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Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

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Braun, Joseph: Die sogen. Dalmatik des hl. Lambertus in der Liebfrauenkirche zu Maestricht
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Minkus, Fritz: Ein gothisches Trinkhorn
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https://doi.org/10.11588/diglit.3944#0243

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383

1899.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12

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lieh. Wir besitzen freilich kein Gegenstück zum
Gewebe der Maestrichter Tunika aus so früher
Zeit. Allein es haben gerade die letzten Jahr-
zehnte so manchen bedeutenden Stoffrest aus
jenen Tagen ans Licht gefördert, dafs wir billig
über die damalige hohe Ausbildung der Webe-
technik staunen müssen. Und wer weifs, was
die Zukunft noch an neuen derartigen Funden
bringen wird! Es scheint deshalb besser, in der
Beurtheilung des Alters der Maestrichter Tunika
und des Werthes der diesbezüglichen Tradition

bis auf weiteres eine angemessene Zurückhaltung
zu beobachten, als eine jeden genügenden
Grundes entbehrende Datirung zu wagen und
sich auf das vage Gebiet blofser Vermuthungen
zu begeben. Ist es diesen Zeilen gelungen,
die Aufmerksamkeit auf ein so äufserst be-
achtenswerthes Ornatstück des Mittelalters, wie
es das Gewand im Schatz der Liebfrauenkirche
zu Maestricht ist, zu lenken, so haben sie ohnehin
ihren Zweck erreicht.

Luxemburg. Joseph Braun S. J.

Ein gothisches Trinkhorn.

(Mit Abbildung.)

las hier abgebildete Trinkhorn gehört
der reichhaltigen kunst- und kultur-
geschichtlichen Sammlung des Mu-
seum Francisco-Carolinum in Linz
a. D. an. Sein Körper besteht aus einem
im gröfsten Bogen 79 cm messenden Rinds-
horn, seine Fassung aus drei vergoldeten
Kupferringen, von welchen zwei, beiderseits
mit gothischem
Zackenwerk be-
setzt, das Hörn
im ersten und
zweiten Drittel
seiner Länge um-
geben , während
der dritte breitere
und nur nach
unten zu mit
Zacken werk ge-
schmückte den
Mundreif bildet.

Auf dem Mund -
reif sind zwei klei-
ne silberne halb-
runde Wappen-
schilde angelöthet,
deren einer die beiden schwarzen Leoparden des
Hauses Hohenlohe, deren zweiter den springen-
den rothen Wolf des Fürstenthums Passau, in
Grubenschmelz ausgeführt, aufweist. Auf Gruud
dieser beiden Wappen läfst sich das Trinkhorn
mit aller Bestimmtheit auf den von 1387 bis 1423
regierenden Bischof von Passau, Georg
Grafen von Hohenlohe, zurückführen.1)

Gothisches Trinkhorn.

Aufser den beiden Wappenschilden sind am
Mundreif des Linzer Trinkhornes noch drei
kreisrunde silberne Scheiben angebracht — im
ursprünglichen Zustande waren es deren vier —,
die je eine in translucidem Grubenschmelz
hergestellte fünf blätterige Rosette enthalten. In
der technischen Eigenthümlichkeit dieser Email-
arbeiten glaube ich den relativen kunstgeschicht-
lichen Werth des
Stückes erblicken
zu dürfen: den
dunkelgrünen Sa-
menkapseln und
Kelchblättern und
den kobaltblauen
Blüthenblättern
dieser Rosetten ist
nämlich, im Ge-
gensatze zu der

vollkommenen
Flächenhaftigkeit
der gewöhnlichen
Champ - leve" - Ar-
beiten eine ge-
wisse Modellirung
gegeben und zwar
auf die Weise, dafs der vertiefte Rezipient mit
dem Grobstichel in ziemlich bescheidenem
Mafse reliefirt wurde,2} wodurch die an den
erhöhten Stellen dünnere, an den vertieften
Stellen dickere Emailschichte verschieden

*) Vgl. bezüglich der interessanten Persönlichkeit
Bischof Georg's: J. N. Buchinger »Geschichte des

Fürstenthums Passau« (München 1824). J. Schöller
»Die Bischöfe von Passau und ihre Zeitereignisse«
(Passau 1844). S chrödl »Passaviasacra«, (Passaul879).
2) Die Bearbeitungsart des Metallgrundes läfst sich
an einigen lädirten Stellen aufs genaueste konstatiren.
 
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