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Allgemeine Literaturzeitung: Supplemente zur allgemeinen Literatur-Zeitung — 1785 (1787)

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Supplemente zur Allgemeinen Literatur-Zeitung vom Jahre 1785 - Dritte und letzte Lieferung
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Numero 53
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https://doi.org/10.11588/diglit.47940#0226
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SUPPLEMENTE
durch die bloße Worftellung und durch den Wilieit
erzeugen. Die Empfindungen möchten wohl den
Willen, der Wille aber nicht Empfindungen erwe-
cken. Man will nicht lieben, hoffen, trauren. Man
willigt nur darin, wenn das Gesühl fo stark ist,
dass es jede andre Vorstellung verfcheucht oder

ÖIÖ
denn auf* keine andre Weise kann ein einfaches
Wesen aushören zu feyn; und eine Kraft zu den-
ken muss denken oder aufhören zu seyn?“ Dachte
sie denn vor der Geburt? Denn fie existirte doch
vermuthlich. ,,Allein, wo finden wir Vernich-
tung in-der ganzen- Natur? “ Nirgends; aber/
wenn nun diele Denkkraft nicht anders, als ver-
mittelt eines Werkzeuges, denken kann,· und
wenn ihr dies Werkzeug genommen wird; was
hilft ihr ihre Kraft und ihre Unvergänglichkeit? —
Wierte Betrachtung : Ueber die Gedcmked des Hm.
D’Alembert, die Spiritualität der Seele betresfend.
Es werden einige Schwierigkeiten gegen die Spi-
ritualität der Seele beleuchtet, I. Die von dem
Ab-und Zunehmen des Verstandes mit dem Kör-
per. 2. Wie kann man begreifen, dass zweySub-
ilanzen, die schlechterdings verschieden sind, nicht
das geringste gemein haben füllen, und gleich-
wohl auf einander einen fo Harken Einfluss haben ?
Antw. Ich weiss es nicht. Kann aber der Materia-
list belser begreifen, wie Materie auf Materie
wirkt? '3. Wie können wir uns ein Wesen Vor-
teilen, das nicht Materie ist? Die Einwurse alle
entscheiden nichts, weil fie bloss von unsrei Un-
wissenheit hergenommen find; und die ganze
Schrift bedarf zu ihrer Empfehlung den Namen
eines Mofes.
Erfürth, bey Schlegel: Ueber das ntenfchli-
die Herz, ein Beitrag zur Charakteristik der Menfch-
heit (von Schack Herrmann Ewald') 1784· 3 Bände, g.
I Th. 399 Seiten. 2 Th. 574 Seiten. 3 Th. 312 S.
In der Vorrede fagt der Verf. dafs er unter
Herz alle Empfindungen und Leidenschaften ver-
lieht. Die Gegenstände, welche Empfindung er-
regen können, setzen entweder nur die Denkkraft
des Menschen, oder auch zugleich den Willen in
Thätigkeit. Zu beiden Fällen kömmt die Sache
und die Art der Wirkfamkeit in Betrachtung. Dar-
aus ssiessen fünf Hauptabteilungen des Werks:
1. Hon den Gegenständen, welche durch das blofse
Denken Empfindungen erregen. — Diese Gegenstände
sind in dem Subject selbst, oder in andern Men-
schen, oder in Thieren und leblofen Dingen. Bei-
de etilen Klaffen enthalten die Gegenstände indem
Seelen-, in dem Leibes-,und indem äusseren Zu-
ilande. 2. Won den Modisicationen, welche die Be-
schassenheit der R.eceptivität in den Empfindungen er-
zeugt. 3. Won den Dingen, die durch den Willen
Empfindungen erregen; hierunter gehören Gefühle,
Triebe, Neigungen, Leidenschaften, Laster. 4.
Won der Art, wie der Wille die Empfindungen her-
vorbringt — d. h. von den Beilimmungen des Wil-
lens, als Furcht, Eigensinn u. s. w. 5. Die Lehre
von den Leidenfchasten, ihrer Beschajsenheit und
Wirkung. Endlich kommt ein Anhang über Wahn-
sinn undRaserey, Hunger und Dürft, und über kör-
perliche Schmerzen und ihren Ausdruck. Der Plan
icheint Rec. nicht recht bequem. — Der Psycholog
yerstefit picfotrech^ was das heiße; Rmpfindwigeu

