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Antiquitäten-Zeitung — 4.1896

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Nr. 44 (28. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.61939#0353
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Nr. 44.

Antiquitäten-Zeitung in Stuttgart, Zentral-Organ für Sammelwesen und Alterthumskunde.

Seite 349.



nannte, und ging zu Hause und im Ausland seiner fürsten, namentlich den Herzogen von Pfalz-Zweibrücken
Neigung nach. „Er sammelte überall", wie Dr. Eduard aus. Es mag sonderbar erscheinen, daß die Bischöfe

nister die Summe angewiesen, da wurde ihm der Kniff
verrathen. Schnell entschlossen kaufte der Minister dem
Künstler neulich das Gemälde ab und verehrte es als
Staatsgeschenk dem Museum in Tirlemont. Die schlauen
Loewener haben das Nachsehen.
Sammler-Typen. In dem 17. und zu Anfang

in den reichen Sammlungen vieler deutschen Residenzen
offenbart. Landgraf Karl von Hessen war einer der
eifrigsten und glücklichsten Sammler. Er stand an der
Spitze der Männer, welche man damals „curieuse Herren"

Vehse berichtet, „schon während der Rheinfeldzüge gegen
die Franzosen in den neunziger Jahren, ans den Reisen
in Holland, um 1699 auf der Reise in Italien. Im
Jahre 1714 treffen wir den reise- und sammellustigen
Herrn auf der Leipziger Ostermesse bei dem damaligen
ersten Fischerstechen in Leipzig, zu Besuch bei dem
galanten August dem Starken. Kaum konnte irgend
eine Stadt in Deutschland damals so viele Absonder-
lichkeiten und Sehenswürdigkeiten aufweisen als Kassel
unter der langen Regierung des Herzogs Karl. Er
selbst war von der Natur mit einem eminenten Talent
für Mechanik bedacht worden: das xsrxstnnm mobile,
das fast das ganze 18. Jahrhundert hindurch eine
Menge geschäftige und müßige Köpfe in Bewegung
setzte, beschäftigte ihn lebhaft. Es gelang ihm, eine
Art von durch Wasser getriebenem xsrpsdnum mobile
zu erfinden, und einen Stuhl, der mit durch Luft er-
füllte Blasebälge ein Stockwerk hoch in die Höhe ge-
trieben werden konnte. In Kassel ließ er ein eigenes
Modellhaus einrichten: man sah dort das schöne künstliche
Modell des Weißensteins (das jetzt Wilhelmshöhe heißt)
von Wachter, eine Menge Modelle von römischen Ge-
bäuden aus Korkholz u. s. w. Solche und so manig-
fache Tausendkünsteleien, wie die Kunstkammer in Kaffel
aufzuweisen hatte, gab es schwerlich irgendwo beisammen:
da war die kostbarste Sammlung von Instrumenten zur
Geometrie, Astronomie, Civil-und Kriegsbaukunst; ferner
ein kopirtes optisches Kabinet, Fernröhre, Mikroskope
und dergleichen bis herab zu den Zauberlaternen; so-
dann eine Schnellwaage, die 150 Zentner auf einmal
abwog; es gab die künstlichen Uhren mit Männchen,
die mit dem Kopfe wackelten und mit dem Stabe beim
Umherwandeln die Stunden anzeigten, Uhren mit Glocken-
spielen; ferner Brenuspiegel, Vexirspiegel und Hohl-
spiegel. Als besonderes Kunststück befand sich daselbst
ein Pferd von Leder mit Sattel und Zeug: es war
mit Wind gefüllt, und der Erfinder, ein hessischer Land-
spritzenmeister, ritt auf demselben in der Fulda herum;
mittels vier Gewichten an den Beinen erhielt er sich
im Gleichgewicht. Die Kunstkammer enthielt noch unter
andern Kuriositäten eine Sammlung Brustbilder des
