217
1899. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.
218
nungen ersetzt. Rundbogenfenster, auf Thei-
lungssäulchen ruhend, durchbrachen auch Rück-
wand und Seiten dieser Glockenstuben, so dafs
der schwere, massige Bau in seinen oberen
Theilen recht anmuthig gegliedert erschien. Das
Mittelstück des Thurmhauses stieg dann noch
höher zu einem letzten Geschosse, das als
schmucke Laube in leichten Säulenarkaden
nach allen Seiten sich öffnete. Ein abgewalmtes
Satteldach schlofs den mächtigen Bau. Im Erd-
geschosse und seiner Vorhalle lag das „alte
Paradies" des Domes, darüber ein gewölbter
Saal, die sog. „Loggia Hezilo's", deren inhalt-
reicher Gemäldecyklus in dieser Zeitschrift (III,
mann vom 9. Oktober 184115) und in der dem
Grundstein des neuen Domthurmes eingefügten
Urkunde vom 24. April 1842.16) Nach diesen
von der Bauleitung gegebenen Nachrichten
fanden sich unter den Fundamenten mehrere
Steinsärge, die also älter waren als der Thurm,
mithin entweder in der Altfrid'schen West-
krypta17) oder im Godehardinischen1S) Vorbaue
beigesetzt waren;19) diese Särge bestanden aus
zusammengefügten Quaderplatten: die älteste
Sargform, die wir 1896 auch in der Ostkrypta
des'Domes bei drei Bischofsgräbern vorfanden.20)
Im Unterbau des Domthurmes liefsen sich
beim Abbruche deutlich zwei verschiedene
Abb. 8. Säulen im Oberbau des Domthurms Hezilo's.
307 ff.) bereits besprochen ist; irrthümlich sind
diese Gemälde der Zeit Hezilo's zugeschrieben,
während sie nach Stilrichtung und historischen
Nachrichten dem XUJahrh. angehören, und zwar
der Zeit des Bischofs Bernhard (1130—1153),
der „unser Münster mit Malereien geschmückt
hat."13) — Eine Ansicht des Westthurmes, der
1840 den Einsturz drohte und deshalb abge-
tragen wurde, bietet eine Aquarellzeichnung vom
Jahre 1831u) (Abb. 4); einen Durchschnitt des
Thurmes liefs der 1885 verstorbene Dr. Kratz
anfertigen (Abb. 7).
Die beim Abbruche vorgenommene Unter-
suchung der Thurmanlage ist niedergelegt in
einem Aktennotatum des Oberbauraths Hage-
13) »Mon. Germ. Hist. SS.« VII, 856.
14) Im Besitze des Verfassers.
(seitliche) Thürme unterscheiden, jeder mit
Wendeltreppe versehen; diese beiden Thürme,
die (nach Abtragung der von Hezilo vorge-
blendeten Fassade) als älterer Kern des Thurm-
hauses erschienen, hatten an den seitlichen und
östlichen Wänden pilasterartige Lisenen-
streifen; das waren also die Aufs entheile (Front-
seiten) der Thürme; ihre westliche Seite entbehrte
dieser Streifen, weshalb anzunehmen, dafs sie
an einen nach Westen gerichteten Dom sich
ehemals angeschlossen hatten; dies wurde fast zur
Gewifsheit, als man in den Fundamenten des
15) Akten der K. Regierung in HUdesheim.
16) Hildesheim'sche Zeitung vom 25. April 1842.
,7) Vgl. oben Art. I.
18) Daselbst.
19) Vgl. Wolfher »Leben Godehards«
20) »Domgruft« S. 36.
c. 31.
1899. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.
218
nungen ersetzt. Rundbogenfenster, auf Thei-
lungssäulchen ruhend, durchbrachen auch Rück-
wand und Seiten dieser Glockenstuben, so dafs
der schwere, massige Bau in seinen oberen
Theilen recht anmuthig gegliedert erschien. Das
Mittelstück des Thurmhauses stieg dann noch
höher zu einem letzten Geschosse, das als
schmucke Laube in leichten Säulenarkaden
nach allen Seiten sich öffnete. Ein abgewalmtes
Satteldach schlofs den mächtigen Bau. Im Erd-
geschosse und seiner Vorhalle lag das „alte
Paradies" des Domes, darüber ein gewölbter
Saal, die sog. „Loggia Hezilo's", deren inhalt-
reicher Gemäldecyklus in dieser Zeitschrift (III,
mann vom 9. Oktober 184115) und in der dem
Grundstein des neuen Domthurmes eingefügten
Urkunde vom 24. April 1842.16) Nach diesen
von der Bauleitung gegebenen Nachrichten
fanden sich unter den Fundamenten mehrere
Steinsärge, die also älter waren als der Thurm,
mithin entweder in der Altfrid'schen West-
krypta17) oder im Godehardinischen1S) Vorbaue
beigesetzt waren;19) diese Särge bestanden aus
zusammengefügten Quaderplatten: die älteste
Sargform, die wir 1896 auch in der Ostkrypta
des'Domes bei drei Bischofsgräbern vorfanden.20)
Im Unterbau des Domthurmes liefsen sich
beim Abbruche deutlich zwei verschiedene
Abb. 8. Säulen im Oberbau des Domthurms Hezilo's.
307 ff.) bereits besprochen ist; irrthümlich sind
diese Gemälde der Zeit Hezilo's zugeschrieben,
während sie nach Stilrichtung und historischen
Nachrichten dem XUJahrh. angehören, und zwar
der Zeit des Bischofs Bernhard (1130—1153),
der „unser Münster mit Malereien geschmückt
hat."13) — Eine Ansicht des Westthurmes, der
1840 den Einsturz drohte und deshalb abge-
tragen wurde, bietet eine Aquarellzeichnung vom
Jahre 1831u) (Abb. 4); einen Durchschnitt des
Thurmes liefs der 1885 verstorbene Dr. Kratz
anfertigen (Abb. 7).
Die beim Abbruche vorgenommene Unter-
suchung der Thurmanlage ist niedergelegt in
einem Aktennotatum des Oberbauraths Hage-
13) »Mon. Germ. Hist. SS.« VII, 856.
14) Im Besitze des Verfassers.
(seitliche) Thürme unterscheiden, jeder mit
Wendeltreppe versehen; diese beiden Thürme,
die (nach Abtragung der von Hezilo vorge-
blendeten Fassade) als älterer Kern des Thurm-
hauses erschienen, hatten an den seitlichen und
östlichen Wänden pilasterartige Lisenen-
streifen; das waren also die Aufs entheile (Front-
seiten) der Thürme; ihre westliche Seite entbehrte
dieser Streifen, weshalb anzunehmen, dafs sie
an einen nach Westen gerichteten Dom sich
ehemals angeschlossen hatten; dies wurde fast zur
Gewifsheit, als man in den Fundamenten des
15) Akten der K. Regierung in HUdesheim.
16) Hildesheim'sche Zeitung vom 25. April 1842.
,7) Vgl. oben Art. I.
18) Daselbst.
19) Vgl. Wolfher »Leben Godehards«
20) »Domgruft« S. 36.
c. 31.