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Zeitschrift für christliche Kunst — 12.1899

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Oidtmann, Heinrich: Nachrichten über rheinische Glasmalerei des XVI. Jahrh., insbesondere über die Glasgemälde in der Burgkapelle zu Ehreshoven, ein spätes Werk monumentaler Glasmalerei in den Rheinlanden, [1]
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55

1899. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

56

Nachrichten über rheinische Glasmalerei des XVI Jahrh., insbesondere

über die Glasgemälde in der Burgkapelle zu Ehreshoven, ein spätes Werk

monumentaler Glasmalerei in den Rheinlanden.

Mit Abbildung.
I.

ls beste Denkmäler spätgöthischer,
bezw. der Renaissance angehöriger
Glasmalerei monumentalen Cha-
rakters beliebt man allenthalben
in Fachbüchern die Nordfenster des Kölner
Doms zu bezeichnen, wobei man zuweilen
als deren Verfertiger die Glasmaler Lewe von
Kaysserswerde sowie die beiden Hermann Pen-
telynk,1) Vater und Sohn genannt findet. Erst
neuerdings hat man wieder der Muthmafsung
Ausdruck gegeben, dafs die Visirungen zu den
drei grofsen Fenstern ihre Entstehung dem
Meister der heiligen Sippe verdanken, während
man dem Meister von St. Severin, welcher
aufserdem das Glasgemälde in der gleichnamigen
Kirche und die Bernhardusdarstellungen des
Altenberger Kreuzganges entworfen haben soll,
die Zeichnung zu dem Halbfenster zuschreiben
zu dürfen glaubt.2) Nur vereinzelt, jedoch nicht
etwa in den die Glasmalerei behandelnden
Werken, kennt man die prächtigen Fenster-
malereien im nördlichen Querschiff, in der
Sakristei und in der Bibliothek des Doms oder
diejenigen in den anderen Kölner Kirchen, in
St. Severin, St. Maria im Kapitol, St. Georg,
St. Maria in Lyskirchen, in der ehemaligen
Antoniterkirche, in St. Peter und in St. Pantaleon.8)
Das Gleiche gilt von den in jüngster Zeit be-
trächtlich vermehrten Schätzen des Kunst-
gewerbemuseums, — hier seit kurzem auch das
Fenster der Rathskapelle —, und von einigen
Privatsammlungen. Noch weniger bekannt waren
die späten Glasgemälde in St. Victor zu Xanten.4)
Andere deutsche Arbeiten jener Zeitperiode,
z. B. die Fenster des Chorumganges und des
Hochchores zu Freiburg i. Br., weitere zu Nürn-
berg, München, Metz und anderwärts werden

x) »Köln. Künstler in alter und neuer Zeit.« Joh.
Jakob Merlo. Herausgeg. v. Ed. Firmenich-Richartz
(1895) S. 489, 659.

2) »Zeitschrift für christl. Kunst« (1892) V. Nr 5.
L. Scheibler »Die deutschen Gemälde von 1300
bis 1550 in den Kölner Kirchen«.

3) Vgl. hierüber Scheibler a. a. O.

4) »Zeitschrift für christl. Kunst« (1892) V. S. 17
u. f. Clemen »Die Kunstdenkm. der Rheinprovinz«
I, 3, S, 123 u. f.

wohl in Monographien und Inventarwerken er-
wähnt. Häufiger wurden infolge der kürzlich
vorgenommenen, öffentlichen Versteigerung die
Glasgemälde der gräflich Douglas'schen Samm-
lung genannt.6) Aus der nämlichen Veranlassung
hatten die zahlreichen Tafeln der freiherrl.
von Zwierlein'schen Glasmalereien eine weite
Berühmtheit erlangt.6)

Es ist hier nicht der Raum für einen ge-
schichtlich-statistischen Abrifs der deutschen
Glasmalerkunst des XVI. Jahrh. Blofs einige
weniger bekannte Denkmäler rheinischer
Herkunft mögen flüchtig hervorgehoben werden.
Manche wurden bisheran gelegentlich oder vor-
übergehend berührt, andere sind gänzlich un-
bekannt geblieben, so das dreitheilige Fenster
im Südschiff der Kirche zu Lipp bei Bedburg,
eine Kreuzigungsgruppe, darunter Adam, der
Erzengel Michael und Eva, in der Ergänzung
nicht durchweg einwandfrei. Das Vorherrschen
des „Weifs" erinnert lebhaft an das Mittelchor-
fenster zu Ehrenstein, hinter welchem Lipp aber
zeichnerisch weit zurückstehen mufs. Reste in
dem benachbarten A n g e 1 s d o r f eine sitzende
Heilige, St. Katharina, — St. Agatha ist neuere
Zuthat der letzten Jahrzehnte —, ferner die
Obertheile zweier Standfiguren, wären immerhin
werth gewesen, nach sachverständiger Instand-
setzung der Kirche erhalten zu bleiben. Im nahe
gelegenen Berrendorf ein Allianzwappen
nebst mehrfach ergänzten Donatorenbildern aus
der ersten Hälfte des XVI. Jahrh. Im mittleren

5) D e t z e 1 »Die Glasgemäldesamml. des Grafen
Douglas im Schlofs Langenstein b. Slockach. S. A.
aus dem 26. Heft der Schriften des Vereins für Ge-
schichte des Bodensees und s. Umgebung. — Katalog
der gräfl. W. Douglas'schen Sammlung alter Glasge-
mälde auf Schlofs L. Köln (1897). — Prof. Mone
»Diözesan-Archiv von Schwaben«. (1897) Nr. 4, 5, 6.
— Detzel »Archiv für christl. Kunst« (1898) Nr. 6 u. f.

°) »Die freiherrl. von Zwierlein'sche Sammlung von
gebrannten Glasfenstern u. s. w. (Köln 1887) — Vgl.
F.W. E. Ro th »Die freiherrl. von Zwierlein'sche Samm-
lung von Glasm. zu Geisenheim«, Bonner Jahrbücher,
Heft XCVI und XCVII S. 293 u. f. — Ein Theil
heute in der Kirche zu Oppenheim. Vgl. Oidtmann
»Geschichte der Glasmalerei« S. 152. — Andere
Tafeln im Besitz der Baronin von Liebig zu Gondorf.
 
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