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Antiquitäten-Zeitung — 4.1896

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Nr. 44 (28. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61939#0350
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Seite 346.

Antiquitäten-Zeitung in Stuttgart, Zentral-Organ für Sammelwesen und Alterthumskunde.

Nr. 44.

Modelle, so Kommoden, Koffer von Holz und durch-
wirktem Eisen oder mit bemaltem Lederüberzug. Auch
geschnitzte Sachen sind dort zu sehen. Eigenartig ist ein
Sarg in Miniatur mit einem Leichnam aus geschnitztem
Holz. Ein Wandschrank zeigt Frauenkappen verschiedener
Art aus der Straßburger Gegend, eine Straßburger
Schneppenhaube, Brauthauben, ein Gewand aus der
Empirezeit, Tafeltücher und sonstige Frauenkleider, wie
Leibchen, Korsetts u. s. w.
Bemerkenswerth ist die Sammlung von alten ge-
schriebenen Büchern. Jedes derselben ist mit buntfarbenen
Initialen versehen; da finden wir eine in lateinischer
Sprache geschriebene Bibel aus dem 13. Jahrhundert,
Gesangbücher, Meßbücher aus dem 13. und 14. Jahr-
hundert, mehrere ganz kleine Gebetbücher in niederlän-
disch-flämischer Schrift, dann ein Andachtsbuch, in Brügge
geschrieben im 15. Jahrhundert, und Anderes. Die
Miniaturporträts, in großer Anzahl, und darunter werth-
volle Stücke, die Bestecke von Gabel und Messer, alles
aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, Bucheinbände in
Schildplatt, die Kassetten, die Beschläge von Büchern,
Tafelaufsätze, Andachtsgegenstände, Wachsbilder aus dem
16. bis 17. Jahrhundert, sind sehenswerth.
Es kann nicht unsere Aufgabe sein, alle Gegenstände
aufzuführen, welche den Straubsaal füllen. Erwähnen
wollen wir noch, daß die Wirkereien (Gobelins mit
Baumschlag, und ein Gobelinstreifen mit Gemälden aus
Christi Jugend), ferner die Stickereien, Altardecken, Theile
von Priestergewändern ans dem 16. Jahrhundert, die
Sammlungen in prächtiger Art vervollkommnen. Kleine
reizende Sachen sind noch ein Schachbrett aus Marmor-
mosaik mit geschnitzten Figuren in der Tracht der Zeit
Friedrich's des Großen, eine Tabakshaspel, geschnitzte
Tabaksdosen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, reli-
giöse Gegenstände, darunter zwei kostbare Kruzifixe aus
dem 12. Jahrhundert, Hochreliefbilder, so eine Kreuzigung
aus dem 14. Jahrhundert, alte Meßinstrumente, Kalen-
darien, Bernsteinsachen sind leicht auffindbar.
Wir empfehlen allen Kunstfreunden den Besuch des
Straubmuseums.

