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Holtmeyer, Aloys [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 4): Kreis Cassel - Land: Textband — Marburg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.20172#0104
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Tafel 52, u u. 15

Tafel 52, 2

bracht wurde, ergibt, abgesehen von der jüngeren Form der Spitze, die Jahreszahl 1657, die sich auf der
Wandverstärkung an der Ostseite des rechteckigen Mauerkörpers eingehauen findet. Immerhin muß auch vor
dieser Zeit der im Lichten des Erdgeschosses nur 3,60 m zu 3,40 rn messende Unterbau in seinem Oberteil
die Glockenstube eingeschlossen haben. „Als der Kirchthurm allhier zu Helsa gar baufällig worden“, besagt
eine Notiz, die 1906 bei einer Ausbesserung des durch Blitz beschädigten Turmes in dessen Knauf gefunden
wurde1, „und fast die schönen Klocken, so auf dem Alten thurm gehangen, nicht mehr geläutet werden konnten.
So hat die Gemeinde, wie schwer es Ihnen auch gefallen, den Alten thurm abbrechen lassen und dieß Jahr
nach unseres Erlösers und Seeligmachers Geburt Domeni Schreibe Ein Tausend Sechs Hundert Fünfzig und
Sieben von neuem Holzwerke wieder aufbauen müssen.“ Den undatierten Ursprungsbau selbst, der auch auf
der Südseite durch einen Strebepfeiler gesichert wurde, verweist die spitzbogige Tonne und ein ebensolches
Portal mit Kämpferschräge in die Zeit der Gotik. Im Äußern zeigen die aus rötlichem Sandstein erbauten
, Massivteile jetzt Putzbewurf. Die Fachwerkgeschosse, welche die beiden größeren Glocken enthalten, sind in
den wenigen mit Lehmziegeln ausgesetzten Wänden ebenfalls verputzt, sonst mit Schindeln verkleidet. Schiefer-
beschlag weist die Spitze auf, die in doppeltem Tambur mit Schweifhauben ausläuft und die kleine Glocke birgt.

Das orientierte Schiff, ein rechteckiger Raum von 12,90 m lichter Länge und 11,50 m Breite mit
besonderem quadratischen Altarhaus von 5,40 m innerer Abmessung trägt in den Einzelheiten die Formen
spätester Gotik, der auch das neu verputzte Umfassungsmauerwerk angehört. Den Chor deckt ein Kreuz-
gewölbe, dessen kehlprofilierte Rippen auf Kragsteinen von der Form der gestürzten Pyramide aufsitzen und
in einem Schlußstein mit herzförmiger Rosettenverzierung zusammenlaufen. An der Südecke des halbkreis-
förmigen mit Kämpferschräge versehenen Triumhpbogens steht die mittelalterliche Steinkanzel. Auch der im
Vordergründe des Chores aufgestellte Altar trägt auf der Oberseite der ausgekehlten Platte noch die katho-
lischen Weihekreuze. Außer zweiteiligen, im Vierpaß schließenden Maßwerkfenstern finden sich in den östlichen
Mauerzügen einteilige Lichtöffnungen mit Kleeblattschluß neben breiten, ebenfalls einteiligen Fenstern, deren
Spitzbogen der Nasen entbehrt und deren junges Profil den nachträglichen Einbruch dartut. Gleich schlichte
Spitzbogenfenster zu zwei Paaren gekuppelt durchbrechen die Längswände des Schiffes im Unterteile, während
in der oberen Zone kleine rechteckige Doppelfenster, in der Verlängerung der unteren liegend, zur Beleuchtung
der auf der Süd-, West- und Nordseite angeordneten Emporen dienen. Auf der Westfront sind die spitz-
bogigen Zwillingsfenster zu pfostenlosen Lichtöffnungen mit Flachbogenabschluß verändert. Das in der Mitte
derselben Wand befindliche, mit Birnstab gegliederte Portal hat den Spitzbogen bewahrt. Auf eine Moderni-
sierung des Baues im Sinne der Renaissance nicht nur in den Fenstern der Haupteingangsseite, sondern vor-
zugsweise in der inneren Ausstattung bezieht sich die auf einer Tafel über diesem Eingänge angebrachte Inschrift:
„SOLL DEO-GLORIA : ANNO-DOM-1593-DER-HER : BEHVTE-DEINEN : EINGANG-VNDT-AVS- GANG-
VON-NVN-AN-BIS-IN-EWIGKEIT-PSAL-CXXI-M-D--K. H-K-H-T-F-“,2 Jahr und Meister des Emporen-
einbaues nennt die auf einem Ständer der liebevoll behandelten Holzkonstruktion verzeichnete Datierung
„ANNO DOMINI 15-94 :M HANS HE1TENER“. Mehr von dem Willen, den modischen Stil mitzumachen,
als von dem Verständnis für die Säulenordnungen der Alten zeugt das überschlanke Verhältnis und die
gehäufte Sockel- und Kapitellgliederung der vier Steinsäulen, die auf Unterzügen die flache Decke tragen.
Daß mit der Errichtung dieser Innenstützen, die den Raum in drei gleichwertige Schiffe teilen, die Erneuerung
des Dachstuhles zusammenging, ergibt die Tatsache, daß in dem alten Gebälk auf freier Strecke leere Zapfen-
löcher und Blattfalze sich finden. Der Ansatz eines Kopfbandes teilt rücksichtslos auf einem als Ständer
verwendeten Rehm die möglicherweise von einem Privathause stammende Bauinschrift „ ... VEtiT-raFPEf

fjaEff tuPEll gEfraUBff .- Ballet* Bvatttr.....aBttff JE0EE“. Die Balkenlagen des mit Biberschwänzen

eingedeckten Daches ruhen wie die geputzten Fachwerkgiebel auf der als Hauptgesimse herumgeführten
Steinsima.

1 Abschriften und Abzeichnungen der im Turmknauf Vorgefundenen Dokumente von 1657, 1788 und 1819 im Besitze
des Lehrers Zeis zu Helsa.

2 Hochhuth, Stat., S. 201, bezieht die Inschrift irrtümlich auf die Erbauung der Kirche.

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