Landgrafen und seiner Gemahlin in Alabaster, in
Glas gegossen, ja man sah sogar Karl in Stahl ge-
schnitten, etwa einen Fuß hoch, geharnischt und mit so
feinen Manschetten, als wären es Spitzen. Dann gab
es einen ganzen Saal mit einem Wachskabinet aller
Landgrafen seit dem großmüthigen Philipp. Sogar
die musikalischen Instrumente der Alten, nach der An-
gabe Anathasius Kircher's, ließ der hohe Herr nach-
ahmen; ja auch das vielerwähnte Katzenklavier mit
seiner Katzensymphonie fehlte nicht.
Englische Maler. Von allen englischen Malern
verdienen Sir Edward Burne-Jones und Professor
Herbert Hercomer am meisten. Es gibt reichere englische
Maler, wie z. B. Val Prinseps, aber die Quelle ihres
ReichthumS bildet ihr Privatvermögen. Der verstorbene
Sir John Millais hat manchmal .S 20,000 im Jahre
verdient. Eine ähnliche Einnahme haben Alma Tadema
und Orchardson. Alma Tadema hat in der letzten
Zeit jedes Jahr wenigstens ein Gemälde für F 4000
und Orchardson eines für F 3000 verkauft.
Einige Münzenpreise. Mittelalter. Päpste:
Leo X., Grosso. Wapp. u. Petrus. Ein.
83. Vorz. e. RR. Mk. 21.—. Deßgl. f.
Ravenna. Wapp. u. Heiliger. Ein. 87.
5. g. e. Mk. 12.—. Pfalz, Philipp I.
(1476—1508), Grosch. 1504. Rs. Löwe
auf Helm. Cat. Kull 1144. Gelocht,
sonst s. g. e. LR. Mk. 13.50. Sayn-
Wittgenstein, Johann III. (1357—1403).
Tournose o. I. Grote III., S. 164,
6. S. g. e. RRK. Mk. 70.—. Schott-
land, Alexander II. (1214—49). Denier.
Kopf u. Kreuz. Wellh. zu 2235. S. g. e.
LR. Mk. 10.—. Straßburg, Erkambold
(965-91). Denar. Brustb. u. Gebäude.
Dannenb. 918. G. e. RR. Mk. 15.—.
Z. g. e. Mk 12.—. Ueberlingen-Ulm-
Ravensburg, Schilling 1501. Bi nd. 250.
S. g. e. R. Mk. 12.—. Neuzeit: Augs-
burg, Heim. v. Knörringen. Kipper-24er
1622. Wapp. u. R.-Adler. G. —. G.
e. RR. Mk. 15.—. Baden, Friedrich
Magn., 12 Kr. o. I. Helm u. 3 Wapp.
Berst. 238. Schön. R. Mk. 10.50. Baden,
Wilhelm, 12 Kr. 1625. Brustb. u. Wapp.
Berst. 107. Vorz. e. L. Mk. 10.—.
Die Gemeinde Bischmisheim.
(Römerstraßen.) Vor einiger Zeit feierte
die Gemeinde Bischmisheim, unweit
Saarbrücken, den 1400. Jahrestag ihres
Bestehens, oder vielmehr ihrer ersten
urkundlichen Erwähnung, durch große
kirchliche und bürgerliche Feierlichkeiten.
Der Ort bestand schon vorher als Hof
(Villa) Perna und wurde 496 von dem
Frankenkönige Chlodwig dem Bischof
Remigius von Reims geschenkt, worauf
er den Namen Biskopesheim erhielt, der
sich seither in Bischofsheim und Bisch-
misheim umgeändert hat. Chlodwig
war nach seiner Taufe mit dem Bischof
in diese Gegend gekommen, um die durch
seine Franken vielfach zerstörten Kirchen
und kirchlichen Einrichtungen wieder her-
zustellen, denn das Land war schon im
dritten und vierten Jahrhunderte, von
Metz und Trier aus, überwiegend dem
Christenlhume gewonnen gewesen. Außer
Perna-Bischmisheim schenkte Chlodwig
noch Cosla (jetzt Kusel), Glana (jetzt
Broncener Kandelaber aus der Villa des Diomedes in Pompeji. Jetzt im Museum zu Neapel. Altenplan) Und einige andere Ortschaften
im jetzigen Rheinbayern dem Bischof.
Diese gehörten bis zum 30-jährigen Kriege
als St. Remigi-Land der Kathedrale zu Rheims, zu
deren Beleuchtung sie das Pech lieferten. Nachdem die
kaiserlichen Truppen vertrieben worden waren, lieferten
die Franzosen diese Besitzungen den benachbarten Klein-

