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Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

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Hoffmann, Joseph: Gothische Nachblüthler
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Nachrichten
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3944#0067

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1899. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

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Träger die Familie v. Fürstenberg mit ihren
Architekten und die Familie v. Plettenberg
mit Quinken.

Fast ein halbes Jahrhundert beherrschte die
gothisirende Architektur die Kirchenbauten des

Münsterlandes und dass sie festen Fufs gefafst
hatte, beweisen die Kirchen in Melle und in
Hopsten, die ihr, was die Disposition anbetrifft,
noch 1721—1724 bezw. 1732 gehorchen.
Dortmund. Joseph Hoffmann.

Nachrichten.

Franz Bock f. Obwohl dieser am 30. April
zu Aachen im Alter von 76 Jahren gestorbene Archäo-
loge zu unserer Zeitschrift nicht in Beziehung stand,
sollen doch in ihren Spalten die grofsen Verdienste
nicht ungewürdigt bleiben, die er um die Erforschung
und Wiederbelebung der mittelalterlichen Kunst sich
erworben hat.

Mit ganz ungewöhnlichem Talent für das Ver-
ständnifs der christlichen Kunst, namentlich der Klein-
künste des Mittelalters begabt, wufste er schon als
Student sich und Andere dafür zu begeistern, und
seit seiner Priesterweihe im Jahre 1850 durch uner-
müdliches Sammeln kirchlicher Kunstgegenstände, be-
sonders textiler Art, sowie durch vielfache Reisen seinen
an den Denkmälern geschulten Blick beständig zu
scharfen. Zahlreiche Veröffentlichungen, unter denen
»Die Kleinodien des hl. römischen Reiches deutscher
Nation« und die »Geschichte der liturgischen Ge-
wänder des Mittelalters« an erster Stelle zu nennen
sind, machten seine umfassenden, mehr auf Intuition

und Beobachtung, als auf gelehrter Forschung be-
ruhenden Studien zum Gemeingut, und in geistlichen
wie in weltlichen Kreisen wirkte er sehr anregend
durch die Unmittelbarkeit seines Lernens und Lehrens,
der aus den romantischen Bestrebungen hervorge-
gangenen Richtung immer neue Anhänger gewinnend,
zumeist unter den Künstlern, die er durch den bestän-
digen Hinweis auf die alten Vorbilder zu erheben, zu
unterweisen, zu leiten verstand. Dieser Richtung ist
er, trotz mancher Schicksalsschläge, treu geblieben
bis zum Tod, und der rast- ja ruhelose Eifer, mit
dem er seine Sammelneigung weithin ausdehnte, ist
manchen Museen von Nutzen gewesen, wie seine fort-
dauernden gröfseren und kleineren Schriften vielfache
Beachtung fanden, obgleich sie keine grofsen Fort-
schritte mehr in der Erkenntnifs bezeichneten und der
etwas schwulstige Stil nicht gerade verlockend wirkte. —
Unter den „Rathgebern der Künstler" und Fürsorgern
für „die Zier des Hauses Gottes" gebührt ihm ein her-
vorragender Platz. R. I. P. I Schnütgen.

Bücherschau.

Geschichte des Bisthums Hildesheim. Von
Dr. Adolf Bertram, Domkapitular. I. Band.
Von Gründung des Bisthums bis zum Jahre 1503.
Mit 5 Tafeln und 133 Abbildungen im Text. Verlag
von August Lax in Hildesheim. (Preis broschirt
8 Mk„ Prachtband 10 Mk.)
Sein vor 21/2 Jahren erschienenes, sehr beifällig
aufgenommenes (auch hier Bd. IX, Sp. 279 bespro-
chenes) Buch über „Die Bischöfe von Hildesheim"
hat der Verfasser über Erwarten schnell zu einem
Werke über das Bisthum Hildesheim erweitert, um
im Zusammenhang für weitere Kreise ein Bild zu ent-
werfen von dem reichen Leben, welches auf kirch-
lichem, sozialem, künstlerischem, kulturgeschichtlichem
politischem Gebiete in diesem bevorzugten Sprengel
geherrscht hat während des Jahrtausends, auf welches
er zurückblickt. Offenbar war es dem Verfasser, den
die heimafhliche Anhänglichkeit zu seinen umfassen-
den und gründlichen Studien angeregt und inspirirt
hat, vornehmlich darum zu thun, in der äufseren Ent-
faltung das innere Leben zu zeigen, aber überall hat
der begeisterten Schilderung der nüchterne Historiker
das Material geliefert, welches mit der gröfsten Ob-
jektivität geprüft und" gesichtet ist. Poetisch muthet
die Einleitung an, mit der Devise: „Unter dem
goldnen Dache" einen Ueberblick bietend; und durch
die Urzeit, das germanische Heidenlhum und das junge
Christenthum ist schnell der Weg gebahnt zur Grün-

dung des Bisthums, dessen erste drei Jahrhun-
derte 815—1119 eine Zeit glorreichster Entfaltung
darstellen, dank einer Auslese durch Tugend wie
Wissenschaft und Thatkraft hervorragender Bischöfe.
In diesem ersten grofsen Abschnitt und in den beiden
folgenden, welche vom Anfange des XII. bis zur
Mitte des XIII. und von hier bis zum Beginn
des XVI. Jahrh. die Geschichte weiterführen, fafst
ein „Rückblick" die glänzenden Erfolge zusammen, die
hier auf allen Gebieten des kirchlichen Lebens in die
Erscheinung traten, namentlich auch auf dem Kunst-
gebiet, dem der Verfasser seine besondere Auf-
merksamkeit widmet, so dafs sein Buch zu einer Art
von mittelalterlicher Kunstgeschichte Deutschlands,
speziell des alten Sachsenlandes, wird, wenigstens für
die Gebilde der Architektur, Plastik und des Gold-
schmiedegewerks, welche hier zu so eigenartiger wie
glänzender Entfaltung gelangt sind. Gerade diesen Denk-
mälern, über deren Erhaltung ein glücklicher Stern ge-
waltet hat, sind fast ausschliefslich die zahlreichen, durch-
weg klaren und anschaulichen Abbildungen gewidmet.
— Inhalt, Darstellung und Illustration vereinigen sich
in diesem I. Bande zu einer so kostbaren mittelalter-
liehen Bisthumsgeschichte, dafs jede deutsche Diözese

den Hildesheimer Sprengel darum beneiden mag. __

Der II. Band soll die Geschichte bis in unsere Zeit fort-
führen und zum Abschlufs bringen. Schnütgen.
 
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