Ein zweiter Besuch bei einem
Markens ammler.
In dem Romane „Eine dritte Person" von B. M.
Croker (Stuttgart, Engelhorn) finden wir noch die fol-
gende interessante Episode, welche wir im Anschluß an
diejenige in Nr. 43 uns. Bl. abdrucken:
Telegramm von Kapitän Hope, Holland Gardens,
Morpingham.
„An Major Cuthbert, Marine- und Offiziersklub.
„Kaufe für mich für fünf Pfund seltene ausländische
Marken. Schicke sie umgehend. Brief folgt."
Darauf kam folgende briefliche Antwort:
„Lieber Roger!
„Deine Depesche erhalten. Entwickelt sich bei Dir
Gehirnerweichung, oder ist eine Dame im Spiel? In
jedem Fall — je rascher Du Dich aus Morpingham fort-
machst, um so besser; am 19. erwarte ich Dich Kempton
Park. Es sind eine Menge von Kameraden hier in London,
die.nach Dir fragen. Ich habe ihnen noch nichts davon
erzählt, daß Du auf Deine alten Tage dem Markenspleen
verfallen bist. Indessen schicke ich Dir für fünf Pfund und
hoffe, daß sie nach Deiner Schätzung das liebe Geld
Werth sind (nach meiner sind sie's nicht). Ich ließ sie
durch einen Burschen, der sich auf den Rummel versteht,
für mich kaufen; ich sagte, sie wären für eine Dame —
das stimmt doch?
„Neulich las ich, daß irgend jemand — ich habe den
Namen wieder vergessen — in seinem Testament dem
Britischen Museum eine Markensammlung im Werthe
von siebzigtausend Pfund hinterlassen habe; es muß
also doch etwas dabei herauskommen. Gestern bin ich
Warden und seiner Frau in Piccadilly begegnet; erinnerst
Du Dich seiner von früher, von Mussurabad her? Mrs.
Warden hat ein schmales Gesicht und Augen wie ein paar
Wagenlaternen, sie steht aus, als ob sie in jüngeren Jahren
eine große Enttäuschung erlebt habe, und ich fürchte, ihr
Gatte war diese Enttäuschung. Das Wetter ist hoffnungs-
los, wie meine Schneiderrechnung; aber trotz alledem, nasse
Tage in London sind mir immer noch lieber als schönes
Wetter in der Provinz — ich habe keine Ahnung, was Du
an dem Loch, dem Morpingham, findest. Nächsten Sonntag
zwei Uhr präcise erwarte ich Dich bei mir zum Frühstück.
Dein R. Cuthbert."
Mit tapferem Muthe, einer Anzahl Marken und
zwei Billets für eine Loge im Theater ausgerüstet,
schlenderte Roger eines Tages nach dem Frühstück nach
Nr. 13 hinüber. Seine Tante hatte ihm deutlich zu
verstehen gegeben, daß die Expedition mit einem sehr
beträchtlichen Posten Gefahr verbunden sei, aber Kapi-
tän Hope war ein Gentleman von verwegenem Tem-
perament. Als er auf der Treppe wartete und dabei
den monotonen Klang einer menschlichen Stimme hörte,
warf er einen Blick nach dem Wohnzimmer und sah,
daß das Fenster oben geöffnet war.
Offenbar las Miß Jaldwin ihrem Großpapa vor,
und zwar etwas von recht mäßigem Interesse. Als er
lauschte, fing er die Worte auf: „Eisen und Stahl
steigen anhaltend. Baumwolle Stimmung entschieden
flotter. Rohe Baumwolle sehr niedrig, Angebot ver-
spricht sehr stark zu werden. Weizenernte noch still."
„Es ist nichts als einfache Menschlichkeit, da mal
zu interveniren," sagte Roger zu sich, als er die Billets
m seiner Brusttasche fühlte.
Die Thür wurde jetzt geöffnet und er in's Arbeits-
zimmer geführt, wo der General sofort erschien. Dieser
war offenbar erfreut, ihn zu sehen, und schloß aus dem
baldigen Besuch auf eine leidenschaftliche Vorliebe Ro-
ger's für Marken.
Nachdem er sich eine Zeit lang über einen Artikel
eines militärischen Fachblattes verbreitet hatte, sagte er:
„Und jetzt muß ich Ihnen eine seltene Neuschottland zeigen,
die ich heute morgen erhalten habe."
„Und ich," sagte der ränkevolle Besucher, „habe
von einem Freunde für Sie ein paar Exemplare be-
kommen. Ich weiß allerdings nicht, ob sie etwas Werth
find oder nicht."

„Sie sind außerordentlich freundlich. Was?" fragte
er erregt mit erhobener Stimme, als er das Päckchen
entfaltete und den Inhalt prüfte. „Sie wollen doch nicht
sagen, daß er Ihnen zwei Schweizer Lokalmarken und eine
Pony-Expreß geschickt habe? Wahrhaftig, das sind werth-
volle Marken, wenn sie ächt sind. Er muß schon eine
tüchtige Sammlung haben und ein reicher Mann sein,
wenn er sie entbehren kann." Dann setzte er sich und unter-
suchte sie sorgfältig mit seinen Gläsern. „Meine eigene
Zwei Cent-Pony-Expreß ist nicht annähernd so tadellos
als diese," sagte er, „und diese Mauritius könnte ich jeden
Tag für fünfzehn Schillinge verkaufen. Ihr Freund ist
ein famoser Kerl, mein Herr. Wie heißt er denn?"
„Der Mann, der sie mir beschafft hat? Er heißt
Cuthbert. Es ist mir nur lieb, daß die Exemplare etwas
taugen," erwiderte Roger, indem er hinter der erhobenen
Hand ein Lächeln verbarg.
Wenn Bobby Cuthbert doch hören könnte, daß man
ihn einen famosen Kerl nennt und ihn zum Sammler
ausländischer Marken avanciren läßt!
Dies unerwartete Geschenk ließ das Herz des Generals
wärmer schlagen; obgleich er reich war, wußte er doch
dies beträchtliche Geschenk, das er tauschen, oder sonst
gut verwerthen konnte, vollkommen zu schätzen.