Marmorner Kandelaber aus der Villa Hadriana, jetzt im
Vatikan; auf den verschiedenen Seiten des fsußgestelleS sind Jupiter,
Juno und Minerva dargestellt.;
des 18. Jahrhunderts war sdie Sucht, Raritäten und
allerlei Kuriositäten zu erstehen und anzuhäufen, in
ihrer vollsten Blüthe, und Fürsten und Privatpersonen
widerstanden dem Zeitgeschmäcke nicht, der sich uns noch

Ein Begräbniß im Germanischen Musenm.
Ein Begräbniß an ungewöhnlichem Orle fand in Nürn-
berg am 18. Oktober statt, nämlich im Germanischen
Museum. Es handelte sich um die sterblichen Ueberreste
des in Homburg verstorbenen Freiherrn Leopold von
Borch, eines warmen Gönners des Museums. Er hatte
schon vor mehreren Jahrzehnten dem Museum 10,000
Gulden gespendet mit der Bedingung, daß er dort be-
graben werde.
Eine Fälschung. Daß die reiche Bildnißsamm-
lung des Versailler Schlosses viele zweifelhafte Werke
enthält, ist bekannt. Aber jetzt ist auch ein stets für ächt
gehaltenes, geschätztes Werk, das Bildniß Karl's VII.,
als eine Fälschung erkannt worden. Auf dem Bilde
trägt der König, der 1461 starb, den St. Michaelsorden,
der erst 1470 durch Ludwig XI. gestiftet wurde. Die
Inschrift Odarls8 VII, Ro^ äs Francs, ist in römischen
Buchstaben, während damals, und sogar noch später, die
gothische Schrift allgemein üblich war. Das Bild stellt
einen höchstens 45 Jahre alten Mann vor, müßte also
nm 1450 gemalt sein, da Karl VII. im Alter von 58
Jahren starb. Die Unächiheit des Bildes ist also glänzend
nachgewiesen. Dabei sind alle anderen Bildnisse Karl's
VII. nach diesem offenbar falschen Werk gemacht. Dieses
ist freilich nicht ohne Kunftwerth, gehört aber offenbar
dem 16. Jahrhundert an.
Südafrikanisches Gold. Die Kenntniß von dem
Vorhandensein goldhaltiger Schichten in Südafrika ist
sehr alt. Mehrere Reisende, besonders Karl Mauch und
Theodor Bent, haben im Innern von Südafrika bei
ihren Kreuz- und Querzügen Ruinen gefunden, die sie
für Reste phönicischer Bauten hielten. Mauch hat kein
Bedenken getragen, zu behaupten, daß die Reisen der
Flotten des Königs Salomo diese Goldländer zum Ziele
hatten, und es fehlt, wie man weiß, auch nicht an
anderen Stimmen, welche das alte Goldland Ophir in
diesen Gegenden suchen. Es ist ja auch in letzter Zeit
wahrscheinlich geworden, daß die Alten Afrika weit
besser kannten, als wir noch vor Kurzem geglaubt haben;
das Gebiet der großen innerafrikanischen Seen soll dem
Alterthume mindestens ebenso bekannt gewesen sein, wie
der Gegenwart. In diesem Jahre veröffentlichte De
Launay ein Werk über die Goldminen Transvaals und
einen weiteren Aufsatz über alte Bergarten in Maschona-
Land (einem Theile von British-Südafrika im Reiche
der Matabele). In beiden Werken sind interessante
Untersuchungen über die Kenntniß von dem südafrikanischen
Gold in früheren Jahrhunderten enthalten. Gegen Ende
des 16. Jahrhunderts besuchte der Portugiese Don
Santons das Gebiet der Maschona und erzählte in