kraftlos macht. Schon der Eingang des Werkes
erregt Besremden, der Verf, holt die alte Distin-
ctiön hervor von Seele, Geist und Leib. Der
Geist ist ihm das Medium zwifchen Seele und Leib,
dient ihnen zur CömmUnication, wirkt auf beide,
Dieser Geist ist elementarisches Feuer, wird durch
das Licht vermuthlich genährt, weil der Mensch,
des Abends, wenn das Licht ihm verlässt, scnläs-
rig wird. — (Wie aber die Schwelger, welche den
Tag zur Nacht und umgekehrt machen?) Die Bewe-
gungen , fagt der Verf., welche die Gegenstände
in uns verursachen, bleiben entweder in den fe-
ilen Theilen, ·— das sind finnliche Gefühle; oder
fie erzeugen Bewegungen in dem Blute, — gsßb
ge Gefühle, weil der Geist daran Theil hat. Sol-
che Hypothesen können auf die Wiffenschaften
(flicht viel Licht verbreiten. Lichtvoller ist die
Theorie von der Gleichgültigkeit-, fie entlieht aus
mehreren Quellen, aus Flüchtigkeit, aus Mangel
an Geist, aus dem schweren Umlauf des Blutes,
aus Stumpfheit der Empfindungswerkzeuge, und
auch aus Nachdenken; ist von Zusriedenheit und
von Kaltfinn verschieden. Dieser fchränkt sich
aus angenehme Gegenstände ein. Der Vers. gibt
nun die Geschic'hte der Gesühle; oft tritt er aus
seiner Sphäre, oft wird er auch Dichter in seinen
Beschreibungen. S. 42 sagt er: „Ich wollte dar-
,,auf schwören, alle tiesfinnige Köpfe, deren See-
„len immer mit einer Masse philofophischer Be-
frachtungen beladen sind, müssten im langsamen
„Gange, der in etwas vorwärts gebogenen Richtung
„des Körpers, in eben dem hinfchauenden, auf
„einen Punkt gehefteten, in fich zurückgekehrten
„Blick Übereinkommen.“ S. 127 „Ein Mensch,
„der einer vollkommnen Gesundheit geniesst, em-
„jffindet mit im Bewuilseyn derselben ein reizendes
„Vergnügen, -das sich durch alle Adern, durch fe-
„de Nerve verbreitet.“ (Ja, wenn eine schwere
erlittene Krankheit noch im frifchen Andenken
ist; sonst nicht.) „Wird diese Empfindung durch
„keinen widrigen Eindruck u. s. w. geilört,
„so hat er ein munteres, frisches, kraftvolles An-
„sehen, Eeuer glüht in feinen Augen, seine Bewe-
gungen sind lebhaft und behend, ein frisches
„Roth überzieht seine Wangen; eine gemässigte
„Wärme ist über seinen ganzen Körper verbreitet
„und beherrfcht feine Rede. Dabey ist er sreundlich
„und liebreich. Selbst Menschen von kaltem, schläfri-
„gem Temperamente setzt dieses innere Gefühl von
„ihrem gefundenZustande inWärme und Bewegung;
„macht düftre, miirrische Gemüther heiter und men-
schensreundlich.“ Ob dieses die Erfahrung bestä-
tiget ? _ ßey allen Lagen und Gesühlen, welche mit
dem Theater verwandt sind, nimmt der Verf. aus
-‘ ~ ~ ’ die
 
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