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Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

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Firmenich-Richartz, Eduard: Der Meister des heiligen Bartholomäus: Studie zur Geschichte der altkölnischen Malerschule, [1]
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Endres, Joseph Anton: Der Domkreuzgang in Augsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.3944#0179

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278

1899. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST - Nr. !).

274

Das Brüsseler Triptychon ist im Gallerie-
katalog Hans Memling benannt und die Hand
des Brügger Meisters wird von mehreren Sach-
verständigen wenigstens in den Flügelbildern
wiedererkannt. Ich finde keine wesentlichen
stilistischen Unterschiede zwischen Mittelstück
und Seitentafeln und bescheide mich, das ganze
Werk dem Atelier des Roger van der Weyden
zuzutheilen. Es entstand wahrscheinlich in den
fünfziger Jahren, bestimmt vor 1466, dem Todes-
jahr des Francesco Sforza.
, Dies Altärchen, das in die Fremde wanderte,
ist nun nicht blofs durch den blinden Zufall
zum Muster des jungen Kölner Malers ge-
worden. Die Entlehnung ist nicht etwa für
ihn ein belangloses Armuthszeugnifs. Der
Meister des hl. Bartholomäus erstrebt mit hin-
gebendem Fleifs in Technik und Naturbe-
trachtung den Anschlufs an die vielgeprie-
senen vlämischen Kunsterneuerer zu einer
Zeit, als der oberdeutsche Hans Memling
sich in Brügge einbürgerte, als die Schöpfun-

gen des Roger van der Weyden noch frisch
und ungemindert in ihrer ergreifenden Wir-
kung die Phantasie aller nordischen Künstler
beschäftigten. Martin Schongauer war sein
überragender Mitschüler, ein verwandtes Stre-
ben verknüpft beide. Daneben blieben auch
die zarten beseelten Gestalten, die von den
Altären der altersgrauen Kölner Kirchen herab-
blickten, nicht ohne Eindruck; auch unser
Maler wünschte ja die weltfremde Hinge-
nommenheit, das Entzücken, die himmlische
Freude zu schildern.

Die verschiedenartigen Bildungsfaktoren er-
klären das unsichere Schwanken und Ex-
perimentiren mit malerischen Mitteln bei diesen
drei Jugendwerken. Stets aber verräth die
nervöse Erregtheit aller Figuren, die Zeichnung
der Extremitäten, der sentimentale süfsliche
Gesichtsausdruck den bizarren Geschmack und
die sonderbare Künstlerhandschrift des Meisters
vom hl. Bartholomäus. (Fortsetzung folgt.)

Bonn. E. Firm enich-Richar tz.

Der Domkreuzgang in Augsburg.

nläfslich der im Jahre 1890 zu Augs-
burg tagenden Generalversammlung
der Görresgesellschaft bezeichnete
der nunmehrige Oberhirte der

Rottenburger Diözese eine Beschreibung des
monumentalen Schmuckes des Augsburger Dom-
kreuzganges als eine ebenso wünschens- als
dankenswerthe Aufgabe. Dieselbe ist in den
letzten Jahren in einem über jene Anregung
hinausgreifenden Umfange von berufenster Seite,
nämlich von dem Fortsetzer der Augsburger
Bisthumsgeschichte, Dr. Alfred Schröder, gelöst
worden. Es bleibt nur zu bedauern, dafs er
seine auf den Domkreuzgang gerichteten Studien,
die keineswegs nur lokales Interesse besitzen,
nicht zu einer einheitlichen Publikation ver-
einigte, sondern auf verschiedene der lokalen
Geschichtsforschung dienende Vereinsorgane ver-
teilte. Eine erste Abtheilung jener Studien,
die sich mit der Baugeschichte des Kreuzganges
befafst, erschien nämlich unter dem allgemeinen
Titel „Geschichte des,Domkreuzganges in Augs-
burg" im XXIV. Jahrgange der »Zeitschr. d.
hist. Ver. für Schwaben und Neuburg« (Augs-
burg 1897) S. 97 ff., zwei weitere Abtheilungen
„die Monumente des Augsburger Domkreuz-

ganges" behandelnd, folgten dann im »Jahrbuch
d. hist. Ver. von Dillingen« X. Jahrg. (1897)
S. 1 bis 59, XL Jahrg. (1898) S. 31 bis 114.

Es verlohnt sich weitere Kreise auf die
wichtigsten der in den genannten Abhandlungen
niedergelegten Forschungsresultate aufmerksam
zu machen, und zwar nicht nur um des Gegen-
standes selbst willen, sondern auch im Interesse
einer möglichen Anregung zu ähnlichen Unter-
suchungen. Denn ist es auch nicht unbekannt,
welch' grofse Bedeutung Bauanlagen dieser Art,
namentlich sofern sie auch als Begräbnifsstätten
dienten, für die Kunst- und allgemeine Ge-
schichte zukommt, so gilt es doch noch sehr
viele dieser rings in deutschen Landen zer-
streuten Begräbnifsstätten aus alter Zeit für die
Geschichte erst wieder aus ihre Todesstille zu
erwecken.

Schröder kommt zu der Ueberzeugung,
dafs der Augsburger Kathedrale, deren Klerus
nach der Chrodegang'schen Regel und somit
in einem Kanonikerkloster lebte, schon zu Be-
ginn des IX. Jahrh. ein Kreuzgang angegliedert
war. Aus Gerhard's berühmter Vita s. Udal-
rici ergibt sich dann deutlich die ursprüng-
liche Lage des Monasteriums und somit auch
 
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