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1899. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.
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eigentlich die Leistungsfähigkeit eines einzigen Ver-
fassers übersteigt. Da wird wohl jeder Fachmann in
Betreff der ihm geläufigen Themate kleine Verände-
rungen oder Zusätze wünschen, z. B. bezüglich der
kirchlichen Gefäfse und Geräthe, aber er wird dabei
nicht verkennen, dafs der Verfasser überall es sich
ernst hat angelegen sein lassen, die weilverzweigte
Litteratur auszunutzen und aus ihr einen mit so viel
Sachkennlnifs wie Fleifs bearbeiteten Auszug zu bieten
unter Beifügung der persönlichen Beobachtungen, die
dem ganzen Werke einen eigenthümlichen Stempel
aufprägen und einen sehr dankbaren Leser- vielmehr
Nachschlagerkreis sichern, der hier schnell Manches
findet, namentlich auch aus dem Bereiche der neueren
und neuesten Untersuchungen und Ergebnisse, was er
sonst vergebens suchte, weil es noch keine sammelnde
und sichtende Hand gefunden hatte. Möge dieser
Kreis ein recht ausgedehnter sein! Schniitgen.
Julius Schmidt's Kunstverlag in Florenz
legt auf den Weihnachtstisch wiederum einen präch-
tigen Farbendruck in dem gröfsten Format seiner
längst bekannten Fiesole'schen Engel, nämlich die von
Knöfler in Holzschnitt vorzüglich ausgeführte Nach-
bildung des berühmten Gemäldes von Palma Vecchio
in S. Maria formosa zu Venedig, welches als Mittel-
und Hauptfigur die hl. Barbara darstellt. Diese
erhabene, für eine Martyrin fast zu schöne und im-
posante Figur kommt hier in ihrem majestätischen
Ausdruck und in dem weichen Kolorit ihrer flotten
Gewandung vollkommen zur Geltung, ein meisterhaft
abgetöntes Farbenblatt, auf dem nur die beigefügte
scharfe und modern gothische Unterschrift aus der
Rolle fällt. __________ H.
R ec u eil d'esta mpes et d'images artisliques.
Publication periodique editee par la Socie'te' St.
Augustin. Desclee, De Brouwer & Cie. Abonnement:
12 livraisons par an 12 francs.
Für den mit dem Abschlufs seines VI. Jahrg.
im April eingegangenen Coloriste Enlumineur, dem
hier wiederholt in Bezug auf seine Leistungen das
beste Zeugnifs ausgestellt werden konnte, soll diese
neue Zeitschrift eine Art von Ersatz bilden, indem
auch sie die Chromolithographie in künstlerischer
Weise zu pflegen beabsichtigt durch die Reproduktion
guter alter und neuer, zumeist religiöser Bilder.
Daneben sollen aber auch die einfarbigen Verviel-
fältigungsverfahren durch Leistungen vertreten sein,
deren Qualität durch den altbewährten Verlag ge-
währleistet wird. — Das I. Heft bietet farbige Tafeln
nach Fiesole, Rubens und neuen Vorlagen, Photo-
gravüren nach Fiesole und Memling, mit Geschick
ausgewählte und gut ausgeführte Blätter, welche zu
der Hoffnung berechtigen, jedes Heft werde den
christlichen Bilderschatz durch gute Nachbildungen
alter und neuer Gemälde bereichern. s.
Die vierzehn Stationen des heiligen
Kreuzwegs nach Kompositionen der Maler-
schule des Klosters Beuron. Mit einleiten-
dem und erklärendem Text von Dr.Paul
Wilhelm von Keppler, Bischof von Rotten-
burg, sind von der Herder'schen Verlagshandlung
soeben in dritter Auflage herausgegeben, natürlich
unverändert in Bezug auf die Tafeln, aber etwas er-
weitert in dem erhebenden Text, von dem namentlich
der zweite, die Kreuzwegandacht und die bildende
Kunst behandelnde Abschnitt mehrfache, recht lehr-
reiche Zusätze erfahren hat. Im Uebrigen darf auf
die eingehende Besprechung dieses herrlichen Werkes
in Bd. IV. Sp. 293/294 dieser Zeitschrift verwiesen
werden, welches die hier daran geknüpften Hoffnungen
hinsichtlich der Anerkennung, welches es finden, der
Erbauung, die es bewirken, des ikonographischen
Nutzens, den es verursachen werde, vollkommen be-
stätigt hat. Seit seinem Erscheinen im Jahre 1891
hat die Kreuzwegandacht an Volkstümlichkeit noch
erheblich zugenommen und in der Unzahl der dafür
begehrten Darstellungen fehlt es nicht an solchen, die
diesen tiefempfundenen Vorbildern dankbare Motive
der Anregung und Erhebung entlehnt haben. Möge
dieser segensvolle Einfluss fortdauernI Schnütgen.
