so bnben wir äocb ein Lünstcbsn".
80 äknbcb rnn6 sick äer Qsntscke Lünstlsr-
buncl trösten. Lonnte er Icsine ^Vusstellun^ in
8t. Uouis rnucken, so wnrüe ibrn ÜLsür eine
solcbe in IVlüncben errnö§Iicbt. Qrn so besser
sür IVIüncken! Qus ist Icsine k'rLZe. Rber wicb-
tiZere nnä ernstere VruZen §ibt es kier.

IVns clie Lirwelbeiten sener Vor^ünxe, wo-
öurcb ss in nnerkörter IVeise clen ersten öent-
scben Lünstlern rcur Qnrnö§licblceit xernackt
wuröe, uus öer ^roben Weltnnsste1lnn§ nls Re-
präsentnnten öer cleutscken Lnnst unf^ntreten,
soll bente nicbt 2nrüclc§e§risssn weräen, sie sincl
belcnnnt Zenn^; uncl überclies §ibt es in cliesen
let^ten 2eiten so viel cler Qrsncken unö Qe-
leZenbeiten ^nr I^IortiblcLtion putriotiscber Hocb-
Zesükls, 6n6 rnnn viellsickt nicbt nnnöti§ nn
scbrner^kuften Wnnöen bernrntnsten soll.
wenn inun nnsreickencle wun6är2t1icbe 8esnZ-

ärmlich bin ich außen, und ärmlich ist, was in
mir ist, aber dasür gehöre ich dir wirklich und
wahrhastig; keiner dars mich auf seine Achulter
heben und davontragen als du. Ich war das, womit
du von Haus weg und ins Leben hinausgegangen
bist, mit mir gehst du aus dem Leben und wieder
nach Haus zurück; nichts gewonnen, aber auch
nichts verloren! Aomm, und wenn du wieder
einmal den Rops hängen und traurig sein willst,
dann setz dich auf mich — viel Platz ist nicht da,
aber es ist keiner, der dich davon vertreiben kann.
Und einen kleinen Platz haben auf der Welt, der
einem gehört — ist das nicht Tlück genug?"

Der Rnecht strich sich mit der Hand die Haar-
büsll)el aus der Ztirn, machte den LAund zu, atmete
ruhig, sah sich noch einmal nach dem Kras rings
und dem Weidengestrüpp um, mit einem heitern
lachenden Blick, als wolle er denen, die ihn vorher
lausen gesehen, zeigen, wie es nun mit ihm bestellt
sei, — dann nahm er die Uiste aus die Bchulter
und ging mit seinen langen, gleichmäßig hingesetzten
Zchritten davon. Iedesmal, wenn ein Zchiss mit
gespannten Legeln ihn einholte und an ihm
vorüberzog, winkte er und antwortete auf die
Rufe, wohin: „Vp et letzte Zchiff — naoh Huus!"

T>as letzte Zchiff? Nein, es wird noch eins
kommen und das allerletzte sein, und das wird aus
vier Brettern bestehen. Aber auch das wird in
einen Hasen voll Glück und Ruhe einlausen.

Lr stimmte plötzlich ein Lied an, wie in den
Tagen seiner Iugend, und einmal bückte er sich
und steckte sich eine Blume an den Rock.

nisse uncl VVuAnisse buben bäiwte, um clerri
8cbnclsn init leeuer unä Lwen nuf clen b,eib 2U
rüclren . . . ^Vber, clie 2eit tut's uucb, Alnuben
8ie nur. Qer Lsel xebt InnAssrn nber sicber.

Linstweilen ist Herr von Werner cler IVlunn
unü beksuptet clss k'elcl. Qncl, wie es scbeint,
nickt rnit Onrscbt. 8eine WiclersLcker sincl
oisenbur nicbts nls Qurnpe unä bleiclkÄinrnel.
In einer ^roben IVlüncknsr 2eitun§, clie bünst-
leriscksn k'rs.Aen uncl Intsressen nus lobulen wie
Äus persönlicken Qrünclen nüker stebt uls clie
rneisten ikrer 8ckwestern, I86t ein 8cbreiber
unter clern 8tricb solAencle 8üt2e los: „vncl nun
nrelclet rnun uns uus 8t. Qouis rnit riernlicber
ÖbereinstirnrnunA, uncl -uverlässixe Beobucbter,
clie clrüben wuren, bestütixen es, club sick äie
^rneriksner von 6er olb^iellen Lunst Qeutscb-
lanlls ü la Rnton von V/erner §3N2 unbeirn-
licb irnponiersn lassen. Qas ei§snt1icbe
üstbetiscbe Verstünclnis ist iknen nock nicbt
aufASALNAen, unö so balten sie sick un üus
8tosk1icbe, an clie rnilitäriscken l^epräsentationen,
6ie ibnen als 6as speLisiscb Qeutscbe Zelten.
Ob sie 6ns nuck uus unserer rnoclernen IVluIerei
scbon berausUesunöen kätten . . ., öss ist sonacb
kückst sraZwüräiA." 8o 6er 8ckreiber unterrn
3tricb in 6er ersten 2eitun§ 6er Lunstrnetropole

418
 
Annotationen