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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 5.1920/​1921

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Frimmel, Theodor von: Gemälde im Wiener Privatbesitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.52778#0040

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die signierten Bilder des genannten Holländers sind. Ein sicheres, unver-
fälschtes Beispiel der hohen Kunststufe des P. de Laer muß uns also will-
kommen sein. Das Monogramm, das zu keinerlei Mißtrauen Anlaß gibt,
findet sich in hellen Zügen rechts in mittlerer Höhe über dem Schlitten.
Dort ist „PDL/“ deutlich zu lesen. (Auf Eichenholz, hoch 48, breit 32 5
Zentimeter.) Über die Entstehungszeit des vorzüglichen Bildes wollen wir
bei dem heutigen Stand der Laer-Frage kein abschließendes Urteil fällen.
Daß dieses Werk ganz in holländischem Sinn komponiert und gemalt ist,
scheint auf die Jugend des Künstlers in Holland hinzuweisen. Dabei über-
rascht aber die ungewöhnliche Reife der ganzen Mache, die wieder auf die
nachitalienische Periode des P. de Laer schließen ließe. Da es keine „Bam-
bocciade“ ist, will man es nicht in die italienische Zeit einreihen. Könnte
es etwa in Wien entstanden sein, wo ja Pieter de Laer vorübergehend tätig
war? Diese Frage möchte ich nicht bejahen. Denn das Eichenholz als Mal-
grund spricht gar sehr dagegen. Die Herkunft des Bildes ist eine gute.
Nach der Überlieferung, die sich urkundlich prüfen läßt, stammt es aus einer
Jägerschen Galerie. Ohne Zweifel ist es das'Bild, das bei Andreas Jäger
(dieser war 1780 geboren) in Wien gewesen und von dort gegen 1835
zum Wiener Glockengießer Hofbauer gelangt ist. Im handschriftlichen Ver-
zeichnis der Sammlung Hofbauer aus dem genannten Jahr fand ich „P. v.
Laar: Ein Bauer mit einem Karn und zwey Pferden. Höhe 15'/2, Breite
20 Zoll (die Bilder waren mit dem Rahmen gemessen; Länge und Breite
offenbar verwechselt) mit dem Ankaufsvermerk: von Hr. Andreas Jäger um
50 fl. — Bei Hofbauer hing es im IV. Zimmer als Nr. 13*)-
Noch eine besondere Seltenheit sei mitgeteilt, ein signiertes Gemälde
von Johannes Spielberg, dem geschickten Rembrandtisten. Als solchen
kann man ihn bezeichnen, auch wenn es nicht nachweisbar ist, daß er un-
mittelbar von Rembrandt gelernt hat. Aber Joh. Spielberg war sieben Jahre
lang in Amsterdam tätig und das bei Govaert Flinck und zu einer Zeit, als
Rembrandt noch lebte. In Amsterdam malte Spielberg 1650 jene Schützen-
mahlzeit, die jetzt im Ryksmuseum zu sehen ist. Auf eine persönliche Be-
kanntschaft mit Rembrandt, dessen große Bilder Spielberg ohnedies nicht
übersehen haben kann, deutet noch folgender Umstand des besondern
hin. Unter den Köpfen, die auf dem prächtigen Sittenbild im Wiener Privat-
besitz dargestellt und alle bildnismäßig aufgefaßt sind, befindet sich einer,
der dem Sohne Rembrandts, Titus, ganz merkwürdig ähnelt. Auch in der
kleinen Nachbildung auf Tafel XIV ist diese Ähnlichkeit ersichtlich. Spiel-
berg dürfte also wohl auch mit dem alten Rembrandt persönlich bekannt
gewesen sein. Das Sittenbild des Spielberg vor uns erinnert mich nicht
wenig an ein Bild mit einer Spinettspielerin, das sich im Bruckenthalschen
Museum zu Hermannstadt befindet und das ich bisher für ein Werk des
Constantyn Renesse gehalten habe. Es ist ebenfalls sehr pastös gemalt wie
der Spielberg hier in den Gewändern, und hat gleich diesem schon allerlei
abenteuerliche Benennungen erhalten. Nun hat sich bei Gelegenheit einer
Befreiung des Wiener Bildes vom alten Firnis und Schmutz unten gegen
links die alte, echte Signatur „SPILBE . ..“ gefunden, die auf niemand

*) Dazu Frimmel: Lexikon der Wiener Gemäldesammlungen, Bd. II, S. 244
und 196.
 
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