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Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

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Neuwirth, Josef: Das Prager Synagogenbild nach Barthel Regenbogen
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Marchand, Jakob: Grabmäler der St. Ursulakirche zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.3944#0121

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183

1899.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. H.

184

entspricht vollständig dem durch zahlreiche
Denkmale belegbaren Darstellungstypus, den
die mittelalterliche Kunst für diese oft wieder-
kehrende Figur festhielt. Selbst in der Beigabe
der Kronen erscheint eine mitunter begegnende
Anordnung13) berücksichtigt, wenn auch die
Vierzahl von dem Brauche abweicht, welcher
die Synagoge mit einer herabfallenden Krone
darstellt,14) und offenbar in der symbolischen
Bedeutung sich nicht mit der landläufigeren,
Jeremias' Klageliedern V, 16 entsprechenden
Auffassung begnügt. Die Uebereinstimmung
der Einzelheiten des Prager Synagogenbildes
mit den charakteristischen Darstellungskenn-
zeichen der Synagoge stützt die Richtigkeit der
Angaben Barthel Regenbogens über abweichende
Details, die ebensogut wie die mit der ver-
breiteten Darstellungsform sich deckenden auf
dem Bilde vorhanden gewesen sein müssen und
die Prager Darstellung trotz des Bildverlustes
doppelt beachtenswerth und deutungsreich er-

13) Paul Weber »Geistliches Schauspiel und
kirchliche Kunst« S. 100, 107, 111 u. a. a. O.
") Ebendas. S. 80.

scheinen lassen. Sollte es gelingen, auch für sie
im Laufe der Zeit Beleg- und Vergleichsdenk-
mäler derselben Auffassung sowie räumlich und
zeitlich begrenzten Ursprungs nachzuweisen,
so wäre die Möglichkeit nicht ausgeschlossen,
durch ein solches Mittelglied und die Berück-
sichtigung anderer das mittelalterliche Kunst-
leben Böhmens bestimmender Verhältnisse ganz
zuverlässig fremde Einflüsse auf die Malerei
Prags im XIII. Jahrh. festzustellen. Sie können
nicht vom Osten her gekommen sein und an
byzantinische Vorbilder anknüpfen, welche
einzelne tschechische Forscher einzig und allein
für die Entwickelung der Kunst in Böhmen
gelten lassen möchten; denn der Gegensatz
zwischen Kirche und Synagoge, welcher dem
Darstellungstypus des in Rede stehenden Prager
Wandbildes zu Grunde lag, ist der oströmischen
Kirche, wie von verschiedenen Seiten festge-
stellt wurde,16) fremd geblieben. Es wird also
auch hier wieder zunächst an Abhängigkeit
von der Kunst des Westens zu denken sein.

Wien. Joseph Neuwirth.

6) Ebendas. S. 134.

Grabmäler in der St. Ursulakirche zu Köln.

II. Das Grabmal der Viventia.

(Mit G Abbildungen.)

ie Ursulakirche zu Köln birgt ein
zweites Grabmal aus viel früherer
Zeit, welches hier noch kurze Be-
schreibung finden soll an der Hand
der Abbildung. Am untersten Pfeiler des nörd-
lichen Schiffes, gegenüber dem Eingang zur
Sakristei, steht das Grabmal der Viventia,
welches bei Ausführung der neuen Fufsboden-
plattung auch einer Renovation unterworfen
wurde. Das mit der Rückseite an den Pfeiler
gelehnte Grabmal hat eine profilirte Sockel-
platte, auf welcher sich 4 Säulen mit Sockel
und Würfelkapitäl erheben, welche den recht-
eckigen Sarkophag tragen. Die drei freien
Seiten sind mit Profilen umrahmt. In die
Füllungen sind Tafeln von röthlichem Marmor
eingesetzt, welche Inschriften enthalten. Die
nach Süden gerichtete Marmortafel hat die In-
schrift: Viventia bis hie sepulta — tolies e terra
eieeta — modo hoc mausoleo usa. Die nördliche

Tafel: Anno462 Clematins hocsanetum templum —
restanrans in eo aliotum corporum — sepulturam
sieb poena vetuit. Die vordere Tafel hat eine
Inschrift bezüglich der jetzigen Oeffnung und
Renovation des Grabmals erhalten.

In dem inneren Hohlraum des Grabmals
steht ein kleiner Steinsarg mit pultartigem
Deckel, in welchem die in alte Seidenstoffe1)
gehüllten Gebeine ruhen.

Das Grabmal ist oben mit einer Schiefer-
platte abgedeckt, auf welche verschiedene Wap-
pen und Zeichen eingekratzt sind. In frühroma-
nischen Formen aus Jurakalkstein ausgeführt
zeigt es noch Spuren früherer Polychromirung.

Köln. Jakob Marchand.

') [Der eine derselben, ein byzantinisches Köper-
gewebe des XL Jahrh., hat auf hellgelbem Grund als
purpurrothe Musterung kreisförmige Medaillons von
13 cm Durchm. mit einem ein Pferd vergewaltigenden
Greif und Rosetten in den Zwickeln; der andere, ein
lucchesischer Futterstoff des XIV. Jahrh., hat auf
dunkelblauem Grund gelbliche Weinranken als Ver-
zierung, zwischen den Blättern Mascarons.] d. H.
 
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