207
1899.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.
208
Spätgothische Ornamentstickerei auf Sammet.
. (Mit Abbildung.)
enn für die liturgischen Gewänder nicht
reichgemusterte Gewebe zur Verwen-
dung kommen sollten, wurde gern die
Stickerei zu Hülfe genommen, welche
-J den Reiz des Musters noch durch die
Abwechslung der P'arben zu erhöhen vermochte.
Am meisten empfahlen sich dafür die Pluvialien mit
keit der Wirkung namentlich der Wechsel der Farben
bei, die Gelb und Grün in allerlei Tönen variiren.
Der Kern der einzelnen Blumen besteht in durch
Platt- und Bouillonstich verzierten Blattlappen, die
mit gedrehten Goldkördeichen eingefafst sind, und
aus diesen scharf konturirten, vortrefflich stilisirten
Ornamentblumen schiefsen ringsum Goldfäden auf,
den grofsen Flächen, welche die Stabverzierungen
noch übrig lassen; und in der spätgothischen Pe-
riode begegnen wir zuweilen Sammetchormänteln,
denen zahlreich aufgestickte Granaläpfel eine un-
gemein vornehme Wirkung verleihen. — Ein sol-
ches Exemplar befindet sich in der Sammlung des
Herrn Chevalier Meyer van den Bergh zu Antwerpen
und ein Ausschnitt desselben hier abgebildet.
— Aus zwei Mustern setzt sich die ganze, aus
31 Granatäpfeln bestehende Verzierung zusammen,
und neben den kleinen durch die Handtechnik be-
wirkten Verschiedenheiten trägt zu der Mannigfaltig-
die, durch gelbliche Blättchen und Goldpailletten be"
lebt, die Zwischentheile füllen und über den ganzen
Grund ein System so anmuthigen wie leichten Zier-
rathes ausbreiten, leicht herstellbar und doch durchaus
mustergültig, so dafs die Nachahmung dieses ein-
fachen, aber kräftig wirkenden Schmuckes durchaus
zu empfehlen ist. Gegen Ende des XV. Jahrh.
dürfte dieses vornehme Pluviale, welches leider seine,
ohne Zweifel figurenbestickte, Kappa und Stäbe
verloren hat, in Flandern entstanden sein.
Schnütgen.
1899.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.
208
Spätgothische Ornamentstickerei auf Sammet.
. (Mit Abbildung.)
enn für die liturgischen Gewänder nicht
reichgemusterte Gewebe zur Verwen-
dung kommen sollten, wurde gern die
Stickerei zu Hülfe genommen, welche
-J den Reiz des Musters noch durch die
Abwechslung der P'arben zu erhöhen vermochte.
Am meisten empfahlen sich dafür die Pluvialien mit
keit der Wirkung namentlich der Wechsel der Farben
bei, die Gelb und Grün in allerlei Tönen variiren.
Der Kern der einzelnen Blumen besteht in durch
Platt- und Bouillonstich verzierten Blattlappen, die
mit gedrehten Goldkördeichen eingefafst sind, und
aus diesen scharf konturirten, vortrefflich stilisirten
Ornamentblumen schiefsen ringsum Goldfäden auf,
den grofsen Flächen, welche die Stabverzierungen
noch übrig lassen; und in der spätgothischen Pe-
riode begegnen wir zuweilen Sammetchormänteln,
denen zahlreich aufgestickte Granaläpfel eine un-
gemein vornehme Wirkung verleihen. — Ein sol-
ches Exemplar befindet sich in der Sammlung des
Herrn Chevalier Meyer van den Bergh zu Antwerpen
und ein Ausschnitt desselben hier abgebildet.
— Aus zwei Mustern setzt sich die ganze, aus
31 Granatäpfeln bestehende Verzierung zusammen,
und neben den kleinen durch die Handtechnik be-
wirkten Verschiedenheiten trägt zu der Mannigfaltig-
die, durch gelbliche Blättchen und Goldpailletten be"
lebt, die Zwischentheile füllen und über den ganzen
Grund ein System so anmuthigen wie leichten Zier-
rathes ausbreiten, leicht herstellbar und doch durchaus
mustergültig, so dafs die Nachahmung dieses ein-
fachen, aber kräftig wirkenden Schmuckes durchaus
zu empfehlen ist. Gegen Ende des XV. Jahrh.
dürfte dieses vornehme Pluviale, welches leider seine,
ohne Zweifel figurenbestickte, Kappa und Stäbe
verloren hat, in Flandern entstanden sein.
Schnütgen.