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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 8.1904

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Heft 14
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Schmidtbonn, Wilhelm: Raben: neue Geschichten vom untern Rhein
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Seliger, Max: Unsere Arbeit und Kunstarbeit im Dienste des Verkehrs, [2]: Vortrag
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https://doi.org/10.11588/diglit.19988#0384

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Raben.

Leldern — da ift Glückr und Zreude, da könnt ihr
singen wie die andern vögel!

Und dann erst begrifs er, daft diese vögel
ausgestoßen waren, daß sie nicht geduldet waren
bei den Menschen oben, die das lLand in Besih
genommen, den lvald gerodet, sich Käuser ueben
Lauser gebaut, überall Gbst und lvein gepflanzt
hatten.

Ls blieb den Raben nichts übrig, als das einsam
und karg gebliebene Land aufzusuchen — und da
zu schreien, zu schreien in der Lehnsucht nach dem
Lonntagsland oben.

Später faszte der Iüngling Mut, ging aus dem
Land, der freien weiten Natur, die er verstand
und in der er sich wohl und voll Glück fühlte,
zu den Menschen, die ihm sreind waren, die ihm
in ihrer Gemeinschaft wie etwas Unheimllches,
Beengendes, Drückendes vorkamen. Und auch da
waren Sonntags- und Alltagsmenschen, es war

IN OILI^81'L VL8

V^R.X^HR.8. VortraZ vc>u vrok. M. LeliZer.
(vortset^urlA.)

II.

Hieriruclr wollte icli „äber llie I^eblLme
kür urrsere ^.rbeit" sprecben.

Icb weiv rücbt, ob lliese 8itte ocler Oositte
cleutscb ist. In §uter Qesellscbatt ist soirst nicbt
8raucb, seiue ei§ne ^Lrbeit oeler lat bervor-
2ukeben. Oie §ute ^.rbeit einpbeklt sicb selbst.
Oatl clies keute aoclers sein soll, banii icb nicbt
beAreileu. Ocler icb rouü Alaubeii, clab aiisers
clsutscbe Litte scbon erkeblicb verclorbeii ist,
werm es rriö§1icb ist, clall erst clurcb Lrripjleklcnix
ocler Lritilc eine Lacbe ricbtiA rmcl §ut wircl.
bluii ^ar öurcb Lelbstlob! Icb persörilicb babe
oocb iiickts inIolZe 8e1bsts.npreisun^en Aelcault
ocler bestellt.

8si öer Lunstarbeit ist es nock vorläubA
Lraucb, sick weniZstens von ancleren ernpkeklen
2U Isssen.

Vielleickt ist es nötig, clall sicb secler Qebenöe
ülter clurcb ^nnoncen unc! Reblanien in Lr-
innerun§ bält. Wer nicbt alctiv uncl nicbt rnebr
sicktbur ist, recbnet nicbt niebr niit, er zäklt
2u clen 1'otsn.

^ber clie ll'orni ist bei clieseni sicb in Lr-
innerunZ brinxen alles, uncl sicbtbar sein Icann
rnan sni besten llurck seine Werbe, äurcb seine
^.rbeit. Oer lLuufrnann uncl I-'s.brilrant stelle ins
8cbaulenster seine §ute ^.rbsit, clus ist clie beste
Relrlarns. blicbt clurck lauteres 8ckreien ocler
äurcb sick selber köber stellen aul nieeler-
Zetretene blacbbarn ernplekle er seine Ware,
seine /trbeit. Ls ^bt Lünstler, clie clieses ^uk-

uicht auders als wie mit deu vögelu im Land
draußen.

Uud wieder zog es ihu von den Menscheu des
Glücks, vou deu singeuden, zu deneu, die feru von
der ^chönheit und der bülle, iu dieser ernst uud
schwer gewordenen Zeit, sich mit gebückten Rücken
und scharrenden k>änden llahrung und lllöglichkeit
zu leben suchen muszten.

Ls waren ihrer mehr als die Raben. lvenige
achteten auf sie — aber er, dem das sreie Land
die Sinne scharf gemacht hatte, hörte sie schreien,
wenn sie auch den lllund geschlossen hielten: sie
schrieen mit den Augen, die grosz und traurig nach
dem L-onntagsland aussahen.

Ilnd wem das ^chreien häßlich und schmerzend
klingt — der verschliesze seine Ghren nicht: es ist
nur die Sehnsucht nach dem 5ingen. llnd ist die
^ehnsucht nicht immer gewaltiger und erschütternder
als das Glücklichsein selber?

baiieli mit OescbmLclr macken. Qewöbiilicb
wircl slles ansAebramt, 211 viel biiiein§et3N, clas
verwirrt, bebt clen bllnclrnck cler Anten Hnnpt-
werbe nnk, ank clie ein Qesckält Wert 1e§en sollte,
clie seinen QbLrnbter 2ei§en.

Vielleickt ist clie 8itte cler Rsklame clurcb
^.merika, wo clie kobeit cler IVlassen clie 3itten
beberrscbt, nns besckert. 8eit Qbicn§os ^us-
stellnn^ i8gz ist sicberlicb clie lkobeit in cler
Qiebelreblame nncl äie Vernnstnltnn^ nnserer
8täcltebilcler nnü soZen. scbänen Qs^enclen in
Oeutscblancl ^ur Llüte Zebracbt.

^.ns clem Lisenbaknw3§en, icb Alaude es war
^wiscben blew Vorb nncl Lnklnlo, sak icb stnnclen-
Ian§ nn einer 8eite nnZebenre ?1alrLte „IVlellins
koocl is tbe best in tbs worlcl".

Ois sncllose Qnverscbämtbeit war Aenan so
berecbnet, clall, wenn mnn eben clen störenclen
Linclrncb überwnnäen bntte nncl in clie QeZencl
seben wollte, scbon üns ^weits nncl tnnsenclste
8cbilcl LnflloA. Wäre ancb clis Qanclsckakt cler
anclsrn Ws.§enseite ebenso nusAestattet Aewesen,
kätte icb sine KMcktläkrt vor^e^o^en. Wer
bann wissen, ob nicbt bünktix eine nock
mebr „smnrte" virma bsi cüeser 8e1bstemp-
keb1nn§ nncb mit Lbtripnlvsrminen in äer
blackt nicbt kLnbe nncl irettunx §ibt. Icb snb
AÄN^e Qretterstäclte mit Lisenlnclr scbwnr^ nn-
Aeteert nncl auk nlle VVäncle nnc! Oäcber nn-
^ebenre ckroinAelbe Qettern sines Wortes §e-
mnlt. Oa cliese vläcken clnrcb clie Lile cles
2n§es psrspelctivisck tnn^ten, clall mnn nickt
mekr IVlensck nocb ll'enster snb, katte ick clen
Linclrnclc, icb tränmte.

Icb Zlanbe, clall clie 2eit reik ist, clall wir
eine lKelclameorclnnn^ erbnlten. ^seclsnfnlls baben
üie Qürxer, üie sicb clurcb ^.nwenclnnA cler
Lunst uncl rücbsicbtsvolle 8itten um clis k'örcle-
run§ nnseres Hmsebens verclient macben, ein

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