Die „Alte und neue Welt" ist bereits in ihren
34. Jahrgang eingetreten, der das alte Programm,
die Erzählung, Geschichte, Kunst, Naturwissen-
schaft u. s. w. in gediegener und vornehmer Weise
zu pflegen, aufs Neue feststellt, und in Bezug auf
die schon früher mit grofsem Eifer und Erfolg be-
triebene Illustration noch weiter zu entwickeln beginnt
durch die Betonung der farbigen Behandlung, von
der bereits gute Muster vorliegen, Erzeugnisse des in
dieser Hinsicht besonders leistungsfähigen Benziger-
schen Verlages. rj.
Die katholische Welt, illustrirtes Familienblatt
mit der Beilage: „Für die Frauen und Töchter" ist
mit dem XII. Jahrgang in den Verlag der Pallotiner
zu Limburg an der Lahn übergegangen, welche den
Reinertrag für den Unterhalt der Missionshäuser in
Kamerun verwenden. Des Unterhaltenden und Be-
lehrenden wird hier Vieles geboten, auch das Kunst-
gebiet nicht vernachlässigt. Das Illustrationsmaterial
ist gut gewählt und reichhaltig, daher warme Empfehlung
wohl am Platze. b.
Der Glücksrad - Kalender für Zeit und
Ewigkeit (Verlag „St. Norbertus" in Wien} hat
seinen XX. Jahrg. 1900 (Preis 70 Pf.) besonders
reich ausgestattet. Der Farbendruck Maria Ver-
kündigung, das Titelbild „Lasset die Kleinen zu mir
kommen", mehrere Bitten des Vater unser, die Emmaus-
jünger sind von Rafael Grünnes theils in der Klein'schen
Manier, theils in moderner Art entworfen. Grofs in
der Komposition und kraftvoll in der Ausführung sind
drei Bilder vom f Altmeister Führich. Die Abbildungen
der Kanzel im St. Stephansdom sind in den Text auf-
genommen, den aufserdem noch Dutzende von Illu-
strationen erläutern, also ein ungewöhnlich reicher
Bilderschmuck. (j.
1899. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.
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eigentlich die Leistungsfähigkeit eines einzigen Ver-
fassers übersteigt. Da wird wohl jeder Fachmann in
Betreff der ihm geläufigen Themate kleine Verände-
rungen oder Zusätze wünschen, z. B. bezüglich der
kirchlichen Gefäfse und Geräthe, aber er wird dabei
nicht verkennen, dafs der Verfasser überall es sich
ernst hat angelegen sein lassen, die weilverzweigte
Litteratur auszunutzen und aus ihr einen mit so viel
Sachkennlnifs wie Fleifs bearbeiteten Auszug zu bieten
unter Beifügung der persönlichen Beobachtungen, die
dem ganzen Werke einen eigenthümlichen Stempel
aufprägen und einen sehr dankbaren Leser- vielmehr
Nachschlagerkreis sichern, der hier schnell Manches
findet, namentlich auch aus dem Bereiche der neueren
und neuesten Untersuchungen und Ergebnisse, was er
sonst vergebens suchte, weil es noch keine sammelnde
und sichtende Hand gefunden hatte. Möge dieser
Kreis ein recht ausgedehnter sein! Schniitgen.
Julius Schmidt's Kunstverlag in Florenz
legt auf den Weihnachtstisch wiederum einen präch-
tigen Farbendruck in dem gröfsten Format seiner
längst bekannten Fiesole'schen Engel, nämlich die von
Knöfler in Holzschnitt vorzüglich ausgeführte Nach-
bildung des berühmten Gemäldes von Palma Vecchio
in S. Maria formosa zu Venedig, welches als Mittel-
und Hauptfigur die hl. Barbara darstellt. Diese
erhabene, für eine Martyrin fast zu schöne und im-
posante Figur kommt hier in ihrem majestätischen
Ausdruck und in dem weichen Kolorit ihrer flotten
Gewandung vollkommen zur Geltung, ein meisterhaft
abgetöntes Farbenblatt, auf dem nur die beigefügte
scharfe und modern gothische Unterschrift aus der
Rolle fällt. __________ H.
R ec u eil d'esta mpes et d'images artisliques.
Publication periodique editee par la Socie'te' St.
Augustin. Desclee, De Brouwer & Cie. Abonnement:
12 livraisons par an 12 francs.