seinen Denkschriften von zahlreichen verlassenen Goldminen,
die er dort gefunden. Die ältesten Arbeiten schienen
ihm damals schon mehr als drei bis vier Jahrhunderte
alt zu sein. Im Thale des Masoe finden sich gold-
haltige Gänge, die über 500 m lang fortstreichen und
von Alters her bis zu einer Tiefe von 30—40 m aus-
gebeutet worden sind. Es scheint, daß die alten Gold-
gräber die Adern stets verlassen haben, sobald ihr
Reichthum auch nur für kurze Zeit nachzulassen begann.
Im Distrikte Salisbury finden sich alle Arbeiten bis
zu einer Tiefe von 40 m, welche beweisen, daß die
Ausbeutung der goldführenden Gänge ganz planmäßig
in Angriff genommen wurde. Sogar
die Tagebauten waren mit Holz ver-
kleidet. Dort wurden auch menschliche
Gebeine und alte eiserne Werkzeuge
ausgegraben, die noch sehr gut erhalten
waren; von den Holzverkleidungen waren
noch die Fasern erhalten geblieben.
70 Meilen nördlich von Salisbury
deckte man eine Anzahl von Gräben
wieder auf, von denen der eine 10 m
tief war und auf einer Goldader entlang
lief. Man hat ungefähr auf 30 m
Länge den Graben verfolgt und auf
seinem Boden die alte Ader wieder er-
kannt, die etwa IVg m mächtig war
und noch sichtbares Gold aufwies. Bei
der Ausschachtung des Grabens wurden
unterAnderemauch Trümmer von Schleif-
steinen zu Tage gefördert. Wahrschein-
lich zerkleinerte man den Fels des Ganges
in der Weise, daß man die Gesteins-
blöcke zuerst erhitzte und dann in kaltes
Wasser warf; dann wurde der Quarz,
zermalmt und das Gold aus diesem
ausgewaschen. Das edle Metall wurde
dann in kleine Barren gegossen, von
denen sich ebenfalls noch einige an den
Rändern der Gräben wiedergefunden
haben. Ueberhaupt sind in Maschona-
Land nur wenige Goldadern entdeckt,
die gar keine Spuren alter Bearbeitung
aufwiesen. Das Vorhandensein solcher
ist jedenfalls das beste Zeichen für den
Goldreichthum des darunter liegenden
Bodens. Schon aus diesem Grunde
sollte man diesen Spuren mit der größ-
ten Aufmerksamkeit nachgehen, mit noch
größerer als den Tempelruinen. Diese
letzteren sind selbst ein Zeugniß der
ungeheuren Reichthümer, die diese ver-
lassenen Gegenden geborgen haben müssen
und zweifellos auch jetzt noch bergen.
Der schlauere Minister. Es
ist in Belgien üblich, daß, wenn eine
Gemeindeverwaltung für ihr Stadt-
museum ein Gemälde ankauft, der Staat
die Hälfte des Kaufpreises aus Staats-
mitteln zuschießt. Diese Einrichtung
feuert die Gemeinden zur Erwerbung
von Kunstwerken an und ist gleichzeitig
für die belgischen Maler ein großer
Vortheil. Der Loewener Gemeinderath
hatte kürzlich beschlossen, für das Stadtmuseum ein Ge-
mälde des Brüsseler Malers Van der Hecht anzukaufen.
Der schlaue Magistrat gab dem Minister hiervon Kennt-
niß, und damit das Gemälde der Stadt nichts kostete,
bezeichnete er als Kaufpreis das Doppelte der mit dem
Künstler vereinbarten Summe. Schon hatte der Mi-
 
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