Berichte aus Vereinen.

Prüm, Rheinprovinz. (In einer
Sitzung der Gesellschaft für Alterthums-
kunde) zu Prüm sprach der Vorsitzende,
Gymnasialdirektor Dr. Asbach, über Rö-
misches in der Eifel. Anknüpfend an eine
Münze Diocletian's, die neuerdings in
der Nähe von Urft gefunden wurde,
gab er einen Ueberblick über Ursprung, Verlauf und
Konstruktion der römischen Wasserleitung. Besondere
Aufmerksamkeit müsse die weitere Forschung den Bogen-
führungen oberhalb Urft und im Veibachthale, sowie
den am Kanal liegenden römischen Niederlassungen
widmen. Sodann ging der Vortragende auf die Blanken-
heimer Alterthümer über und wünschte Aufstellung und
Veröffentlichung eines Katalogs der gräflich Blanken-
heimischen Sammlungen. Er sprach die Ansicht aus,
das Fehlen von Inschriften, Münzen und Anticaglien
auf dem ausgedehnten Ausgrabungsfelde sei durch den
Sammeleifer der Blankenheimer Grafen zu erklären.
Das an das Schloß sich anlehnende Museum wurde von
dem Kölner Domkapitular Grafen Hermann um 1585
angelegt. Eine Beschreibung der Sammlung nach dem
Bestände von 1643 findet sich im 30. Bande der §arru-


Zinss von Gelenins, dem ein Theil der Zeichnungen
im Anhänge des ersten Bandes der Liklia illnstrata
von Schannat (mit Ergänzungen von Bärsch) entnom-
men sei. Werthvolle Stücke seien in das Walraff-
Richartz-Museum in Köln geschafft worden, in Blanken-
heim selbst finde sich jetzt nur Weniges, Manches soll
im Besitze eines Verwandten der gräflichen Familie,
des Fürsten Lobkowitz auf Schloß Vraez bei Prag, sein.
Vorgelegt wurden Abbildungen von gußeisernen Platten
mit bildlichen Darstellungen, von denen die eine aus
dem Frauenkloster in Niederprüm, die andere aus einem
Burghause in Schönecken herrührte. Mit regem Inter-
esse nahmen die Anwesenden von dem neuen Lehner'schen
Plane des römischen Trier Kenntniß.

Bibliotheken, Sammlungen,
Museen, Ausstellungen.
Amsterdam. (Ein Rembrandt-
Museum.) Eine Gruppe von Künstlern
und reichen Kunstfreunden hat beschlossen,
in der holländischen Hauptstadt ein eige-
nes Rembrandt-Museum zum
Andenken an Amsterdams größten Sohn
zu gründen. Der Gründungsausschuß,
unter dem Vorsitze des Haager Aquarellmalers Zileken,
hat bereits den Plan zu diesem schönen Unternehmen
ausgearbeitet. Danach soll das neue Gebäude nicht im
Stile moderner Museen gebaut werden, sondern in dem
holländischer Patrizierhäuser aus der Zeit Rembrandl's.
Die Gemälde des Meisters sollen darin nach der Jahres-
zeit ihrer Entstehung und womöglich nach der Methode
untergebracht werden, welche der Meister selbst nach den
vorhandenen Ueberlieferungen in seinem Atelier beob-
achtet hat. Bekanntlich befinden sich die meisten und
schönsten Rembrandt-Gemälde derzeit in dem vor wenigen
Jahren erbauten prächtigen niederländischen Reichs-
museum in Amsterdam. Sie gehören aber keineswegs
dem niederländischen Staate, sondern vielmehr der Stadt
Amsterdam, welche sie dem Reichsmuseum geliehen hat,
selbstverständlich mit dem Vorbehalte, sie jederzeit wieder
zurückfordern zu können. Von diesem letzteren Rechte
wird die Stadt nunmehr Gebrauch machen, was einen
herben Verlust für das niederländische Reichsmuscum
bedeutet. Außer diesen der Stadt Amsterdam gehörigen
Gemälden wird das neue Rembrandt-Museum auch alle
Bilder des Meisters erwerben, die sich jetzt noch im Be-
sitze reicher und kunstsinniger holländischer Familien be-
finden. Mehrere haben sich bereits zu großartigen
Schenkungen für das Rembrandt-Museum bereit erklärt.
Außer der Bildergalerie wird das Museum auch sonst
noch eine große Anzahl von Sehenswürdigkeiten ent-
halten, welche das Leben und Streben Rembrandt's
veranschaulichen sollen, so eine große Bibliothek über
die Rembrandt-Forschung, die Zusammenstellung seiner
unvollendeten Skizzen, Zeichnungen und Jugendversuche,
so daß die ganze Laufbahn des großen niederländischen
Malers vor unseren Augen vorbeiziehen wird. Daß
dieses Unternehmen viel Geld kosten wird, versteht sich
von selbst. Der größte Theil der Kosten wird aber
von einigen holländischen Kunstmäcenen aufgebracht,
und bezüglich des Restes rechnet man auf einen Zu-
schuß der Stadt Amsterdam, deren Sehenswürdigkeiten
durch die Gründung des Rembrandt-Museums um eine
großartige Kunststätte vermehrt werden.


