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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0024

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14

Die Maler.

Die Namen der Künstler giebt Pausanias nicht an. Nach einer Erwähnung
des Plinius1) war ein Theil des Ganzen von Polygnot gemalt, und zwar um-
sonst, ein anderer von Mikon gegen Bezahlung. Völlig ungewiss ist der Meister
des ersten Bildes. Das zweite wird ausdrücklich dem Mikon beigelegt: Arist.
Lys. 678 sqq., Aman VII, 18, 10, wo schon längst Miv.covnq für Kij-iavog ver-
bessert ist. Das dritte malte Polygnot: Plut. Gim. 4. Schwankender sind die
Angaben über das vierte Bild, die marathonische Schlacht. Pausanias nennt
später gelegentlich Panaenos, den Bruder des Phidias, als den Künstler2); und
dies wird ausdrücklich von Plinius 3) bestätigt. Dagegen spricht Aelian *) von
Mikon und von Polygnot, und für Ersteren zeugen Arrians), so wie Sopatros °)
in einer rhetorischen Uebung über das Thema: Mikon sei von den Athenern
bestraft worden, weil er die Barbaren grösser gemalt, als die Hellenen; wofür
eine gewisse Bestätigung in dem Citat des Harpokration 7) aus der Rede Ly-
kurg's TtSQi T/Jg leQsiaQ vorliegt, in welchem freilich nicht der Anlass der Be-
strafung, wohl aber die Summe des Strafgeldes, nemlich dreissig Minen, ange-
geben wird. Was nun Polygnot anlangt, so lässt sich seine Erwähnung allen-
falls daraus erklären, dass im Alterthum zuweilen wohl die ganze Ausschmückung
der Poekile als sein Werk bezeichnet werden mochte s), und dass er vielleicht
von Kimon mit der Oberleitung des Ganzen war betraut worden. Dagegen
werden wir nicht umhin können, dem Mikon einen bestimmten Antheil auch
an der Ausführung selbst neben Panaenos zuzuerkennen, freilich aber ungewiss
lassen müssen, ob eine der grösseren Abtheilungen, in welche dieses Gemälde
zerfällt, oder nur einzelne, in dem ganzen Bilde zerslreute Figuren oder Gruppen
von seiner Hand waren
20 Blicken wir nun auf die Gemälde selbst, so bereitet uns sogleich das erste

die Schwierigkeit, dass wir von dem Kampfe bei Oenoe durchaus keine zuver-
lässige Kunde haben. Sodann vermögen wir nicht anzugeben, in welcher ide-
ellen Verbindung dieses Gemälde mit den drei übrigen zu denken ist: diese
stehen offenbar in einem trilogischen Zusammenhange, gerade so, wie die Perser
des Aeschylos. Das Grundthema ist dasselbe, womit auch Herodot seine Er-
zählung der Perserkriege eröffnet: Kampf des Griechenthums gegen Asien, und
zwar mit besonderem Bezüge auf Athen, welches in dem Amazonenkampfe, dem
ersten der Griechen gegen nicht Stammesgenossen (Paus. V, 11, 7), mehr, als
in dem Argonautenzuge, in der Schlacht von Marathon mehr, als in der von
Salamis verherrlicht ward. Wenn aber schon in dem delphischen Bilde von
Ilions Einnahme den athenischen Helden eine höhere Bedeutung beigelegt ward,
als etwa bei Homer, so dürfen wir wohl annehmen, dass diese Bevorzugung in
dem athenischen Bilde in noch verstärktem Maasse hervorgetreten sein wird.
Nehmen wir nun endlich dazu, dass das Bild der Schlacht bei Oenoe eines ge-
ringeren Rufes, als die übrigen theilhaft geworden zu sein scheint, so ist viel-
leicht die Vermuthung nicht zu gewagt, dass es gar nicht zu dem urprünglichen
Cyklus gehört habe, sondern erst später hinzugefügt worden sei. — Ueber die

i) 35, 59. -j V, 11, G. 3) 35, 57. 4) h. an. VII, 38. •"') 1. 1. G) äiatyioig ujrijuBTw
I, 8, p. 120 sqq. Walz. ') s. v. Wtr\xwn>. 8J vgl. Saidas s. v. Henjiavaxruos uro« und
Zrfvwv. Eidg. LaSrt. im Leben des Zeno. 9) Ausführlicher, aber im Ganzen übereinstimmend
bandelt Uber diese Frage 0. Jahn arch. Aufs. S. 16 flgd.
 
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