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Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

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Braun, Joseph: Der Paramentenschatz zu Castel S. Elia, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3944#0221

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345

1899.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

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werk im Stil der italienischen Renaissance zu-
sammen. Das mit grobem Linnen gefütterte
Mefsgewand stammt aus der letzten Hälfte des
XVI. Jahrh.

Nr. 2 ist aus weifsem Baumwollzeug ge-
macht. Der 8 cm breite Besatz zeigt das ge-
wöhnliche Schema. Der Stab auf dem Rücken
und der senkrechte Stab der Vorderseite be-
stehen aus gewöhnlichem weifsem Taffet. Ganz
anderer Art ist dagegen die 9 cm breite Bor-
düre, welche sich um den Kopfdurchschlupf
zieht, sowie der Besatz, welcher unterhalb des-
selben in einer Länge von ca. 30 cm an der
Vorderseite herabsteigt. Sie sind aus einem
Gewebe geschnitten, das in Gobelinwirkerei
hergestellt ist, und bestehen aus Seide. Von
der Einfassung, welche die Oeffnung für den
Kopf umgibt, konnte ich leider keine Aufnahme
machen, da dieselbe ganz verschrumpft und
wirr zusammengezogen war, wohl aber gestattete
der andere Besatz eine solche. Die Musterung
(Abb. V) besteht aus Kreisen, die mit phan-
tastischem Gethier gefüllt sind. Der Grund
des Zeuges ist von rother oder blauer Farbe,
die Zeichnung ist in weifs ausgeführt. Das Ge-
webe erinnert durchaus an die eigenartigen
Seidenwirkereien des XI. und XII. Jahrh., welche
aus koptischen Gräbern stammen. Es ist die-
selbe Technik, dieselbe Musterung, dieselbe
Farbengebung, welche wir hier wie dort wahr-
nehmen.

Die Kasel hat allem Anschein nach nicht
mehr ihre ursprüngliche Form. Sowohl der
Schnitt auf den Schultern, wie die ganze An-
fertigungsweise und die im Verhältnifs zur
Seitenlänge ungewöhnliche vordere Länge des
Gewandes legen die Vermuthung nahe, es ver-
danke seine jetzige Form einer in der letzten
Hälfte des XVI. Jahrh. erfolgten seitlichen Ver-
kürzung.

Kasel Nr. 3, welche aus schwerem, blau-
seidenem Reps hergestellt und mit rautenförmig
gemusterter Leinwand gefüttert ist. hat einen
Besatz, der von dem üblichen Typ durchaus
abweicht. Es fehlt nämlich nicht blos die Ein-
fassung des Kopfdurchlasses, sondern auch der
Querbalken auf der Vorderseite. Andererseits
ist auf dem Rücken ein förmliches Kreuz an-
gebracht, dessen Querstück 4.4 cm lang ist. Im
Uebrigen bietet der 10 cm breite Besatz nichts
Jemerkenswerthes. Die Kasel gehörte nach
Ausweis des Stoffes zu den beiden, dem XIV.

Jahrh. entstammenden Dalmatiken, von welchen
später die Rede sein wird, und erhielt ihre
gegenwärtige Form in der letzten Hälfte des
XVI. Jahrh.

Ob auch Kasel Nr. 4= aus einem älteren
Mefsgewand verfertigt worden, läfst sich nicht
sagen. Dafs sie wenigstens aus älteren Stoff-
stücken zusammengesetzt wurde, beweisen die
zahlreichen unregelmäfsigen Nähte. So wie sie
jetzt ist, gehört sie etwa der Mitte des XVI.
Jahrh. an. Der Stoff der Kasel ist ein gelber
Atlasköper; ihre ca. 10 bis 11 cm breiten Stäbe
bestehen aus rothem Taffet, um den Hals zieht
sich dagegen ein nur 2V2 cm breites weifs-
seidenes Bördchen. Der Besatz folgt dem ge-
wöhnlichen Schema. Als Futter dient röthliche
ziemlich grobe Leinwand.

Kasel Nr. 5 (Abb. IV b) gehört derselben
Zeit an, wie Nr. 4. Aus weissem, mit kleinen
Rauten gemustertem Linnen gemacht, hat sie
an der Innenseite blos um den Kopfdurch-
schlupf einen Unterstoff aus blauer Leinwand.
Die Besätze des Gewandes bestehen aus weifsem
Taffet und weisen den bekannten .Typ auf.
Die Bordüre der Oeffnung für den Hals ist
31/2cm breit; die Stäbe haben dagegen eine
Breite von 9 cm.

Der ersten Hälfte des XVI. Jahrh. entstammt
Mefsgewand Nr. 6 (Abb. IV c). Der Stoff,
woraus es angefertigt ist, stellt ein schlechtes,
lockeres Seidengewebe von weissgelber Farbe
mit Resten einer Musterung in Grün und Gold
dar. Die Besätze haben die übliche Form
und bestehen aus einer Florentiner Borde des
beginnenden XVI. Jahrh. Das immerwieder-
kehrende Muster derselben bilden Cherubköpf-
chen auf rothem Grund. Unterlegt ist die Kasel
mit kräftiger blauer Leinwand.

In's XV. Jahrh. führt uns das Mefsgewand
Nr. 7 (Abb. IV d). Es ist aus weifser Leinwand
gemacht, mit blauer Leinwand gefüttert und mit
einem blauleinenen Besatz versehen, der auch
hier auf dem Rücken aus einem blofsen Stabe,
auf der Brust aber aus einem Stab und einem
34 cm langen Querbalken besteht. Die Um-
säumung der Oeffnung für den Kopf hat eine
Breite von nur 4 cm, d. i. die halbe Breite der
Stäbe.

Aus derselben Zeit wie Nr. 7 stammt Nr. 8,
ein höchst einfaches, aus weifsem Leinen an-
gefertigtes Gewandstück, ohne irgendwelchen
Besatz und ohne jedes Futter. Man könnte in
 
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