Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3944#0228

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
359

1899. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

360

werden. Monographien über einzelne Klinstier,
Künstlergruppen und Kunstzweige bilden den eigent-
lichen Kern, Berichte über Ausstellungen den Reflex
des aktuellen Kunstschaffens, welches zugleich durch
vielfache Nachrichten aus der künstlerischen Interessen-
sphäre illustrirt wird, und auch die Kunst-Litteratur
bleibt nicht unberücksichtigt. Im ausgedehntesten
Mafse kommen dabei die Abbildungen zur Geltung,
die den Text an Umfang bei weitem übertreffen und
an technischer Vollendung kaum zu überbieten sind.
In ihnen gewinnt die 'freie Auffassung Ausdruck,
die das Ganze beherrscht, ohne dafs sie jedoch in
Mafslosigkeit ausartet. — Das I. Heft schildert den
Maler Friedrich August von Kaulbach in der Fein-
sinnigkeit, Vornehmheit und Mannigfaltigkeit seines
Schaffens an der Hand zahlreicher Illustrationen, unter
denen sogar zwei Farbentafeln, bringt Lebensnotizen
von Fitger, behandelt den modernen Frauenschmuck,
schildert den so vielseitigen wie eigenartigen Münchener
Künstler Peter Behrens, führt in die Dresdener Werk-
stätten für Kunsthandwerk und in die Zeichenslube
des englischen Architekten Baillie Scott ein und ver.
vollständig! das Alles durch zahlreiche Personal-, Atelier-
und Vermischte Nachrichten. F.

Der Kunstverlag von B. Kühlen in
M. - G 1 a d b a c h hat seine hier oft erwähnten
Sammlungen von H eiligenb ildern und mit solchen
ausgestatteten gröfseren Mappen wieder durch
^mehrere aller Anerkennung würdige Serien ergänzt.
Die kl einen Andachtsbilder Serie 1003 und 1070
sind in der Zeichnung strenger, in der Färbung leb-
hafter gehalten, die der Serie II von Oer weicher
und zarter, die in Schwarzdruck ausgeführten der
Franziskaner-Serie 6 a korrekt gezeichnet, wie alle
von Commans gebotenen Vorlagen. Von diesem
stammen auch der Seraphische Ehrenkranz
und die Gloria Franciscana, jener in einer an-
sprechenden Mappe (Preis M. 2.50) Phototypien von
zwölf Heiligen und Seligen aus dem Orden des
heiligen Franziskus vereinigend, diese in einem
gröfseren eleganten Hefte (Preis M. 5.—) 10 Photo-
typien von Heiligen des Franziskanerordens und Dar-
stellungen aus ihrem Leben bietend. Letztere haben
durch einen kräftigen graulichen Tonüberdruck und
Aussparung der Lichter an Wirkung erheblich ge-
wonnen. Bei allen diesenBildern kleineren und gröfseren
Formats wird die Erbaulichkeit der Auffassung und
Darstellung noch erhöht durch den angefügten fromm-
sinnigen und anregenden Text. Dieser ist zu voller
wissenschaftlicher Bedeutung erhoben in dem Pracht-
werk: Das Leben Jesu Christi von Jan
Joest, geschildert auf den Flügeln des Hochaltars
zu Kaikar in 21 Lichtdrucktafeln, herausgegeben
und beschrieben von Stephan Beissel S. J.
(Preis M. 8.—). Die 20 Flügelgemälde dieses grofsen
berühmten Schnitzaltars, dessen Gesammtansicht auf
der I. Tafel vorliegt, werden hier in 20 vorzüglichen
Lichtdrucken geboten, wie sie bisher an der ungünstigen
Stelle auch nicht annähernd hatten erreicht werden
können, so dafs jetzt von diesem hervorragendsten

Erzeugnisse der niederrheinisch-flämischen Kunst aus
dem Anfange des XVI Jahrh. endlich eine wür-
dige Reproduktion vorliegt, welche ebenso geeignet
ist, der kunsthistorischen Forschung als Unterlage,
wie den Künstlern als Vorbild, der Andacht als An-
haltspunkt zu dienen. In der Einleitung behandelt
der Verfasser die den Künstler betreffenden Vorfragen,
daran schliefst sich die mehr summarische Beschreibung
des Altars, welcher die eingehende, ikonographisch
bedeutsame Erklärung der einzelnen Tafeln folgt von
der Verkündigung bis zum Tode der Gottesmutter.
Eine kurze Charakteristik des Meisters bildet den
Schlufs der ebenso ansprechenden wie belehrenden
Abhandlung, die sich mit den klaren Lichtdrucken
zu einer geradezu musterhaften Leistung vereinigt,
für deren Forlsetzung das fernere Zusammenwirken
von Schriftsteller und Verleger sehr erwünscht bleibt.

Schnütgcn.

Klassische Andachtsbilder, herausgegeben von
der Oeslerreichischen Leo-Gesellschaft (Verlag von
Joseph Roth in Wien und Stuttgart).
Der wiederholt veranstaltete, aber nie mit Kon-
sequenz durchgeführte Versuch, für Andachtsbilder klei-
neren und gröfseren Formats, nach denen das Bedürf-
nifs beständig wächst, als Vorlagen nur die Leistungen
der besten Maler älterer und neuerer Zeit zu benutzen,
ist von der Leo-Gesellschaft mit grofser Energie wieder
aufgenommen und schon im ersten Wurf gut gelöst
worden. Die I. Em m iss ion besteht in Bildern von
7 verschiedenen Formaten, von denen das kleinste (A)
nur 58 zu 88 mm mifst, das gröfste (G) 255 zu 849 mm,
also bereits als Zimmerschmuck verwendbar. Von den
älteren Meistern sind am meisten Raffael und Dürer,
von den neueren Führich, Hellweger, Overbeck ver-
treten, von den letzteren verschiedene bis dahin noch
nicht reproduzirte Serien. Aufserdem begegnen
Ghirlandajo, Botlicelli, Perugino, Sodoma, Mantegna,
Reni und andere Italiener, Murillo und Cano, Rogier
v. d. Weyden, Dierick Bouts und sonstige Flamländer.
Die Quellen, aus denen geschöpft ist, sind mithin sehr
lauter und die verschiedensten Reproduktionsarten in
lobenswerther Weise verwendet. Lichtdruck, Steindruck,
Zinkolypie, Autotypie haben mit einander geweiteifert,
und dasBedürfnifs nach Farbe hat mannigfache Berück-
sichtigung gefunden von dem einfachen Tondruck, den
Goldlichlern, der kolorirten Einfassung bis zum Hunt-
druck, der aber in der feinen Abtönung die Härten
verloren hat. Als die hervorragendste Leistung er-
scheint die Darstellung der Dreifaltigkeit von dem ge-
stickten Antipendium des burgundischen Ornates, von
der 10 Exemplare 10 Gulden kosten, während die
kleineren Bilder nur per 100 Stück abgegeben werden
im Preise von 20 Gulden bis herunter zu 2 Gulden.
— Der erste Erfolg wird zur Fortsetzung drängen,
und für diese mögen namentlich die spätgothischen
Meister Deutschlands und der Niederlande empfohlen
sein, nicht nur ihre Gemälde und Miniaturen, sondern
auch ihre Figuren und Reliefs. Hier sind für die
Bildung des Geschmacks und die Belebung der An-
dacht noch viele Schätze zu heben. Schnütgcn.
 
Annotationen