8.4. Ausgesuchte Felder und Beispiele der Prävention
trafen sich Lehrer, Beratungslehrer und der Schulpsychologe monatlich
zur Supervision. Bei Bedarf fanden diese Treffen öfters statt.
Ergebnisse: Jene Schüler, die als besonders gefährdet eingestuft wur-
den, profitierten am meisten von diesem Programm. Bei den Schülern
der Kontrollgruppe sanken die schulischen Leistungen ab und nahmen
die Fehlzeiten zu, die Selbstwerteinschätzung verminderte sich. Bei der
Interventionsgruppe blieben diese Werte stabil. Die Veränderungen der
Kontrollgruppe war vergleichbar mit Schülern, welche die Schule im Jahr
zuvor gewechselt hatten. Die Schüler der Interventionsgruppe beurteilten
ihre Umgebung als stabiler, verständlicher, besser strukturiert und unter-
stützender, und sie fühlten sich in stärkerem Maße eingebunden. Die
räumlichen Arrangements intensivierten die sozialen Kontakte zwischen
verschiedenen Schulklassen. Die am Programm beteiligten Lehrer berich-
teten über eine größere berufliche Zufriedenheit.
In einer Follow-Up-Untersuchung nach fünf Jahren zeigte sich bei
mehr als 90% der Ursprungskohorte, daß die Schulabbruchrate in der
Kontrollgruppe mit 43% wesentlich höher lag als in der Interventions-
gruppe (21%). Die Schüler der Interventionsgruppe erhielten bessere No-
ten und fehlten seltener. Diese Unterschiede relativierten sich jedoch im
dritten und vierten Jahr des Schulbesuchs. In einer Folgestudie in ländli-
chen und vorstädtischen Gebieten wurden die Ergebnisse repliziert und
auch Effekte auf weitere klinisch-psychologisch relevante Variablen
nachgewiesen (Depressivität, Verhaltens-, Sucht- und andere emotionale
Probleme, Delinquenz und Suizidalität).
Untersuchungen zur Wirkung rein sozio-physikalischer Veränderungen in Schulen,
insbesondere bei der Einrichtung von offenen Schulklassen mit variablen Trennwän-
den, haben zu gemischten Resultaten geführt. Schüler beurteilten sich als engagierter,
autonomer und verantwortlicher. Lehrer und Schüler nutzten verschiedene Plätze und
Möglichkeiten zum sozialen Kontakt in vergleichsweise stärkerem Ausmaß. Jedoch
ließen sich mehr unerwünschte, d.h. nicht leistungsbezogene Aktivitäten und - mit
Ausnahme von kreativen und intelligenten Schülern - schlechtere akademische Lei-
stungen nachweisen (Frey & Addington, 1984; Linneweber, 1990; Wandersman et
al., 1983). Andere sozio-physikalische Maßnahmen konnten in Anreicherungspro-
grammen zeigen, daß durch die Einführung entsprechender Anregungen (z.B. Ange-
bot von sozial stimulierenden Spielmaterialien) sozial-interaktives Verhalten vermehrt
und passives Verhalten abgebaut werden konnte (Jason & Bogat, 1983). Ähnliches
war durch die Verkleinerung von Wohneinheiten für Studenten zu beobachten (Baum
& Davis, 1980; Holahan, 1983; Jason, 1984).
(3) Prävention durch politische Einflußnahme. Um die Inzidenz und Prävalenz
psychischer Störungen zu reduzieren, wurden verschiedene politische Maßnahmen
vorgeschlagen. Diese waren von der Erkenntnis getragen, daß soziale Benachteiligun-
gen und ökonomische Deprivationen mit häufigen kritischen Lebensereignissen, mit
stärkerer toxischer Belastung und zugleich mit weniger sozialen und individuellen
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trafen sich Lehrer, Beratungslehrer und der Schulpsychologe monatlich
zur Supervision. Bei Bedarf fanden diese Treffen öfters statt.
Ergebnisse: Jene Schüler, die als besonders gefährdet eingestuft wur-
den, profitierten am meisten von diesem Programm. Bei den Schülern
der Kontrollgruppe sanken die schulischen Leistungen ab und nahmen
die Fehlzeiten zu, die Selbstwerteinschätzung verminderte sich. Bei der
Interventionsgruppe blieben diese Werte stabil. Die Veränderungen der
Kontrollgruppe war vergleichbar mit Schülern, welche die Schule im Jahr
zuvor gewechselt hatten. Die Schüler der Interventionsgruppe beurteilten
ihre Umgebung als stabiler, verständlicher, besser strukturiert und unter-
stützender, und sie fühlten sich in stärkerem Maße eingebunden. Die
räumlichen Arrangements intensivierten die sozialen Kontakte zwischen
verschiedenen Schulklassen. Die am Programm beteiligten Lehrer berich-
teten über eine größere berufliche Zufriedenheit.
In einer Follow-Up-Untersuchung nach fünf Jahren zeigte sich bei
mehr als 90% der Ursprungskohorte, daß die Schulabbruchrate in der
Kontrollgruppe mit 43% wesentlich höher lag als in der Interventions-
gruppe (21%). Die Schüler der Interventionsgruppe erhielten bessere No-
ten und fehlten seltener. Diese Unterschiede relativierten sich jedoch im
dritten und vierten Jahr des Schulbesuchs. In einer Folgestudie in ländli-
chen und vorstädtischen Gebieten wurden die Ergebnisse repliziert und
auch Effekte auf weitere klinisch-psychologisch relevante Variablen
nachgewiesen (Depressivität, Verhaltens-, Sucht- und andere emotionale
Probleme, Delinquenz und Suizidalität).
Untersuchungen zur Wirkung rein sozio-physikalischer Veränderungen in Schulen,
insbesondere bei der Einrichtung von offenen Schulklassen mit variablen Trennwän-
den, haben zu gemischten Resultaten geführt. Schüler beurteilten sich als engagierter,
autonomer und verantwortlicher. Lehrer und Schüler nutzten verschiedene Plätze und
Möglichkeiten zum sozialen Kontakt in vergleichsweise stärkerem Ausmaß. Jedoch
ließen sich mehr unerwünschte, d.h. nicht leistungsbezogene Aktivitäten und - mit
Ausnahme von kreativen und intelligenten Schülern - schlechtere akademische Lei-
stungen nachweisen (Frey & Addington, 1984; Linneweber, 1990; Wandersman et
al., 1983). Andere sozio-physikalische Maßnahmen konnten in Anreicherungspro-
grammen zeigen, daß durch die Einführung entsprechender Anregungen (z.B. Ange-
bot von sozial stimulierenden Spielmaterialien) sozial-interaktives Verhalten vermehrt
und passives Verhalten abgebaut werden konnte (Jason & Bogat, 1983). Ähnliches
war durch die Verkleinerung von Wohneinheiten für Studenten zu beobachten (Baum
& Davis, 1980; Holahan, 1983; Jason, 1984).
(3) Prävention durch politische Einflußnahme. Um die Inzidenz und Prävalenz
psychischer Störungen zu reduzieren, wurden verschiedene politische Maßnahmen
vorgeschlagen. Diese waren von der Erkenntnis getragen, daß soziale Benachteiligun-
gen und ökonomische Deprivationen mit häufigen kritischen Lebensereignissen, mit
stärkerer toxischer Belastung und zugleich mit weniger sozialen und individuellen
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