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Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

DOI Artikel:
Kisa, Anton Carel: Vasa diatreta, [1]
DOI Artikel:
Braun, Joseph: Die sogen. Sixtus-Kasel von Vreden
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https://doi.org/10.11588/diglit.3944#0024

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23

1899.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 1.

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lung Maler in Rom (jetzt zum gröfsten Theile
dem grofsherzoglichen Museum in Karlsruhe
einverleibt) besafs ein Diatretum mit azurblauem
Netzwerke, das gleichfalls verschwunden ist.
Vielleicht war es identisch mit einem 1680 in
einem Grabe zu Novara gefundenen Becher,
welcher die azurblaue Inschrift „Bibe diu vivas"
zeigte. Winkelmann berichtet von Bruchstücken

antiker Diatreta, die in Isola Farnese, dem alten
Veji gefunden worden waren. Auch sonst wollte
man derartige Funde in der Nähe Roms ge-
macht haben, die meisten wurden jedoch nach-
träglich widerrufen, oder stellten sich bei
Untersuchung der Stücke als irrthümliche Be-
zeichnungen heraus. (Schlufs folgt.)

Köln. Anton Kisa.

Die sogen. Sixtus-Kasel von Vreden.

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rri bischöflichen Museum zu Münster
befindet sich eine werthvolle Samm-
lung alter Kasein. Die meisten ge-
hören dem XV. oder XVI. Jahrh.
an und sind durchweg sowohl durch den Stoff,
aus dem sie angefertigt sind, als durch die
Stickereien, die ihre Ausstattung bilden, ausge-
zeichnet. Leider sind sämmtliche Mefsgewänder»
soweit sie dem Mittelalter oder dem Beginn
der Neuzeit entstammen, in späterer Zeit stark
beschnitten worden. So bedeutsam daher auch
die Kasein des Münsterischen Diözesan-Muse-
ums für das Studium der kirchlichen Sticke-
reien und des zu den liturgischen Paramenten
ehedem verwendeten Materials sind, für das
Studium der Form der spätmittelalterlichen
Mefsgewänder sind sie leider, wie 'so zahlreiche
andere, welche ebenfalls im XVIII. Jahrh. der
Scheere zum Opfer fielen, unbrauchbar. Höch-
stens, dafs die Kreuze noch Zeugnifs für die
Länge ablegen, welche einst den Kasein eignete,
vorausgesetzt, dafs nicht auch sie durch einen
unbarmherzigen Schnitt verstümmelt wurden.
Nur eine Kasel der Sammlung bildet eine Aus-
nahme;' es ist die allerdings nicht erst dem
ausgehenden Mittelalter entstammende, höchst
interessante sogen. Sixtus-Kasel aus Vreden.
Eigenthum der dortigen Stiftskirche, kam sie
durch Pfarrer Lorenbeck unter dem für die
Pflege der christlichen Kunst begeisterten Bischof
Johann Georg nach Münster.

Die Sixtus-Kasel ist eine der sogen. Glocken-
kaseln im vollen Sinne des Wortes. Ringsum
gleich weit bis zum Boden hinabreichend, hat
sie allenthalben, vorn, im Rücken und auf den
Armen eine Länge von ca. 1,40 m. Um den
Saum zieht sich ein Besatz, der aus einem mit
streifenartigen Mustern versehenen und zu Strei-
fen zerschnittenen rothen Seidenstoff hergestellt
ist. Das eigenthümliche Längsmuster desselben

ist durch zwei schmale, ca. 2 cm von einander
entfernte Linien von gelber Farbe gebildet,
zwischen denen sich allemal nach einem kleinen
Zwischenraum von etwa quadratischer Gestalt
langgestreckte, ebenfalls durch gelbe Linien
gebildete Rechtecke folgen. Diese Rechtecke
selbst sind wieder mit zwei Quadraten und
sieben dazwischenliegenden Achtecken ausge-
füllt. Die Quadrate sind von grüner Farbe und
haben einen rothen quadratischen Kern; die
Achtecke sind gelb; ihr gleichfalls achtseitiger
rother Kern ist mit einer grünen Raute verziert.
Zwischen den Streifen befand sich ein damast-
artig gewebtes, in die Länge verlaufendes Thier-
muster, von welchem der Besatz noch Reste
aufweist.

Was den Stoff anlangt, so scheint die Kasel
für den oberflächlichen Blick aus einer dünnen,
bläulichgrünen, ins rothe schillernden Taffet-
seide und einem braunen ziemlich groben Futter
zu bestehen. Bei genauerm Zusehen entdeckt
man indessen, dafs sie sich aus einer vierfachen
Zeuglage zusammensetzt. Zwischen Ober- und
Innenstoff befinden sich nämlich noch ein
zweiter bläulichgrüner ungemusterter Taffetstoff
und die Reste eines rothen seidenen Brokatells.
Die beiden oberen Lagen sind, wenngleich sehr
verschlissen und voller Risse, doch noch voll-
ständig erhalten. Ueber das Muster des zur
Zeit nur mehr bruchstücksweise vorhandenen
Brokatells läfst sich bei der augenblicklichen
Beschaffenheit des Gewandes nichts feststellen.
Was von den ohnehin nur noch zu einem sehr
geringen Theil sich vorfindenden Ueberbleibseln
des Zeuges sichtbar wird, ist zu wenig, um die
Zeichnung erkennen zu lassen. Es wäre zu
diesem Behufe nöthig, die beiden obersten Stoffe
zu entfernen. Um die Halsöffnung zieht sich
zwischen der dritten und vierten Stofflage ein
breites Pergamentstück, welches auf einen ehe-
 
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