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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 11.1906

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Heft 6
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Rüttenauer, Benno: Aus dem grossen Haufen der Kölner Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.26233#0286

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Ein zweites Bild von Pankok, das Damen-
porträt im Oval, wirkt nicht so wuchtig wie das
genannte, ist aber mit seinem, ich möchte sagen
opalisierenden Grau-rosa von entzückender Ton-
schönheit, der das glattglänzende schmale
Gold des ovalen Rahmens zugleich eine raffi-
nierte Fassung gibt.

Von solchen Tonreizen und koloristischen
Feinheiten ist das Gemälde „Meine Söhne“
von Franz Hein weit entfernt; das durchgängig
opake Blau gibt dieser Malerei etwas Schwer-
fälliges, Derbes, aber die Kraft der Modellierung
und eine feine Charakteristik entschädigen da-
für. Und dies gilt, allerdings mit einiger Ein-
schränkung, auch von dem „Herrenporträt“ von
Wilhelm Schmurr und der „alten Frau“ von
Stoskopf. Doch alle drei müßten, trotz ihrer
Eigenschaften, als einigermaßen mühsame und
fast kleinliche Kunst wirken, wenn man den
alten Frauenkopf von Bohle neben sie hinge,

der fast mit Nichts an Mitteln ein
großes sicheres Formgefühl und
solche Schlichtheit ausspricht, daß
das Außerordentliche als Selbstver-
ständlichkeit wirkt. Dieser ein-
fachen Schöpfung kann sogar ein
Holbein und Dürer nichts anhaben.

Eine prächtig dekorative Wir-
kung erzielt Robert Böninger mit
seiner Dame in Rot und beweist
damit, daß er nicht umsonst bei
Sargent in die Schule gegangen ist;
er wirkt sogar schlichter, ruhiger,
weniger oberflächlich, ich meine
weniger nur als Oberfläche, aller-
dings auch weniger glänzend und
blendend, weniger „sprühend“ als
sein berühmter Lehrer. Er hat ein
Gefühl für die Wirkung der großen
ruhigen Linie, die ich bei Sargent
nicht kenne. Sein Kolorit ersetzt
an Tiefe, was ihm an Brillanz
abgeht.

Gründlich von seinem Lehrer
(E. v. Gebhardt) sich emanzipiert
zu haben, scheint mir Otto Boyer;
er handhabt modernste Mittel mit
großer Virtuosität; seinen zarten
Mollakkord in Schwarz und Rosa
durchzittert diskret ein Ton von
Messingglanz, das ist wirklich deli-
kat empfunden. Die Fleischpartien
wollen dagegen wenig sagen. Das
Bild heißt: „Dame am Kamin“.

Noch größerer „Modernität“ be-
fleißigt sich Rudolf Gudden. Wenn
sein feuergelber Ton etwas ge-
dämpfter, überhaupt seine „Sprache“
etwas weniger laut aber vielleicht
sorgfältiger durchgebildet, mehr verfeinert wäre,
würden gewiß seine „Schwestern“ nicht nur
vornehmer sondern auch im höheren Sinn
noch stärker wirken; ein starkes Talent be-
weisen sie ohnedies — nicht wegen ihrer
etwas brutalen Wirkung, sondern trotzdem.

Wie man mit leisen Mitteln stark wirken
kann, zeigt Schmitz-Garvens mit seinem Damen-
bildnis in Pastell und Schneider - Didam mit
dem Bildnis des Malers Clarenbach; jener im
Sinn einer starken verhaltenen Innerlichkeit,
die uns ergreift, dieser mit koloristischen Fein-
heiten (helles Rot gegen Gelbbraun und Gelb-
grau), das den Sinnen schmeichelt, das aber
auch freilich der Grenze des Süßen gefährlich
nahe kommt.

* *

*



Und nun endlich das freie Figurenbild. Es
steht gegen die Leistung in der Landschaft
ziemlich zurück und ich habe bereits gesagt,
wie dieses Verhältnis zu beurteilen ist. Halten

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