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Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

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Haupt, Richard: Noch ein paar Bettelbretter
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https://doi.org/10.11588/diglit.3944#0058

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1899.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

76

Noch ein paar Bettelbretter.

Mit 3 Abbildungen.

errn Dr. Crulls Verdienst ist es ge-
wesen, den wie von anderen, so
auch von mir so gut wie über-
sehenen Gegenstand der Bettel-
bretter, Belte, Opferbretter, Almosenschaufeln
in seinen Platz im Garten der kirchlichen Ar-
chäologie einzusetzen (»Z. f. ehr. Kunst« II, 393).
Die Veröffentlichung des bedeutsamen roma-
nischen Stückes aus Schweden (XI, 143) durch
Herrn Schnütgen kann man schon als eine
schöne Frucht jener Pflanzung ansehen. In
den nordelbischen Herzogthümern entsinne ich
mich öfters solche Bretter oder Stücke davon
gesehen zu haben, die mir damals nicht be-
achtenswerth erschienen bis auf das zu Oldesloe.
Nun dürfte es doch der Mühe werth sein, etwas
zu thun, um den Rahmen besser auszufüllen.
In einem von Fr. Bangert mitgetheilten Ver-
zeichnifs der Kirchenldeinode der Peter- und
Paulskirche zu Oldesloe in Wagrien (»Jahres-
bericht der Oldesloer Realschule 1889«) von
1489 heifst es: Jtem ü &ebe brebe, vppe beme
ene ts funte petex tmbe parvel. vppe beme anbren

gerundet. Der Stiel, 11" lang, ist irgend wann
durch Anblattung mit schrägen Stöfsen ergänzt
oder verlängert worden. Er ist rund.

Die Figuren vor dem aufrecht stehenden
Rückenbrett hat man, nach der übrigens sehr
unvollkommenen Arbeit, mit Sicherheit in die

Fig. 1.

tmfe (eoe froroe. Beider Stücke Verbleib ist
nicht bekannt. Dagegen gibt es dort das noch
heute „Bede" genannte, hier (unter Fig. 1) abge-
bildete Opferbrett (»Bau- und Kunstdenkmäler
von Schleswig-Holstein« II, 537).

Das Stück ist mit Ausnahme der Figuren
aus Eichenholz. Die Schaufel, mit dem Stiel
aus Einem gearbeitet, ist aus einem l^zölligen
Brett. Sie ist 24 cm (10" hamburgisch) lang,
18 (7V2") breit- Boden und Deckelbrettchen
1/4". Eine Viertelkehle innen, eine Fase aufsen
gliedern die Einfassung etwas; die Ecken sind

Bettelbrett von Oldesloe,

Zeit um 1700 zu setzen. Sie sind aus anderem
Holz (wohl Birnbaum), ganz ohne Wurm, offenbar
getränkt (in der Lösung eines Salzes gekocht?).
Unter dem seitherigen, Rosenholz nach-
ahmenden rothbraunen Anstriche, der Alles
aufser den Figuren bedeckte, blieb der alte
erhalten: er war schön grün, am Rückenbrett-
chen mit goldener Einfassung. Das Gold ist
i/2" breit auf das Grün aufgetragen. Die Fi-
guren waren von Anfang an naturalistisch be-
malt (die neuere Bemalung ist einfacher, roh
genug). Die Kragen, Gürtel, Mantel- und Aer-
 
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