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Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

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Kisa, Anton Carel: Vasa diatreta, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3944#0023

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1899. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

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war zerbrochen; der kleinere Theil der Bruch-
stücke kam in das Museum zu Mainz, der
gröfsere in das Bonner Provinzialmuseum, wo
sie wieder zusammengesetzt wurden. Der
Becher war von ungewöhnlicher Gröfse, 15 cm
hoch, 21 cm breit. Das Netzwerk, welches
mehr als zwei Drittel des Gefäfses umzieht, ist
gleichfalls farblos, oben aus eirund erweiterten,
in der Mitte und unten aus kreisförmigen
Maschen zusammengesetzt. Eine Inschrift war
nicht angebracht.

4. und 5. Zwei Kugelbecher aus farblosem
Glase, gefunden 1844 in der Benesisstrafse zu
Köln in zwei Steinsarkophagen, zu Häupten der
Gerippe von männlichen Leichen. Beide hatten
noch Münzen im Munde, von Traian die eine,
die andere vom jüngeren Constantin. Der
gröfsere von beiden Bechern, 12 cm hoch und
10 cm breit, wurde für 800 fl. von König Lud-
wig I. für das Münchener Antiquarium ange-
kauft, der kleinere, etwa 1072 cm hoch und
872 cm breit, kam in das Berliner Museum.
Das Netzwerk ist an beiden farblos und ist in
derselben Art, wohl von einer Hand, gearbeitet.
Das Münchener Exemplar trägt die Inschrift
„Bibe multis annis", das Berliner die griechische
flie %tja<ug y.aXdüg."

6. Ein Kugelbecher aus farblosem Glase,
gefunden 1845 in Szeksard in Ungarn, aufbe-
wahrt im Nationalmuseum zu Pest-Ofen. Er
ist 12 cm hoch und 15'/2 cm Dre't- Von den
bisher genannten unterscheidet er sich dadurch,
dafs er kein Netzwerk hat, sondern nur eine
Inschrift, welche die Mitte des Körpers um-
gibt. Er bedurfte keines Untersatzes, sondern
steht, ähnlich den Fischgläsern in Trier und im
Vatican, auf drei schön geformten Schnecken und
gleich viel Delphinen mit aufgesperrtem Rachen.
Sie sind für sich geblasen und an das Gefäfs an-
gesetzt. Die Inschrift ist fragmentirt JEIB ...
(UMENI TUE ZHr . ir und' vielleicht zu
ergänzen: „Aslßt w Iloi/Lievi 71C1 %qoaig,"
d. h. „Bringe die Spende, Poimenis, trink und
sei glücklich!"

7. Ein eimerartiges Gefäfs unbekannter Her-
kunft im Schatze von S. Marco in Venedig.
Es ist eine Situla aus grünlichem Glase, von
konischer, nach oben erweiterter Form, 25 cm
hoch, 19 cm breit, mit einem Bronzehenkel
versehen. Das Netzwerk aus gleichem Materiale
wie der Kern, welches die untere Hälfte um-
gibt, besteht aus sechseckigen Maschen, zwischen

welchen kleine Rauten angeordnet sind. Den
oberen Theil nimmt eine in Hochrelief ge-
schnittene Jagdszene ein, zwei Reiter und Hunde,
die einen Panther verfolgen. Der Boden ist
flach und ohne Netzwerk. Eine Inschrift war
nicht angebracht.

8. Ein Kugelbecher aus farblosem Glase,
unbekannter Herkunft, in der Sammlung Cagnola
in Mailand, 13 cm hoch, ll'/g cm breit. Er
ist nicht von Netzwerk, sondern von einer eigen-
artigen Hülle aus farblosem Glase umgeben:
Vier breite geriefte Pilaster mit Kapitellen biegen
sich um die Rundung des Gefäfses, unten durch
eine kleine Platte, am Rande durch einen ge-
zahnten Reifen verbunden. Zwischen ihnen
sind ziemlich roh gezeichnete tragische Masken
ausgeschnitten, die durch gewundene und ge-
riefte Streifen mit den Pilastern und dem oberen
Reifen verbunden sind.

Aufser diesen acht mehr oder weniger gut
erhaltenen, echten Diatreten gibt es noch Bruch-
stücke von solchen. Das Ungarische National-
museum erwarb, wie mir J. Hampel mittheilt,
vor Kurzem ein im Komitate Feye"r aufge-
fundenes Fragment, welches er nächstens ver-
öffentlichen will.1) Das Oesterreichische Museum
besitzt ein angeblich aus dem Römischen stam-
mendes Bruchstück von farblosem Krystallglase,
an welchem anstatt des Netzwerkes flache Bügel
aus kobaltblauem Glase angebracht und durch
etwa 4 mm lange Stege mit dem Körper ver-
bunden sind. — Aus Abbildungen und Be-
schreibungen kennen wir das Diatretum, welches
1826 .zu Strafsburg in einem Steinsarge gefunden
wurde, bis 1870 im Besitze der dortigen Biblio-
thek war, aber zur Zeit der Belagerung spurlos
verschwand. Es war ein farbloses Gefäfs von
schlanker Eiform, das bis zum Rande in einem
purpurfarbigen rundmaschigen Netze steckte und
darüber den Rest der Inschrift in smaragd-
grünem Glase.......XIM ... NE AVG

.... aufwies, die „Salve, Maximiane Auguste"
zu ergänzen ist. Der leider verlorene Becher
war von gleicher Farbenpracht und von gleicher
Arbeit wie der bei Trivulzio befindliche und
wohl neben diesem der schönste. Die Samm-

*) Nach der von J. Hampel zur Verfügung ge-
stellten Abbildung ist das den Aufsatz begleitende
Gliche hergestellt. Unter der Inschrift zeigt sich eine
Ausbauchung mit linsenförmigen Durchbrechungen.
Vgl. den inzwischen erschienenen Aufsatz von J. Hampel
in »Archaeologiai Ertesitö« Jahrg. 1899, S. 16—18.
 
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