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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 5.1920/​1921

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Frimmel, Theodor von: [Rezension von: A. Bredius, Künstlerinventare, Urkunden zur Geschichte der holländischen Kunst des 16., 17. und 18. Jahrhunderts]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52778#0168

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161

Nicht zu übersehen sind die Mitteilungen über den überaus seltenen
Meister Abraham Westervelt, dem Bredius mit Aufmerksamkeit nachge-
gangen ist. Ich habe nur das Bild bei den Erben des Generalkonsuls Dr. Gott-
helf Meyer in Wien nachzutragen, als eine zwar holländische gemalte Land-
schaft, aber mit der Darstellung einer gewiß nicht holländischen Gegend.
Westervelt ist im großen Füßlischen Künstlerlexikon genannt und darnach
bei Nagler, wie gewöhnlich ohne Hinweis auf den fleißigen Vorarbeiter. Die
Landschaft von Westervelt bei Dr. Gotthelf Meyer ist in aller Kürze er-
wähnt in A. v. Wurzbachs Lexikon. Die Malerei hat durchaus holländisches
Aussehen, die dargestellte Gegend aber ist nicht in Holland zu suchen,
sondern könnte aus der Moldau oder Walachei genommen sein. Mit diesen
Ländern scheint Westervelt bekannt gewesen zu sein. Das Bild bei G. Meyer
stellt dar links ein Bauernhaus; dabei ein großer Taubenschlag von fremd-
artiger, nicht holländischer Form. Mitten im Mittelgrund hinter Bäumen fast
versteckt ein schloßartiges Gebäude. Rechts ein Fluß, an dessen Ufer ein
Weidenbaum. In der Ferne gegen rechts beleuchteter Felsen; oben Gebäude.
Auf dem Fluß mehrere Kähne. Vorn drei Männer und ein Hund. Weiter
zurück noch andere Figuren und ein laufender Hund. Signiert „A Westervelt“
(A beschädigt) in sauberer lateinischer Kursiv. A. Westervelt hat auch Figuren-
bilder und Bildnisse gemalt. Die Signatur „A. Westervelt“ fand sich auf einem
mittelgroßen Breitbild mit einem „Concert“ im November 1879 bei einer
Posonyischen Versteigerung zu Wien. Es kam um 450 fl. an „Dr. Spitzer“.
Bei der Auktion Cassotti in Wien 1893 war ein Westervelt als sogenannter
A. W. Stervelt (einen solchen Maler gibt es nicht) verzeichnet. Die Signatur
war einfach verlesen.
Jacob de Coningh, ein Bruder des berühmteren Philip de Coningh,
findet besondere Beachtung (eine Landschaft von seiner Hand ist abgebildet).
Höchst fesselnd die Mitteilungen über Pieter van der Hulst, seine Ver-
wandtschaft und die Gemälde im Nachlaß des Godschalck v. d. Hulst 1674
zu Dordrecht. Das Verzeichnis bringt ganze Reihen interessanter Posten, so
als besondere Seltenheit „een stuck“ van Geertie tot S* Jan, Arbeiten von
Ryckhals, „een verloren Soon“ van Andries Both, mehrere Bilder mit
Blumen oder Obst von „Paludanus“ (ohne den Vornamen) (siehe S. 1373,
1375 und 1377). Bredius macht mehrere Maler des Namens Paludanus geltend.
Vielleicht war der Medailleur und Bildhauer Paludanus, dessen Bildnis aus
dem Jahr 1564 im Wiener Hofmuseum hängt, ein Verwandter dieser Maler,
und man geht wohl nicht fehl, ihn selbst auch als Maler anzusprechen. Ver-
mutlich ist das Porträt in Wien sein Eigenbildnis. Die ganze Bilderreihe
dieses Inventars, vermehrt um einige Stücke, wie z. B. einen Rubens und
„een Boose Griet van Brueghel“ (es ist wohl die dulle Griet gemeint, die
schon bei Van Mander erwähnt ist, die in die Rudolfinische Kunstkammer
uSd von dort nach Schweden gelangte; gegen 1897 war das Bild in der
Sammlung Meyer v. d. Bergh, aus der es durch H. Hymans erstmalig ver-
öffentlicht wurde [„Gazette des beaux arts“ 1897]), kehrt wieder am 30. Sep-
tember jenes Jahres 1674 im Verzeichnis der Bilder, welche der Maler Pieter
v. d. Hulst bei seiner Abreise aus dem Haag bei einem Marktschiffer in
Verwahrung hatte (S. 1376ff.). Der Abschnitt über die Dalens hat Bedeutung
wie so vieles andere auch, das in diesem und in den zwei folgenden Bänden
zusammengetragen ist.
 
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