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Der Sturm: Monatsschrift für Kultur und die Künste — 15.1924

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Schwitters, Kurt: Familie Hahnepeter II: Der Paradiesvogel
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https://doi.org/10.11588/diglit.47214#0258

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DER STURM / VIERTES VIERTELJAHRHEFT

den Briefkasten, sondern gib ihn dem Paradiesvogel mit, weil wir hier keine Post-
boten noch nicht haben. Nun Schluß und Gruß und Kuß, Dein Hahnemann.“ Und
nun flog der Paradiesvogel mit dem Brief ab, und Hahnemann, Pluvinel und
Ungeflochten winkten.
Die Mutter saß gerade in der Küche und putzte Steckrüben, als es ans Fenster
klopfte und der Paradiesvogel draußen war. Nein diese Überraschung! Die
Mutter kam von einem Schreck in den Anderen. Erst erkannte sie den Paradies-
vogel wieder. Dann sah sie plötzlich den dicken Brief, und als sie ihn las,
wie freute sie sich plötzlich, als er von ihrem lieben, kleinen Hahnemann war.
Nein, diese Überraschung! Die Mutter weinte richtig vor Freude und Leid, sie
wußte es garnicht, weshalb alles. Und schließlich wurde sie ganz schrecklich
traurig, weil sie doch nun nicht zu Hahnemann konnte, als sie es las, daß Onkel
Pluvinel gesagt hatte, einerwärts könnte der Mensch nur sein, entweder zu Hause
oder im Paradiese. Und selbst wenn sie den Weg gewußt hätte, so hätte sie doch
das liebe Väterchen nicht verlassen können. Aber sie tröstete sich, daß Hahne-
mann noch lebte, und es so gut hatte und schrieb ihm einen langen Brief, den
der Paradiesvogel ihm brachte. Und nun flog der Paradiesvogel alle acht Tage
hin und her und brachte Briefe hin und her.
Und Hahnemann lernte inzwischen das Reiten.

Kurt Schwitters
 
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