Für den mit dem Abschlufs seines VI. Jahrg.
im April eingegangenen Coloriste Enlumineur, dem
hier wiederholt in Bezug auf seine Leistungen das
beste Zeugnifs ausgestellt werden konnte, soll diese
neue Zeitschrift eine Art von Ersatz bilden, indem
auch sie die Chromolithographie in künstlerischer
Weise zu pflegen beabsichtigt durch die Reproduktion
guter alter und neuer, zumeist religiöser Bilder.
Daneben sollen aber auch die einfarbigen Verviel-
fältigungsverfahren durch Leistungen vertreten sein,
deren Qualität durch den altbewährten Verlag ge-
währleistet wird. — Das I. Heft bietet farbige Tafeln
nach Fiesole, Rubens und neuen Vorlagen, Photo-
gravüren nach Fiesole und Memling, mit Geschick
ausgewählte und gut ausgeführte Blätter, welche zu
der Hoffnung berechtigen, jedes Heft werde den
christlichen Bilderschatz durch gute Nachbildungen
alter und neuer Gemälde bereichern. s.
Die vierzehn Stationen des heiligen
Kreuzwegs nach Kompositionen der Maler-
schule des Klosters Beuron. Mit einleiten-
dem und erklärendem Text von Dr.Paul
Wilhelm von Keppler, Bischof von Rotten-
burg, sind von der Herder'schen Verlagshandlung
soeben in dritter Auflage herausgegeben, natürlich
unverändert in Bezug auf die Tafeln, aber etwas er-
weitert in dem erhebenden Text, von dem namentlich
der zweite, die Kreuzwegandacht und die bildende
Kunst behandelnde Abschnitt mehrfache, recht lehr-
reiche Zusätze erfahren hat. Im Uebrigen darf auf
die eingehende Besprechung dieses herrlichen Werkes
in Bd. IV. Sp. 293/294 dieser Zeitschrift verwiesen
werden, welches die hier daran geknüpften Hoffnungen
hinsichtlich der Anerkennung, welches es finden, der
Erbauung, die es bewirken, des ikonographischen
Nutzens, den es verursachen werde, vollkommen be-
stätigt hat. Seit seinem Erscheinen im Jahre 1891
hat die Kreuzwegandacht an Volkstümlichkeit noch
erheblich zugenommen und in der Unzahl der dafür
begehrten Darstellungen fehlt es nicht an solchen, die
diesen tiefempfundenen Vorbildern dankbare Motive
der Anregung und Erhebung entlehnt haben. Möge
dieser segensvolle Einfluss fortdauernI Schnütgen.
Die „Alte und neue Welt" ist bereits in ihren
34. Jahrgang eingetreten, der das alte Programm,
die Erzählung, Geschichte, Kunst, Naturwissen-
schaft u. s. w. in gediegener und vornehmer Weise
zu pflegen, aufs Neue feststellt, und in Bezug auf
die schon früher mit grofsem Eifer und Erfolg be-
triebene Illustration noch weiter zu entwickeln beginnt
durch die Betonung der farbigen Behandlung, von
der bereits gute Muster vorliegen, Erzeugnisse des in
dieser Hinsicht besonders leistungsfähigen Benziger-
schen Verlages. rj.
Die katholische Welt, illustrirtes Familienblatt
mit der Beilage: „Für die Frauen und Töchter" ist
mit dem XII. Jahrgang in den Verlag der Pallotiner
zu Limburg an der Lahn übergegangen, welche den
Reinertrag für den Unterhalt der Missionshäuser in
Kamerun verwenden. Des Unterhaltenden und Be-
lehrenden wird hier Vieles geboten, auch das Kunst-
gebiet nicht vernachlässigt. Das Illustrationsmaterial
ist gut gewählt und reichhaltig, daher warme Empfehlung
wohl am Platze. b.
Der Glücksrad - Kalender für Zeit und
Ewigkeit (Verlag „St. Norbertus" in Wien} hat
seinen XX. Jahrg. 1900 (Preis 70 Pf.) besonders
reich ausgestattet. Der Farbendruck Maria Ver-
kündigung, das Titelbild „Lasset die Kleinen zu mir
kommen", mehrere Bitten des Vater unser, die Emmaus-
jünger sind von Rafael Grünnes theils in der Klein'schen
Manier, theils in moderner Art entworfen. Grofs in
der Komposition und kraftvoll in der Ausführung sind
drei Bilder vom f Altmeister Führich. Die Abbildungen
der Kanzel im St. Stephansdom sind in den Text auf-
genommen, den aufserdem noch Dutzende von Illu-
strationen erläutern, also ein ungewöhnlich reicher
Bilderschmuck. (j.