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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 5.1920/​1921

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Von den Wiener Versteigerungen im Spätwinter
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https://doi.org/10.11588/diglit.52778#0137

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großes Kniebild, wie der Katalog behauptet, signiert und datiert: Hubert
Maurer 1782, zeichnet sich durch Frische der Färbung und sichere Tech-
nik aus. Erzielt wurden 520.000 Kronen.
Trotz der glatten, zarten Malerei war das lebensgroße, signierte Bild-
nis der jungen Gräfin Desfours von Karl Agricola von guter Fernwirkung.
(550.000 K.)
In üppiger Farbenpracht stand vor uns das Bildnis der Baronin Tatist-
scheff-Apraxin und eines Töchterchens, ein Gemälde, für das kein Malername
angegeben wird. (245.000 K.)
In einem anderen Unbekannten bei Nr. 77 („Porträt einer Dame im
Empirekostüm in einer Landschaft an eine Säule gelehnt“ nach alter Über-
lieferung, Bildnis einer Gräfin Hunyadi) konnte ich die Vigee-Lebrun
unschwer erkennen, deren etwas grelle Farbengebung und flüssiger Pinsel-
strich deutlich genug aus dem Bilde sprechen. Der Versteigerungskatalog
tut ihm unrecht, wenn er in diesem Bild irgendeine Kopie, es wird nicht
gesagt nach wem, wittert. (70.000 K.)
Verkannt waren auch zwei der herrlichsten Frühwerke von Wald-
müller, echt signierte und datierte kleine Breitbilder aus dem Jahr 1822,
Nr. 41 und 42. Eines stellt dar ein Tal im Mittelgebirge mit einem Werk-
bach in Holzbau, von dem das Wasser in großen, sonnenbeschienenen
Tropfen herabkommt. Rechts im Vordergrund eine Gruppe von Bauern-
kindern. Links vorn Klettenblätter, alles in virtuoser Ausführung. Das andere
führt uns zu einem Bächlein im Laubwald, durch das ein Mädchen, von
rechts her kommend, watet. Beide von hochkünstlerischer Stimmung und
Qualität (Abmessungen: Breite 195, Höhe 15 cm), beide vorher noch un-
bekannt, da sie wie die meisten Sachen im Palffyschen Besitz so gut wie
unzugänglich waren. (170.000 und 100.000 K.)
Erwähnt seien noch ein kleiner K. Agricola aus dem Jahr 1841
(Liegende Venus, die sich im Spiegel betrachtet — 150.000 K) und von
demselben Künstler ein Studienblatt in Aquarell und eine große Ölkopie
nach einem Th. Lawrence im fürstlich Metternichschen Besitz, und zwar
nach dem berühmten Brustbild der Prinzessin Klementine Metternich, das
jahrelang als Leihgabe im Hofmuseum gehangen hat. Nr. 56 war eine alte
Schulkopie nach dem Bildnis des Staatskanzlers Metternich von Th. Lawrence.
Das große Gemälde befand sich ebenfalls im fürstlich Metternichschen Be-
sitz. Es ist mehrmals wiederholt worden. Eine solche Wiederholung befindet
sich auch in Wien, und zwar im Ministerium des Äußern.
Ein begonnenes Herrenbildnis, das wohl nach der Überlieferung als
Werk Jos. Karl Stielers gilt, bot maltechnisches Interesse. Gesicht fast
fertig gemalt, Brust nur in kecker Pinsfeivorzeichnung angedeutet. Der
Gitarrenvirtuos Mauro Giuliani sei dargestellt, der jahrzehntelang in Wien
lebte. (31.000 K.)
Zwei hervorragende ideale Landschaften vom älteren Marko aus dem
Jahr 1827 dürften jedem Besucher der Ausstellung aufgefallen sein. (150.000
und 190.000 K.)
Unter dem vielen Gemalten, das noch überdies da war, sei das flotte,
farbenfreudige Strandbildchen von Jules Noel angemerkt. (34.000 K.)
Gute große Stiche aus dem 19. Jahrhundert boten viele Anziehungs-
punkte. Der Sommernachtstraum nach Landseer, gestochen von Sam. Cousins,
 
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