Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 9.1911

DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:
Gurlitt, Ludwig: Louis Gurlitts Frühkunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4706#0157

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
GÜNTHER GENSLER, DER VATER LOUIS GURLITTS.

JAKOB GENSLER, DIE MUTTER LOUIS GURLITTS.

LOUIS GURLITTS FRÜH KUNST

VON SEINEM SOHN

LUDWIG GURLITT

Ich gebe im folgenden ein Stück Familiengeschichte, in
der Hoffnung, dass es zugleich ein brauchbares kleines
Stück deutscherKunstgeschichte werde. Wer den Namen
meinesVaters, des Landschaftsmalers Louis Gurlitt, kennt,
weiss von ihm eben nur als von dem Landschaftsmaler.
Ich werde durch diesen kleinen Aufsatz vielleicht be-
wirken, dass man ihn auch als Bildnismaler kennen und
anerkennen lernt. Vom Bildnis ging er nämlich aus

Diese Ausführungen sollen zugleich auf die Louis Gurlitt-
Gedächtnisausstellung hinweisen, die im November bei Fritz
Gurlitt veranstaltet war. Wieder wurde man in dieser Aus-
stellung an die Stimmung der unvergesslichen Jahrhundertaus-
stellung erinnert; und wieder waren es vor allem die kleinen
Arbeiten, die unmittelbar vor der Natur gemachten Studien,
vor denen man sich einen bürgerlichen, gar nicht überschwäng-
lichen, aber sehr innig und wahr empfindenden Landschafter,
einen vorzüglichen Zeichner und sehr soliden Maler in einer
neuen Weise entdeckte. Umfangreiche Ankäufe von Lichtwark
legen Zeugnis dafür ab, dass auch die Galerieleiter die kunst-
historische Bedeutung dieser Studien begreifen. Eine Malerei,
wie sie in den besten der kleinen Bilder von Louis Gurlitt
vor uns hintritt, ist geeignet, dem missbrauchten Wort Heimats-
kunst seine Würde zurückzugeben. D. Red.

und pflegte es neben der Landschaft bis weit in seine
Jünglingsjahre hinein.

Sein Vater war von Beruf Golddrahtzieher und nach
dem Zeugnisse seiner Söhne ein für die Malerei und
Zeichenkunst ebenso wie für die Musik leidenschaft-
lich begeisterter und auch befähigter Mann von echt
künstlerischem Empfinden und Wirken. Ihm danken
seine Söhne Louis (geb. 1812), Cornelius (geb. 1820),
Emanuel (geb. 1826) nach eigenem Bekenntnisse jeder
das Beste seines Talentes und Sinnes für Malerei, Musik,
Beredsamkeit und Dichtkunst.

Er lebte in einem der engen Gässchen Altonas, deren
niederländisch anmutenden kleinen roten Backstein-
häuschen von der Armut ihrer Erbauer erzählen. Sie
dienten und dienen heute noch — denn verändert hat
sich daran wenig — der blossen Notdurft des Lebens:
jeder Schmuck fehlt, alles ist aufs engste und spar-
samste berechnet: die kleinen Fachwerkfensterchen des
ersten Stockes in fast ununterbrochener Folge nehmen
sich aus wie Schiffsluken. In einem grösseren dieser Häu-

H7
 
Annotationen