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Dannehl, Jens
Siegelschäden und ihre Konservierung und Restaurierung. Am Beispiel der Urkunden eines geistlichen westfälischen Kapitels aus dem nordrhein-westfälischen Staatsarchiv in Münster (zugl.: Dipl.-Arbeit, Köln 1993) — Köln, 1993

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https://doi.org/10.11588/diglit.2052#0115

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115

Als einzige Insektenarten sind aber nur die Große und die
Kleine Wachsmotte (Gallerla mellonella und Achroia grlsella)
in der Lage, Wachs zu verdauen170). Zwar konnte Ich in Münster
am Nordrheln-WestfälIschen Staatsarchiv keine dieser Motten-
arten oder Ihre Larven entdecken, noch fand Ich Hinweise auf
ihr Vorkommen 1m Archiv171>. Dieses ist aber auch nicht weiter
verwunderlich, da 1n einem Archiv tote Insekten, die auf dem
Fußboden im Magazin oder auf den Fensterbänken liegen, zumeist
nicht weiter beachtet werden, solange sie nicht in einer
größeren Zahl vorkommen. Zudem kann der Befall schon Jahr-
zehnte oder sogar Jahrhunderte zurückliegen, vor allem wenn
man an die Geschichte mancher Archivalien denkt (s. Kapitel
7.2.).

Bekannt ist die Wachsmotte bei den Imkern, die im Frühjahr oft
leere Bienenstöcke von der Wachsmotte befallen vorfinden172).
Dabei verursacht nicht die Motte selbst, also der Falter, den
Schaden, sondern ihre Larven, die sich durch die leeren Waben
fressen und dabei ein typisches Gespinst hinterlassen173), das
auch auf verschiedenen Wachssiegeln zu finden ist (Abb. 43).
Als Nahrung dienen ihnen neben dem Wachs auch Pollen- und Kot-
reste, die von den heranwachsenden Bienen zurückgelassen wur-
den.

Die Frage stellt sich natürlich, warum ausgerechnet scheinbar
nur die weißen Siegel befallen werden. Zum Teil liegt dieses
gewiß an der fungiziden Wirkung der jeweiligen Pigmente bei
den rot oder grün eingefärbten Siegeln, daß diese nicht be-
fallen werden. Diese fungizide Wirkung scheint beim weißen

17°) MORITZ 1988, S.96

171) vgl. MATTES 1991, S.26

172> MORITZ 1988, S.96f.

173) LAMPEITL 1988, S.163f.
 
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