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Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

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Schnütgen, Alexander: Die neue St. Petrusfahne des Kölner Domes
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https://doi.org/10.11588/diglit.3944#0191

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Abhandlungen.

Die neue St. Petrusfahne des
Kölner Domes.

Mit Lichtdruck (Tafel VII).

achdem ich vor 11/i Jahren die
neue Dreikönigenfahne des
Kölner Domes hier (Bd. XI,
Sp. 97—108) durch Licht-
druck und eingehende Be-
schreibung bekannt gemacht
habe, wird auch die Veröffent-
lichung ihres vor Kurzem
^ abgelieferten Gegenstückes
erwartet werden. Dasselbe
stellt die Uebertragung der Schlüsselgewalt an
den hl. Petrus dar und unten auf den fanones die
Brustbilder der kölnischen Bischöfe Agilolphus,
Bruno, Heribertus, Rngelbertus. Der Entwurf
rührt wiederum von Wilhelm Mengelberg her,
die Ausführung von Fräulein Peters, und in
höherem Mafse noch als der früheren Fahne
darf dieser Lob gespendet werden. Architektur,
Ornament und Figuren sind hier noch geschickter
angeordnet, in den letzteren ist der Ausdruck
noch bestimmter gefafst, der Faltenwurf noch
klarer durchgeführt, daher die Wirkung eine
noch frappantere. Diesen Vorzug läfst schon
der Lichtdruck erkennen, natürlich noch viel
besser das Orginal, welches allein eine ge-
naue Vorstellung bietet von der Mannigfal-
tigkeit, Feinheit und Sicherheit, mit der, in
vollkommener Beherrschung der Technik, die
einzelnen Sticharten durchgeführt sind, um sich
zu diesem wunderbaren Gesammtbilde zu ver-
einigen. Da dieselben in dem früheren Artikel
ganz besondere Berücksichtigung erfahren haben,
so dürfen sie hier wohl als bekannt voraus-
gesetzt, die Erklärungen diesmal auf folgende
Angaben beschränkt werden. Die unmittelbare
Grundlage der Stickerei besteht in blauem
Sammet, der oben mit Goldsternen besät ist, wie
die Gewölbekappen des Baldachins und dessen
ebenfalls in abschattirten röthlichen Tönen ein-
gestickter, aus Ripsseide gebildeter Hintergrund.
Die beiden dekorativen Dächer sind in gelber
Seide applizirt und die Schindelverzierungen mit
braunen Seidenfäden eingetragen. Auf blumigem
Rasen, vor einem Teppich aus gelber Ripsseide

mit ausgespartem Thierornament sind die beiden
das Ganze beherrschenden Figuren angebracht:
der stehende Heiland mit segnend ausgestrecktem
Arm in breiter und doch leichter Gewand-
entfaltung und der mit dem Ausdruck tiefster
Ergriffenheit und vollkommenster Bereitwillig-
keit vor ihm kniende, zu ihm aufschauende
Apostelfürst. Hellblaue Tunika und blau-
weifses Obergewand mit Silberlichtern, gegen
welches das tiefbraune Futter wirkungsvoll
kontrastirt, umgeben jenen, diesen grünliches
Untergewand und rother Mantel mit reichlich
aufgesetzten Goldlichtern, bei dem durch hell-
blauen Umschlag die Gegensätzlichkeit bewirkt
wird. Die sorgsam abgewogene Farbenstimmung
in Verbindung mit den auf's feinste durchge-
führten Köpfen verleiht dieser Gruppe einen
hohen künstlerischen, nur durch die Nadel er-
reichten Werth. Eine stark markirte, viertheilige
Distelborte leitet zu den von Kleeblattbogen
überschatteten Brustbildern über, die mit den
Gruppenfiguren an Feinheit der Ausführung wett-
eifern, an Farbenreichthum und kostbaren Einzel-
heiten sie noch übertreffen. Die beiden auf-
steigenden, durch Medaillons unterbrochenen
Blattborten bilden einen vorzüglichen Abschlufs,
wie der obere Inschriftfries, dem die den Gold-
fäden untergelegten Sprengkartons eine kräftige
Reliefwirkung verleihen.

Die Rückseite, besteht in einem mit dem
Granatapfel gemusterten weifs-gelben Brokatstoff,
den ein Rosettenfries bekrönt, blaue Borten mit
tambourirten Schlingenstichranken einfassen.
Zwischen ihnen breitet sich ein zu einer Art von
länglichem Achtpafs sich erweiterndes Oval aus,
dessen Füllung die von einem Schiffe auf hoch-
schäumenden Silberwogen getragene Kirche
bildet auf dunkelrothem Seidengrunde. Die in
blaue Seide mit weifsen Fäden eingetragene Bibel-
stelle ,Ascendil Petrus in navem. Et traxit reie in
Urram' giebt die Erklärung, und die gekreuzten
Schlüssel im oberen, wie das Kapitelskreuz im
unteren Wappenschild wahren die Beziehungen
zum Dom. Der ringsumlaufende breite Sammet-
fries mit den die acht Pafsscheilel markirenden
Lilien verschaffen der dekorativen Scheibe auf
dem stoffgemusterten Fond eine vorzügliche

Silhouette.

Schnütgen.
 
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