Ausgrabungen, Entdeckungen^
Funde.
(Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion gestattet. Sämmt-»
liche Fund-Nachrichten stammen ausnahmslos aus der neuesten Zeit.
Einsendungen stets erwünscht. Bei Zeitungsausschnitten ist zu be-^
merken, aus welchem Blatte sie stammen.)
Bitte!
Vielfach finden sich in Lokal- und anderen Blättern MittheUungen
über Ausgrabungen, Entdeckungen und Funde, welche in solchen
Zeitungen wenig beachtet werden und bedauerlicher Weise bald der
Vergessenheit anheimfallen. Wir bitten daher die Freunde unseres
Blattes um die Zusendung solcher Notizen per Streifband (Porto
S A), damit dieselben für die Wissenschaft nutzbar gemacht werden-
Der Herausgeber eines Blattes in Amerika,
wendet fich mit den Worten an das Publikum:
„Wenn Sie irgend etwas wissen, was zu wissen
interessant ist, und wa» wir eigentlich wissen soll-
""d »o» Sie wissen, daß wir eS nicht
wissen — bitte, lassen Sie eS uns wissen!" —
Dar gilt auch für unsere geneigten Leser.
Kannstatt, Württ. (Neue Höhle.) Bei Kannstatt
wurde bei Sprengungen eine Höhle entdeckt, welche
gegen 40 m hoch, 15 m breit und 25 m lang ist. Sie
weist Kalksteinformation auf und liegt bloß 4 m unter
der Erdoberfläche.
Ulm, Württ. (Funde.) Der evangelische Kirchen-
stiftungsrath in Ulm hat die Auslieferung der angeb-
lichen Gebeine des seliggesprochenen Dominikanermönches
Heinrich Suso an die katholische Kirche einstimmig ab-
gelehnt. Die Ueberreste sollen wieder der Erde übe»
geben werden. — Ein seltener Fund wurde im „Herren-
keller" zu Ulm gemacht. Als man einen Boden heraus-
nahm, fand man als Lager drei schöne, 4 m lange
geschnitzte Durchzüge einer gothischen Bodendecke, wovon
einer die Zahl 1259 trug. Alle, gut erhalten und un-
beschädigt yerausgenommen, sind von dem Besitzer dem
Gewerbemuseum zum Geschenk gemacht worden.
Spaichingen, Württ. (Der Tontenbühl.) Es
konnte im innersten Theile des Hügels Tontenbühl
nichts weiter gefunden werden als eine gegen 20 em
hohe Schichte von Stroh, Laub, Holz, Asche und Ruß.
Sind dies Ueberreste einer Dunglege oder von Brand-
schutt? Diese Frage bleibt wohl unbeantwortet, ebenso
wie die weitere, warum der große Erdhügel augenschein-
lich mit dem aus unmittelbarer Nähe ausgegrabenen
Materiale aufgeführt worden ist. Dagegen dürfte nun
feststehen, daß der geheimnißvolle Tontenbühl kein
Todtenbühl ist.
Tauberbischofsheim, Baden. (Münzfund.) Bei
den Grabarbeiten für die Wasserleitung wurde auf dem
Platze vor der katholischen Kirche, früher Friedhof, ein
großer Fund gemacht. Derselbe besteht aus einer goldenen
Spange und bis jetzt 56 goldenen Münzen. Letztere
stammen aus dem 15., 16. und 17. Jahrhunderi. Ein
Theil derselben sind Mainzer Goldgulden und tragen
die Jahreszahl 1612. Wahrscheinlich hat man z. Zt.
des dreißigjährigen Krieges diesen Schatz hier vergraben,
um ihn vor den Händen der plündernden Schweden zu
retten. Der Eigenthümer scheint aber dann selbst ein
Opfer des Krieges geworden zu sein, und so blieb bis
heute der Schatz ungehoben.
