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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0016

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6

Die Maler.

Thunfisch darreicht. So berichtet Athenaeus J) aus dem Troikos Diakosmos des
Demetrius, welcher ebenfalls Kleanthes von Korinth als Künstler nennt. Eine
Zeitbestimmung bietet allerdings keiner dieser Gewährsmänner dar; und
Welcher2) hat sogar „nach der scherzhaft (wie auch von Ktesilochos) behan-
delten Geburt des Zeus" schliessen wollen, dass diese Bilder nicht zu den älte-
sten der korinthischen Schule, sondern zu den späteren nach Alexander gehören.
Aber Poseidon mit dem Attribute des Fisches findet sich gerade auch in Dar-
stellungen der Geburt Athene's von durchaus alterthümlicher Auffassung auf
Vasenbildern; und ebenso ist die Einnahme Troia's ein in alten Kunstdarstel-
lungen beliebter Gegenstand. Ich sehe also keinen Grund, diese Gemälde dem
alten Korinther Kleanthes zu entziehen; und es scheint mir wahrscheinlicher,
dass die Alten, aus denen Plinius schöpfte, um die Lücken der Ueberlieferung
auszufüllen, Kleanthes als einen der ältesten bekannten namhaften Maler lieber
gleich zum Erfinder der Malerei überhaupt machten. Der Verdacht, dass die
Zusammenstellung bei Plinius nur eine künstliche, nicht eine wirklich histo-
rische Gombination sei, würde dadurch allerdings bestätigt. Es scheint mir
demnach ziemlich überflüssig zu untersuchen, ob die von Plinius angegebene
Folge der Erfindungen die wirkliche ist. Sehen wir doch auch schon bei ersten
8 Versuchen von Kindern, dass sie sich nicht immer mit blossen äusseren Um-
rissen begnügen, sondern sich ebensowohl auch der Farbe zu silhouettenartigen
Bildern bedienen, ohne dass das eine oder das andere nothwendig als spätere
Entwicklungsstufe zu betrachten wäre. Ohnehin konnte man füglich von den
allerersten Anfängen historische Nachricht nicht besitzen. Dürfen wir daher die
Angaben des Plinius nicht wörtlich nehmen, so verlieren wir für nähere Be-
stimmungen allen Boden. Wir verlassen also die alten Skiagraphen und Mo-
nochromenmaler, und suchen vielmehr, wo wir einem bestimmt erkennbaren
Fortschritte in der Entwickelung der Malerei begegnen. Einen solchen glaube
ich zu erkennen in den Werken des:
E u m a r o s

von Athen. Plinius 8) lässt ihn auf die ältesten Monochromenmaler folgen und
giebt als sein Verdienst an, dass er zuerst Mann und Frau in der Malerei unter-
schieden und überhaupt gewagt habe, jegliche Arten von Figuren nachzubilden.
Wie die Worte lauten, müssten auch sie sich noch auf die ersten rohen An-
fänge beziehen. Doch gewährt uns hier unsere übrige Kenntnis alter Malerei
einen richtigem Blick in ihr Verständniss. Wie in den Vasenmalereien alten Stils
die Frauen von den Männern durch die weisse Farbe des Fleisches unterschieden
sind, so finden wir auch schon in den ältesten Wandmalereien das Colorit der
Frauen in scharfem Gegensatze zu dem der Männer. Hierin also, in der ersten
feineren Durchbildung dieses Unterschiedes halten wir das Verdienst des Eumaros
zu suchen. Unbestimmter muss es bleiben, was es mit dem Nachbilden von
Figuren jeglicher Art auf sich hat. Grössere Mannigfaltigkeit in der Handlung
oder der Bewegung würde Plinius wohl mit andern Worten bezeichnet haben.
Es möchten also vielmehr die Figuren, wie nach ihren Geschlechtern, so nun
auch nach ihren Altersstufen und ihrem sonstigen Charakter schärfer von ein-

!) VIII, 346 C. 2) Allg. Lit. Zeit. 1836, Oct. N. 177, S. 170. 3) 35, 56.
 
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