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Allgemeine Literaturzeitung: Supplemente zur allgemeinen Literatur-Zeitung — 1785 (1787)

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Supplemente zur Allgemeinen Literatur-Zeitung vom Jahre 1785 - Erste Lieferung
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Numero 16
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https://doi.org/10.11588/diglit.47940#0069
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Supplemente

zur

X

A L L G

E Μ E I N E N


vom Jahre 178^

Numero 16.



GOTTESGELAHRTHEIT.
Dresden, bey Meinhold: Neue Sammlung geist-
licher Lieder , von Μ. gsoh. Gottl. Chriß ,
Pastor zu Tharandt. 1784· l92 S. 8- (8 2r·)
Der grösste Theil dieser Lieder handelt von
der göttlichen Vorsehung und ihrem wohlthätigen
Einssuss auf die Beruhigung der Menschen bey ih-
ren verfchiedenen Schicksalen. Einige betreffen
die chrissliche Tugend und Sittenlehre, das ver-
dienstliche Leiden Jesu, den Tod und die nöthige
Vorbereitung aus unsre endliche Zukunft. Bey
den meiden hat der Ver£ eine biblische Stelle zum
Grunde gelegt, und den daraus hergenommenen
Stoff mehr erweitert und auf die Richtung des
menschlichen Herzens angewendet. Im Ganzen
genommen, sind sie gedankenvoll und lehrreich:
auch die Sprache ist herzlich, und doch verständ-
lich, auch nicht mit unverständlichen weitherge-
hohlten Metaphern und Bildern überladen. Eini-
ge, z. B. Trost in der Armuth, Trost im Leiden,
Ereudigkeit eines Gerechten im Tode, können 5 nach
des Rec. Gefühl und Urtheil, den Gesangen unsrer
guten Liederdichter , mit Grunde, an die Seite
gesetzet werden. Doch mussRec. auch aus Wahr-
heitsliebe aufrichtig eingestehn, dass derVerf. bey
verschiedenen die letzte Feile nicht gebraucht habe.
Manche Ausdrücke fallen ins pöbelhafte und nie-
drige, z. E. p. 192. „So streckt noch jetzt zu Höl-
lenbränden der Heiland seine Hände aus: manche
sind offenbare, leicht vermeidliche Nachlässigkei-
ten: z. E. p. 24 und 49 die Nöthen: der Nöthen-
Erbe , wengen , statt wenigen; gewess, statt gewe-
sen,“ u. a. m. Auch hätte Rec. es gerne gesehn,
dass die Anspielung auf das Fegfeuer in dem sonst
schönen Liede über das zweyte Wort am Kreutz
ganz weggeblieben wäre. Dergleichen Wendun-
gen verbittern manchen Leser, und beengen den
Gebrauch des nützlichen Buchs , ohne eben zu
belsern und zu erbauen,
Regensburg, bey Riegers Söhnen: Die Ge-
iote Gottes in biblischen Bildern betrachtet, und zu
einem Lefebuch sür die heilige Faßenzeit eingerichtet
von isoachim Braunßein, össentlichen, Lehrerj der
4» A. i7t,5. Supplementband,

Theologie in Luzern. 1785. 242 Seiten in g. (20
gr·)
Breslau, bey Korn: Empfindungen des Her-
zens zur Ehre der Gottheit, von Ignaz Bienevt,
Kapellan bey der Stadtpfarrkirche zu Glaz. 1785.
86 S. 8- (3 gr.)
Köln, im Guinbertischen Verlage: Der wah-
re Chriß , befchäftiget mit der Heiligung des Ta-
ges durch das Gebet und die Betrachtung. 1780«
292 S. 8- (9 gr· )
Köln und Bonn, bey Guinbert und Sinn-
rock: Gebete eines katholischen Chrißen. 1784. 208
S. 8. (12 gr.)
Hn. Braunsieins Absicht ist edel und gut: nur
dass die Ausführung nicht durchgehends den Er-
wartungen völlig entspricht , die er durch die
Vorrede, (darinn er den Schaden einer übelge-
ordneten Leftüre nachdrücklich darzustellen , und
manche gute Bemerkungen und gesunde Urtheile
geschickt einzuweben weiss,) erregt. In XII Be-
trachtungen erklärt er die mosaischen Gebote nach
ihrem ganzen (ascetischen) Umfange, und f gt ei-
nem jeden ein , aus der biblischen Geschichte aus-
gehobenes , Beyspiel bey, an welchem die Man-
nichfaltigkeit der Uebertretungen und der daraus
sich erzeugenden schr eckenden Folgen sichtbar
wird.
Hr. Bienert ist in seinen Morgenandachten und
im Gebet für die ssugend ganz vortressich. s. Un-
begreissich möchte es daher beynahe scheinen, wie
ein und der nämliche Verfasser mit dielen beiden
Stucken die Gebete an den heiligen Schutzengel,
zu dem heiL ssofeph, zum heil. Nepomuck verei-
nigen konnte. Selbst der wenig aufgeklärte
Katholik wird bey vielen Stellen darinn bald er-
röthen, bald die Empörung seiner Vernunft füh-
len mussen!
Die in N. 3 enthaltene Gebete enthalten nichts,
wodurch der ungenannte Verf. sich über das ganz
gemeine erhöbe. Die beygefügten und im Kirchen-
staat eingesührten Andachten vom Pabst Pius FI
sind von ungleichem Gehalt. Die erstern über das
Vater Unser, athmet den Geist eines vernünftigen,
mit edlen christlichen Gesinnungen durchdrunge-
nen Anbeters der Gottheit, Allein die angehäng-
Q ten
 
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