Eisenberg , Sachsen - Altenburg. (Gräberfund.)
Oberhalb des Dorfes Rauschwitz bei Eisenberg ist vor
Kurzem ein altes Gräberfeld entdeckt worden. Nach den
Funden (zwei Broncestbeln, einem Broncefingerring und
verzierten Perlen) zu schließen, stammen die Gräber
aus den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung.
Bis jetzt sind 3 Gräber bloßgelegt; weitere Ausgrabungen
sollen folgen.
Aupitz, Provinz Sachsen. (Münzfund.) Einen
größeren Münzfund machte der Gutsbesitzer Hanf in
Aupitz, als er einen Acker an der früheren Weinstraße,
welche früher an der Hainspitzer Chaussee hin nach und
durch die Beuche führte, bestellte. In einem Topfe
fanden sich wohlgeschichtet über 500 Stück Brakteaten
und gegen 100 Stück andere Münzen in der Größe
eines Markstückes vor. Die Münzen sind von Silber
und sehr stark mit Grünspan überzogen.
Aschersleben, Provinz Sachsen. (Alterthums-
fund,) Auf einem zum Riltergute Westdorf (Vz Stunde
von hier) gehörigen, nahe beim Orte gelegenen Acker-
stück sind fünf Steinkistengräber, neben denen sich noch
ein kleineres befand, bloßgelegt. Sie befanden sich nur
etwa 60 em unter der Erdoberfläche und waren sämmt-
lich mit Kalksteinplatten umgeben und überdeckt; in
vier fanden sich auf dem Boden Steinplatten. In
jedem stand je eine größere Urne und nur iu einem
kleineren befanden sich drei kleinere Urnen. Der Innen-
raum und die Gefäße waren mit schwarzer Erde gefüllt,
doch fanden sich in den zwei größeren auch Knochenreste
vor. Eine der Urnen ist gut erhalten; sie ist etwa 1L
em hoch, an der oberen Oeffnung 18 em weit, über
der Mitte bauchig erweitert und am oberen Rande mit
einem Henkel versehen. Drei andere Urnen ähnlicher
Größe waren zerbrochen. Von den drei kleineren Urnen,
sand man zwei unbeschädigt, die dritte beschädigt. An
einer bemerkte man Randverzierungen, Henkel und
Strichornamente. Auch diese Urnen werden wahrscheinlich
dem städtischen Museum einverleibt.
Schwarzwald«», Schlesien. (Alterthumsfund.)
Hierselbst wurde in dem Weigel'schen Wiesengrundstück
eine Sandsteinplatte von 1,25 m Länge und 0,75 m
Breite aufgefunden. In derselben find eingemeißelt eine
Säule in Ornamenten, ein Mann mit langem Haupt-
und Barthaar, in der einen Hand eine Sense und in
der anderen ein Kind haltend, ein Knabe mit einem
Füllhorn und ein Widder in liegender Stellung. Uebcr
den Figuren befindet sich die Ueberschrift „Saturnus."
Greiz, Thüringen. (Alte Thaler.) Viele unserer
vogtländischen Bauern sind im Besitze alter Silberthaler,
die vielfach als Pathengeschenke „eingewickelt" werden.
Ein besonders seltenes Thalerstück hat ein auswärtiger
Alterthumsfreund vor Kurzem bei einem Gutsbesitzer in
der Nähe von Greiz unter anderen fast schwarz gewor-
denen Thalerstücken gefunden und gut bezahlt. Es ist
das ein sehr gut erhaltener Rigaischer Thaler mit dem
Brustbild Christinens von Schweden, welche nur wenige
dieser Stücke hat schlagen lassen.
Bonn, Rheinprovinz. (Römerfunde.) Auf dem
Rheinvorfer Weg sind bei der Ausschachtung für den
 
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