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Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

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Haupt, Richard: Der Hauptaltar zu Witting
DOI Artikel:
Kisa, Anton Carel: Vasa diatreta, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3944#0035

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1899. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

38

stark. Der Altar macht jetzt, wieder in der
Kirche aufgestellt, einen trefflichen, im Ganzen
ohne Zweifel bis auf den Umstand, dafs die
Farben nicht glatt genug sind, dem ursprüng-
lichen ziemlich gleichen8) Eindruck. Es ist Aus-
sicht, dafs in Bälde auch der kleine Altar mit
gothischen Bildern und das Triumphkreuz, das
noch an richtiger Stelle auf seinem Balken im
Chorbogen prangt, hergestellt werde.

Ein gütiges Schicksal hat uns diese Werke
bis jetzt erhalten und vor den Händen bilder-

3) Allerdings ist die etwas aufdringliche Damas-
zirung der Hinlergründe ungewöhnlich und von un-
wahrscheinlicher Echtheit. Früher war von ihr nichts zu
sehen, und auch betreffs der Staffelfiguren findet sich
(1884) ausdrücklich angemerkt, sie hätten keine
Heiligenscheine. Die Rückwände sind übrigens nach
der Mittheilung des Herrn Herstellers, sämmtlich neu,
ebenso wie manche Körpertheile, Attribute und andere
Stücke an Figuren und Ornamenten.

stürmender Eiferer, dumpfer Barbaren und selbst-
bewufster Neuerer bewahrt. Im XVII. Jahrh.
einer wohlgemeinten Herstellung unterzogen,
erhielt der kleine Altar die bezeichnende In-
schrift: sancti venerandi non adorandi. Gleich-
viel, ob der Pfarrherr damit die Ueberein-
stimmung mit dem Geiste, der die Werke ge-
schaffen hatte, oder einen Gegensatz ausdrücken
wollte, diese Gesinnung hat es verhindert, dafs
man an die frommen Werke der Vorzeit Hand
legte. Und welche Gefahren wiederum von
dem Unverständnifs drohen konnten, dafür ist
bezeichnend der Umstand, dafs ein späterer
Pastor loci, unseres erleuchteten Jahrhunderts,
in seiner Beschreibung des Altarblattes, wo er
auch einige Deutungen angibt, Gott Vater für
Herodes, die Kaiser- und Papstgruppe für
Gruppen der Apostel hält.

Schleswig. Richard Haupt.

II.

lieber die Technik der Diatreta sind
die Ansichten noch immer nicht
geklärt. Winkelmann sagt in seiner
Beschreibung des jetzt bei Tri-
vulzio befindlichen Bechers: „Zuverlässig sind
weder die Buchstaben, noch das Netzwerk auf
irgend eine Weise angelöthet, sondern das
Ganze ist mit dem Rade aus einer Masse
blas auf die Weise gearbeitet, wie bei den
Cameen geschieht. Die Spur des Rades ge-
wahrt man deutlich." Winkelmann, und mit ihm
Andere, nahm also an, dafs der farblose Glas-
körper farbig überfangen und aus der oberen
Schichte das Netzwerk und die Buchstaben
durchbrochen und unterarbeitet wurden, wobei
nur einzelne verbindende Stege in dem Zwischen-
räume stehen blieben. An der Richtigkeit dieser
Erklärung begannen Schultz und de Rossi zu
zweifeln. Jener meint, dafs das Netz in einer
Metallform gegossen, nachträglich abgeschliffen,
ciselirt und mit kleinen Stiften an den Kern
angelöthet worden sei. De Rossi unterscheidet
zwei Arten von Diatreta, echte, thatsächlich
nach der von Winkelmann angegebenen Me-
thode durchgeführte, und sogen. Pseudodiatreta,
bei welchen das Netz selbständig geformt und
nachträglich angefügt sei. Er hält sowohl den

Vasa diatreta.

(Mit Abbildung.)

Becher beiTrivulzio, wie alle anderen Netzgläser
für Pseudodiatreta, für Arbeiten des III. und
IV. Jahrh. und für Nachbildungen der echten
aus Neros Zeit, von welchen wir leider keines
mehr besäfsen. Marchese d'Adda, Schweighäuser,
Fröhner sind ähnlicher Ansicht. Letzterer
wartet noch mit einer besonderen Erklärung
über die Bildung des Netzwerkes seiner „ge-
lötheten Gläser" (verres soude"s) auf. Er meint,
dafs die Ringe, aus welchen es zusammengesetzt
ist, einzeln geformt und aneinander gelöthet
seien. Den Zweiflern gegenüber ist K. Fried-
rich nach wiederholter genauer Untersuchung
des Münchener Diatretums wieder zu der
Winkelmann'schen Erklärung zurückgekehrt. Er
hat sich überzeugt, dafs Netz und Inschrift bei
diesem mit Punzen und Schleifrad hergestellt
sind, indem der Diatretarius zuerst in die dicke
Glaswand Löcher bohrte, diese allmählich aus-
weitete, unterschnitt und mit dem Schleifrade
die Arbeit vollendete. Auch ein anderer tech-
nischer Fachmann, der Wiener Glasindustrielle
Lobmeyr, ist — wohl durch die Untersuchung
des Wiener Netzbechers — zu der Ueberzeugung
gekommen, dafs es mittels Bohrers und Rades
hergestellt ist. Er sagt: „Es kann keinem
Zweifel unterliegen, dafs die Diatreta geschliffen
und eine jener fabelhaften Geduldarbeiten sind
 
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