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Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

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Maass, Ernst: Inschriften und Bilder des Mantels Kaiser Heinrichs II., [2]
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Braun, Joseph: Die sogen. Dalmatik des hl. Lambertus in der Liebfrauenkirche zu Maestricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.3944#0239

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375

1899. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

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von jenem Weltengott vom Ursprung der Welt
erzählen läfst, bleibt ganz in diesem Vorstel-
lungskreis. Wir dürfen jetzt behaupten: es
war altorientalische Kultsitte die Gottheit des
Alls mit einem mit den Himmelsbildern ge-
schmückten Gewand zu bekleiden oder be-
kleidet zu denken. Natürlich auch ihre irdi-
schen Vertreter. So berichtet Trebellius Pollio
Tyranni triginta 2g {Script, hist. Aug. , II,
p. 125 P.) Afii'.. . . Celsum iniperatorem appella-
verunt peplo deae Caelestis ornatutn; das kann
leicht, ein sterngeschmücktes Kleid gewesen
sein: trägt doch der römische Kaiser die Welt-
kugel; so die Kapitolinische Statue (Hülsen
»Bilder aus der Geschichte des Kapitols« S. 15).
Die Büste des Commodus im Konservatoren-
palast ruht auf einer Himmelskugel, auf welcher
drei Thierkreiszeichen (Skorpion, Widder,
Stier) abgebildet sind (Heibig »Führer« I
S. 574 bis 576).

Diese Beispiele mögen genügen. Ismael,
welcher den Entwurf zum Mantel Heinrichs II.
geliefert, wird derartigen Gewandschmuck aus
dem Leben gekannt haben. Vielleicht gab

es dergleichen schon damals im christlichen
Gottesdienst.

Meine Erklärung der Bilder und der In-
schriften des sogenannten Mantels Heinrichs II.
ist in allem Wesentlichen, freilich nur in einigen
Zeilen, bereits dem Anhänge meiner Ausgabe
der »Commentariorum in Aratum reliquiae«
p. 602 f. eingefügt worden. Inzwischen haben
mich betheiligte Historiker und Kunsthistoriker
wiederholt aufgefordert meine Ergebnisse aus-
führlich im Einzelnen zu begründen. Ich habe
das jetzt nicht ungern gethan. Auf einem so
hervorragenden Denkmal des XI. Jahrh., der
Gabe des deutschen Kaisers an seine Lieblings-
kirche, die aller Ueberarbeitung durch latini-
sirende Barbaren zum Trotz ewig deutlichen
Formen griechischer Wissenschaft und griechi-
scher Litteratur, auch griechischer Illustrations-
kunst, einfach greifen zu können, betrachte ich
als lohnenden Gewinn. So ist das ehrwürdige
Bamberger Mefskleid kulturgeschichtlich für uns
Deutsche geradezu ein köstliches Stück.

Marburg i. H. Ernst Maass.

Die sogen. Dalmatik des hl. Lambertus in der Liebfrauenkirche zu

Maestricht.

(Mit 2 Abbildungen.)
llgemein bekannt sind die kostbaren

Stoffreste, welche dem Schatz der
St. Servatiuskirche zu Maestricht
angehören. Um so auffallender ist
es daher, wie nicht ein blofses Gewebe, sondern
ein ganzes Gewand, welches in der Liebfrauen-
kirche daselbst aufbewahrt wird, bislang nahezu
völlig hat unbeachtet bleiben können, obschon
es doch zu den hervorragendsten und be-
merkenswerthesten der noch vorhandenen mittel-
alterlichen liturgischen Gewandstücke zählt, ja
was die Musterung und die Technik des Stoffes
anlangt, als ein Unikum bezeichnet werden darf.
Meines Wissens reden aufser Didron in den
»Annales ärcheologicrues« XVIII, 279 nur noch
die Herausgeber der »Antiquitds sacrees de St.-
Servais et de Notre-Dame ä Maestricht«, Bock
und Willemsen von demselben.1) Didron er-
wähnt es nur mit kurzen Worten, ohne näher
auf dasselbe einzugehen. Die Angabe Bocks

J) Vgl. übrigens auch Bock »Gesch. der liturg.
Gewänder« II, S. 276, .

und Willemsens sind ein wenig ausführlicher,
doch nicht genügend. Obendrein leiden sie
an Ungenauigkeiten. Eine Reproduktion hat
das Gewand bisher noch nicht gefunden. Die
von mir angefertigten und hier wiedergegebenen
Photographien sind die ersten, welche von dem-
selben aufgenommen wurden.

Das Gewand ist eine mit ungewöhnlich
weiten Aermeln versehene Tunika. Völlig aus-
gespreitet mifst es von dem einen Aermelsaum
bis zum andern 2,30 m. Seine Länge beträgt
1,33 m, sein Brustumfang 1,64 m, die untere
Weite 2,20 m. Von den Aermeln ist einer
0,70 m lang und 1,44»? breit; der andere hat
etwas gröfsere Abmessungen. *

Das Gewand setzt sich aus einer ca. 40 cm
breiten Mittelbahne, den von oben nach unten
um 12 cot sich erweiternden Girenstücken und
den Aermeln zusammen. Es ist im Ganzen recht
gut erhalten. Leider hat eine unbefugte und
pietätslose Hand aus der Rückseite am untern
Saume ein Stück von etwa 25 qcm herausge-
 
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