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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 11.1906

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Heft 4
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Heimann, Friedrich Carl: Aus dem alten Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26233#0195

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Ecke Am Hof und Unter Taschenmacher (Köln).

Fassbinderzunft und Filzengraben 1539 (Köln).

zeitlichen, darunter die Apotheke mit romanischer
Front und ein Zwillingsgiebelhaus, das die In-
schrift trägt:

Deis Hous steit in Gottes Hädt,

Zo dei Bretzell bin ich genadt (1580).

Die vergoldete Darstellung dieses Gebäcks be-
kräftigt die Beurkundung des Hauses. Das einst
so lebhafte Markttreiben auf diesem Platz unter
den Bäumen und am Fuße des volkstümlichen
Jan van Werth-Brunnens ist bedauerlicherweise
geschwunden, nachdem die neue Markthalle den
ganzen Verkehr in sich aufgenommen hat. Ihrer
Erbauung unweit des benachbarten Heumarktes
sind 64 alte Baulichkeiten zum Opfer gefallen,
die mit zahlreichen Gassen und Gäßchen kleinster
Abmessung das älteste, dichtest bebaute und
bevölkerte Viertel der Stadt bildeten. Die bevor-
stehende Errichtung einer neuen Rheinbrücke
wird auch den Rest zum größten Teil ver-
schwinden lassen. Ihn zu besichtigen lohnt
tatsächlich nicht mehr, dagegen beanspruchen
einige Hausbauten am Heumarkt immer noch
unser Interesse, vor allem das doppelgiebelige
Eckbaus „Zum St. Peter“, das durch zierliche
Zinnen und Laubwerkfries ausgezeichnete Haus
Vanderstein Bellen, der „Fischkarrig“ mit kraft-
vollem Portal, und für kurze Zeit noch eine
Häuserinsel hinter dem Königsdenkmal, die auf
kleinstem Raum g Baulichkeiten vereinigt, vor-
mals die Fortsetzung der Bolzengasse, des direk-

ten Zugangs zum altersgrauen „Gürzenich“, dem
„Kauf- und Tanzhause“ der Stadt. Einen engen
Fußweg durchschreitend, das Börsengäßchen,
über welchen der gotische Erker einer Haus-
kapelle ausladet, gelangen wir zur Rheingasse
und stehen dem Overstolzen-Haus (Tempelhaus)
mit seiner reichen architektonischen Gliederung
aus spätromanischer Zeit gegenüber, wenden
uns nach dessen Betrachtung hinab durch die
dunkle Straße, welche alte Kaufmannshäuser
mit Lagerhallen und vergitterten Fenstern um-
stehen, vorbei an der Giebelhäusergruppe der
Straßburgergasse zum Laystapel, wo sich der
malerische Eingang des Filzengrabens auftut. In-
mitten desselben erhebt sich das schönste Kölner
Giebelhaus des 16. Jahrhunderts, die Faßbinder-
zunft. Ihr Nachbar, die basilikale Anlage der
evangelischen Kirche mit ihrem das Kölner
Stadtbild verunzierenden Campanile, nimmt die
Stelle einer Reihe hochinteressanter Bauten ein,
die früher den Übergang zu den vorgekragten
Giebelhäusern an der Nordseite des Mühlen-
baches vermittelten, deren Zahl auf wenige
zusammengeschrumpft ist. Noch einige Schritte
durch die Königsstraße, und wir stehen vor der
schönsten und eigenartigsten baulichen Gruppe,
die Köln noch sein eigen nennen kann.

Hoch über der Straße erhebt sich die mit
einer alten Madonnenfigur geschmückte, von
Fenstern durchbrochene Giebelfront des süd-

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