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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 11.1906

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Heft 3
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Schäfer, Wilhelm: Deutsche Jahrhundert-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.26233#0133

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DEUTSCHE JAHRHUNDERT-AUSSTELLUNG.

möchte ich ihm mit Deutlichkeit vorweg nehmen:
Mit allen Angriffen auf die Ausstellung, mit
allen Protesten vergessener Maler und Genossen
(es ist wirklich manches unterlassen und
manches vergessen worden) hat dies nichts zu
tun. Wenn Düsseldorf nun gegen Hamburg
arg zurücksteht: seine eigene Schuld! Warum
hat es keinen Lichtwark gehabt, der seine
Leute entdeckte und zur Stelle brachte? So ist
sein arg verachteter Th. Schüz unter die Frank-
furter geraten, sein C. F. Deicker gar nicht und
sein C. Seibels kaum vorhanden, von den ganz
unbekannten Leuten wie etwa Rainer Dahlen,
oder von den berühmteren wie etwa Bokelmann
gar nicht zu reden. Ähnliches mag von München
gelten. So ist die Ausstellung wirklich nur ein
Stückwerk, aber ein so bedeutendes, wie wir es
sobald nicht wieder erleben werden; aus keinem
persönlichen Klüngel, sondern aus aufrichtiger
Gesinnung gemacht. Das angefochtene Lieber-
mann-Kabinett schadet keinem mehr als ihm
selbst, seine Nerven haben so blutig noch nicht
bloß gelegen. Und Marees gegen Böcklin? War
es nicht gut, daß wir es alle einmal sahen?
Man wird bald aufhören, davon Fabeldinge zu
sagen, so sehr es unsere Neigung ist, aus einem
Gerechtigkeitsgefühl den auf der Strecke Ge-
bliebenen zu überschätzen. Und daß wir Meier-

Gräfes Strümpfe d. h. die der Dachauerinnen
von Leibi sehr gründlich zu sehen kriegten?
Wem sollte es nicht heilsam gewesen sein,
diesen Holbein den Jüngsten in seiner ganzen
Kraft und Schönheit beisammen zu sehen!
Nein, in Wahrheit: das war ein tapferer Ent-
schluß, so heftig zu mancherlei Revisionen
anzuregen. Und wenn im Sommer die Revision
von der andern Seite nach Moabit kommt: weit-
läufiger könnte sie vielleicht sein, sachlicher
schwerlich, interessanter auf keinen Fall: aber
sie hat ein Vorbild.

Und dies beiläufig zum Schluß: Gelegentlich
der zweiten Künstlerbundausstellung sagte ich
den Berlinern an dieser Stelle, wenn sie schon
keinen „angewandten“ Künstler von Rang hätten,
so könnten sie doch einen aus dem Reich
kommen lassen. Das ist nun wirklich geschehen:
Peter Behrens hat die Einrichtung der National-
galerie gemacht, so gut und sinngemäß, daß
sie außer in dem kleinen „Gartensaal“ von den
Wenigsten bemerkt wurde. Der Gartensaal
fand natürlich auch gleich seine Tadler, wie
alles, was Behrens macht; aber das ist nicht
das Schlechteste an ihm; und ich möchte den
Architekten sehen, der sich in seinem Fall
mehr dem Zweck untergeordnet und ihm wahr-
hafter gedient hätte. S.

Ul

Alfred Rethel. Mönch am Sarge Heinrichs IV.

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