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Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

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Bücherschau
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387

1899. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

388

Bücherschau.

Kunstlehre in fünf Theilen. Von Gerhard
Gietmann S. J. und Johannes Sörensen S. J.
Verlag von Herder in Freiburg. Dieselbe soll I.
Allgemeine Aeslhetik von Gietmann, II. Poetik, III.
Musik-Aesthetik von demselben, IV. Malerei, Bild-
nerei und schmückende Kunst von Sörensen, V.
Aeslhetik der Baukunst von Gietmann umfassen.
Die Allgemeine Aesthetik, wie die Musik-
Aesthetik sind bereits erschienen. (Preis 4,20 Mk.
und 4,40 Mk.)
Die Allgemeine Aesthetik (deren II Abbil-
dungen mit dem Text nicht organisch zusammenhangen)
beschäftigt sich im I. Kapitel mit Wesen und Be-
deutung der Aesthetik, deren Berechtigung auf der
Grundlage der Offenbarung betont wird. Der Ge-
schichte derselben, also den verschiedenen über das
Schöne aufgestellten Theorien ist das II. Kapitel ge-
widmet, welches den Materialismus, Sensualismus, ab-
strakten Idealismus verwirft und dem konkreten
Idealismus mit realistischer Methode das Wort redet,
um sodann die physiologische und psychologische
Grundlage der Kunst zu prüfen, des Weiteren deren
Stellung im Leben des Menschen und im Plane der
Schöpfung. Das Wesen der Kunst wird erörtert,
die Schönheit als das Formalobjekt des Erkenntnifs-
nicht des Begehrungsvermögens nachgewiesen. Ihre
Unterarten, Elemente, Gegensätze werden vorgeführt,
dem ästhetischen Schein als der sinnlichen Anschauung
die Rechte gewahrt, eingehend die schöne Kunst und
ihre Aufgabe entwickelt, d.ie in der Darstellung des
Schönen besteht. Welche Gesetze hierbei obwalten,
welchen Bedingungen die Kunstthätigkeit unterliegt,
wird im X. und XI. Kapitel auseinandergesetzt, die
Eintheilung der schönen Kunst im letzten Kapitel ver-
handelt, in welchem auch dem Naturschönen sein
Recht zu theil wird. — In gründlicher, durchaus ob-
jektiver, auch die neuesten Forschungen berücksich-
tigender Weise werden alle diese Fragen beant-
wortet, welche heutzutage die Geister scheiden und
durch ganz einseitige, willkürliche Behandlung der
gegenwärtigen Zügellosigkeit auf dem Gebiete des
modernen Kunstschaffens Vorschub leisten. Hier
können nur klar entwickelte, scharf umgrenzte Grund-
sätze als Kompais dienen, und diese bietet der Ver-
fasser in seinen ruhigen, sachlichen, durchaus folge-
richtigen Erörterungen, die den hier allein richtigen
Mittelweg innehalten und in der formvollendeten Sprache,
die hier besonders erwünscht ist.

Die Musik-Aesthetik zeigt dieselben in der
Anwendung auf die Tonkunst, die in acht Kapiteln
nach ihren verschiedenen Richtungen in Bezug auf
Ton und Klang, Tonleiter und Tonarten, Melodie und
Harmonie, Rhythmus, Vokal- und Instrumentalbehand-
lung, sowie hinsichtlich ihrer einzelnen Kunstgebilde
geprüft wird, um im letzten ausgedehntesten Kapitel
als Kirchenmusik allseitige Erörterung zu erfahren,
Alles in dem matsvollen gründlichen Sinn, der den
Verfasser auszeichnet. Sechs unwesentliche Abbildungen
sind als Tafeln eingeschoben und viele Musikproben
in den Text aufgenommen. G.

Die altchristlichen Goldgläser. Ein Beitrag
zur altchristlichen Kunst- und Kulturgeschichte von
Dr. Hermann Vopel. Mit 9 Abbildungen im
Text. (Archäologische Studien zum christl. Alter-
thum und Mittelalter, herausgegeben von J. Ficker. V)
Freiburg i. B. 1899. Verlag Mohr. (Preis 3,60 Mk.)

Das Buch gibt mehr als. der Titel verspricht.
Verfasser hat in der richtigen Erkenntnifs, dafs die
altchristlichen Goldgläser nicht getrennt von den gleich-
artigen, gleichzeitigen Werken der Profankunst be-
handelt werden können, diese auch in seine Unter-
suchung einbezogen und das ganze Material mit
grofsem Fleifs gesammelt. Wie seine Liste ergibt,
sind uns mehr als 500 Goldgläser aus dem Alterthum
erhalten. Sie sind zumeist in Rom, in den Kata-
komben, gefunden, manche jedoch kamen in anderen
Städten Italiens und in den Rheinlanden zu Tage,
Verfassers Verdienst ist es, auch eine kleine Zahl von
Goldgläsern nachgewiesen zu haben, die aus dem
Osten stammen und es wahrscheinlich machen, dafs
die alte Heimath der Glasindustrie auch die Technik
der Goldgläser erfunden hat.

Eine sichere Zeitbestimmung ist nur bei wenigen
Goldgläsern möglich, theilweise durch die Fundum-
stände, theilweise durch die Darstellungen. Den Fund-
umständen mifst Verfasser nicht immer das Gewicht
bei, das sie beanspruchen dürfen, er glaubt z. B., dafs
fünf Goldgläser aus einem Cömeterium der Priscilla-
katakombe, dessen Inschriften auf das Ende des III.
und den Beginn des IV. Jahrh. weisen, ihrer rohen
Zeichnung wegen erst nach der Mitte des IV. Jahrh.
entstanden sind. Innere Merkmale liefern uns nur für
zwei Goldgläser feste Daten; das eine bildet Münzen
des Antoninus Pius, der Faustina, des Marc Aurel nach
und ist daher mit Gewifsheit der zweiten Hälfte des
II. Jahrh. zuzuschreiben, das andere enthält die Per- ■
sonifikation der Moneta in Uebereinstimmung mit
Münztypen, die im III. Jahrh. üblich waren. Verfassers
Versuche, zwei weitere feste Daten zu gewinnen, sind
verfehlt. Die Brustbilder mit dem Namen DAMAS,
in denen der Verfasser Porträts des Papstes Damasus
sehen will, können wir nur als Darstellungen des
hl. Damas auffassen. Die Vermuthung, dafs zwei
Goldgläser mit Herkulesfiguren der Zeit des Maxi-
mianus Herculius entstammen, weil dieser Kaiser
den Herkules besonders verehrt hat, wird bei dem
Kenner des Alterthums nur ein Lächeln hervorrufen.
Der Verfasser selbst hebt hervor, dais die letzten
beiden Gläser sehr rohe Zeichnung haben, er hätte
ihnen daher kein so hohes Alter beimessen dürfen,
wenn er es den Goldgläsern der Priscillakatakombe
des gleichen Mangels wegen absprach. Bei Werken
des IV. Jahrh. kann man überhaupt nicht allein auf
Grund besserer oder schlechterer Ausführung ent-
scheiden, ob sie den früheren oder späteren Jahr-
zehnten angehören. Mit den Goldgläsern verhält es
sich ebenso wie mit den Sarkophagen jener Zeit: die
Hauptmasse sind fabrikmäfsig hergestellte gering-
werthige Erzeugnisse, aus denen nur wenige auffallend
gute Eiuzelleistungen hervorragen. Eine solche ist
 
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