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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 11.1906

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Heft 4
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Heimann, Friedrich Carl: Aus dem alten Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.26233#0196

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St. Martinskirche und Stapelhaus (Köln).

liehen Vorhallenbaues der Kirche* St. Maria im
Kapitol, daran anschließend die dem 15. Jahr-
hundert entstammenden Sängermeisterhäuschen,
geziert durch die Wappen der Erbauer, der
Familien Jabach und Schlösgen, mit verwitterten
Schieferdächern, den alten Fensterverglasungen,
grünen Fensterläden und rebenbepflanzten weißen
Außenmauern. Der vormalige Eingang zur
Kirchenimmunität, das Dreikönigenpförtchen,
schließt die Straßenfront ab. Hinter ihr zeigt
sich die breite Masse der genannten Kirche,
unterbrochen durch den kühn emporstrebenden
Dachreiter der Hardenrath-Kapelle, in der Ferne
überragt durch den Glockenturm von Klein
St. Martin.

Dieser eindrucksvollen Ansicht entspricht
eine gleichwertige nach Durchschreitung des
Pförtchens. Dann bietet sich dessen Schauseite
dar mit der Bildwerkgruppe der anbetenden drei
Könige unter spitzbogigem Baldachin in präch-
tiger ursprünglicher Bemalung, nebenan die
Sängerhäuschen, in ihrem Aufbau der Steigung
einer Treppe zur Kirchenvorhalle folgend. Das
Ganze ist umschlossen von kleinen, einfachen
Bauten sowie dem mächtigen Chorrund der
ältesten und größten Marienkirche der Stadt,
belebt durch Baum- und Strauchwerk auf ge-
neigter Rasenfläche. Die Baukunst von vier
Jahrhunderten findet sich hier zu einem über-
aus stimmungsvollen Ganzen zusammen, dem
nichts an die Seite zu stellen ist, und mit
dessen Betrachtung auch diejenige der alten
Straßenbilder und Gebäude ihr Ende finden möge.

Die geschilderten haben noch einigermaßen
einen Zusammenhang, viele alte Bauten aber
stehen zerstreut in anderen Stadtteilen, ver-
einsamt unter modernen Schöpfungen, jeder-
zeit des Abbruchs oder dauernder Entstellung
gewärtig.

Wenn auch die erwähnten Werke der Bau-
tätigkeit unserer Vorfahren keinen Vergleich aus-
halten mit den der allgemeinen Kunstgeschichte
angehörenden hervorragenden Hausbauten,welche
Städten wie Nürnberg, Augsburg, Rothenburg,
Würzburg, Braunschweig, Hildesheim, Lübeck
und Danzig ein charakteristisches Gepräge ver-
leihen, so können sie doch eine örtliche kunst-
geschichtliche Würdigung und den Schutz ihres
Bestandes im Sinne der Denkmalpflege bean-
spruchen. Sie sind ebenso Zeugen der großen
wechselvollen Vergangenheit Kölns, wie die
monumentalen Schöpfungen der Kirchenbau-
kunst, in deren Erhaltung, Wiederherstellung
und Ausschmückung seiner Bevölkerung Sinn
nie erlahmt ist.

Möchte derselbe sich auch den alten Profan-
bauten, soweit es noch möglich ist, zuwenden,
denn das Alte ist es doch besonders, das allent-
halben die Anziehungskraft ausübt zu einer
Wanderung nach der „Stadt mit dem ewigen
Dom“.

Gasthof zu St. Peter (Köln).

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