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Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

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Schnütgen, Alexander: Zwei neue bischöfliche Chormantelagraffen
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https://doi.org/10.11588/diglit.3944#0170

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Abhandlungen.



Zwei neue bischöfliche Chormantel-
agraffen.

Abbildungen.)

Hochwürdigsten Herrn
:hof Dr. Hubertus Simar,
dem scheidenden Kollegen,
verehrten die Professoren der
theologischen Fakultät in
Bonn zu seiner Erhebung
fauf den bischöflichen Stuhl
'von Paderborn die hier ab-
gebildete Agraffe, welche

Hofgoldschmied Gabriel
Hermeling in Köln Anfangs
1892 ausgeführt hat. Als Vorbild
diente das herrliche frühgothische
Monile, welches im Schatze der al-
ten Abtei-, gegenwärtigen
Pfarrkirche zu Hochelten
neben manchen anderen
Kostbarkeiten sich
erhalten hat und
den Patrondes Stif-
tes, den hl. Vitus,
unter einer breiten }
Baldachinarchitek-
tur darstellt auf
einem quadrati-
schen, durch Vier-
pässe erweiterten Hinter
gründe. Dieselbe Grund
form ist für die frei be
handelte Nachbildung bei
behalten, 13 cm im Durchmesser, und
auch hier bildet eine Standfigur den
Mittelpunkt, die vollrunde Statuette
des hl. Hubertus, der in der Rechten auf dem
Buche den Hirschkopf trägt, mit der Linken
den Stab hält. Der ihn bekrönende, in hoch-
gothischen Formen gehaltene Baldachin ist aus
dem Sechseck konstruirt und der ihn ab-
schliefsende Zinnenkranz läuft um die drei Seiten
des geschindelten Daches, um geradlinig die bei-
den MafswerkflUgel zu bekrönen, welche die
Mittellaube flankiren, zur Fläche überleitend und
in kräftigem, sich verjüngendem Strebepfeiler

ausklingend. Um die gleichfalls polygone Kon-
sole, auf der das Figürchen steht, zieht sich ein
Hängefries, der nach beiden Seiten bis zu den
Eckstreben sich fortsetzt. Unter der Konsole
verziert den Grund das emaillirte Wappenschild,
welches rechts das goldene Kreuz im rothen
Felde, also das Wappen der Diözese Paderborn,
links den Hirschkopf mit Kreuz im grünen
Felde, das persönliche Wappen des Bischofs
zeigt. Ebenfalls durch emaillirte Wappen-
schildchen sind die beiden seitlichen Pässe, ent-
sprechend dem alten Vorbilde, gefüllt, indem
rechts das Paderborner Stiftswappen, links das
Bonner Stadtwappen: oben schwarzes Kreuz im
weifsen Felde, unten rother Löwe im blauem
Felde, angebracht ist. Die ganze
Platte ist durch Kreuzschraffur be-
lebt bis zu der Mafswerkgravur,
welche direkt zu dem
mit Recht sehr kräftig
gehaltenen, stark profilir-
ten Rande über-
leitet. Je eine
mächtige Rose
markirtdieEcken
des Quadrates wie
die Passmitten,
ein Kranz zier-
licher Rosetten die
Hohlkehle, und
r weifser Silberton ver-
ursacht auf dem ver-
goldeten Grunde einen
ebenso dankbaren Far-
benwechsel, wie er durch die Sil-
berstatuette inmitten der vergolde-
ten Architektur bewirkt wird. —
Möge das ebenso musterhaft ausgeführte
wie entworfene Kleinod den hochver-
ehrten Oberhirten als glückverheifsen-
der Stern zurückgeleiten in den alten
Sprengel mit seinem unvergleichlichen
Dome, in dessen Schatzkammer seit dem
XIV. Jahrh. ein sehr merkwürdiges Reli-
quiar den Ruhm des hier von jeher mit
ganz besonderer Feierlichkeit umge-
benen hl. Hubertus kündet!
 
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