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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0184

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174

Die Maler.

folgern Alexanders, wenn er nicht etwa gar der alten Zeit angehört. Polemon
nemlich in der Schrift an Antigonos über die Maler beschreibt einiges Detail
aus einem zu Athen befindlichen Gemälde dieses Künstlers, die Hochzeit des
Peirithoos darstellend: die Oenochoe und das Kypellon seien aus Stein mit ver-
goldeten Rändern, die Lager von Tannenholz, der Boden mit bunten Teppichen
geschmückt, als Trinkgeschirre habe der Künstler thönerne Kanthari gewählt,
und eben so den Leuchter gebildet, welcher von der Decke herabhing und
Flammen ausströmen Hess: Athen. XI, 474 D. Die Schreibung des Namens ist
nicht sicher und schwankt zwischen 'Innsvc; und 'Irniäq. Eben so ist der Name
Hippys, der von Plinius (35, 141) unter den „primis proximi" als Maler eines
Neptun und einer Victoria angeführt wird, erst durch Conjectur hergestellt worden.
A1 k i m a c h o s

259 von Plinius (35, 139) unter den „primis proximi" als Maler des Dioxippos an-
geführt, welcher zu Olympia „aconiti" , nemlich ohne dass ihm jemand zum
Kampfe gegenübergetreten war, den Sieg erhielt. Er war vielleicht Athener,
wie der von ihm dargestellte Athlet, welcher besonders durch seinen Wettkampf
mit dem Makedonier Korragos vor den Augen Alexanders berühmt geworden
ist (vgl. z. B. Aelian V. H. X, 22; Diod. XVII, 100; Krause Olympia, unter
Dioxippos).__

Als eine besondere Klasse verdienen die „Kleinmaler" hervorgehoben zu
werden. Der bekannteste unter ihnen ist:
Peiraeikos.

Plinius (35, 112) berichtet: „Hier müssen auch diejenigen angeführt werden,
welche durch Gemälde geringeren Umfanges mit dem Pinsel berühmt geworden
sind, zu denen Piraeicus (so nach den Spuren der besten Handschriften statt
Pireicus) gehört. Er ist an Tüchtigkeit in der Kunst wenigen nachzusetzen,
aber ich weiss nicht, ob er nicht absichtlich sich geschadet hat, da er auf
Niedriges sein Bestreben gerichtet, dennoch aber in der Niedrigkeit den höchsten
Ruhm erlangt hat. Er malte Barbier- und Schusterbuden, Eselein, Esswerk und
ähnliches, wodurch er den Beinamen Rhyparographos erhalten hat; in diesen
Dingen aber ist er von einer Vollendung, welche das grösste Vergnügen be-
reitet ; weshalb auch seine Bildchen theuerer bezahlt werden, als die grössten
von vielen andern." Nur noch einmal wird seiner kleinen, aber darum nicht
minder berühmten Bilder bei Properz [IV, 8 (III, 9) 12] gedacht, wo nach An-
leitung einiger Handschriften zu lesen ist:

Pireicus parva vindicat arte locum.
Er malte also Genrebilder in der Weise der Niederländer, zuweilen wohl geradezu
Stillleben, von geringem Umfange, aber um so sorgfältigerer Ausführung. Was
nun den Beinamen des Künstlers anlangt, so hat Welcher (zu Philostr. p. 396 etc.,
und zu Müller's Archäol. § 163, 5) allerdings nachgewiesen, dass die eigen-
thümliche Bezeichnung für diese Kunstgattung nicht Rhyparographie, Schmutz-
260 maierei, sondern nur Rhopographie, Malerei von kleinem Kram, sein kann. Den-
noch wage ich nicht, bei Plinius gegen die bestimmteste Auctorität der besten
Handschriften die Lesart Rhyparographos aufzugeben, und glaube vielmehr, dass
dieselbe als ein wirklicher Spottname sich vertheidigen und erklären lässt. Denn
 
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