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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0285

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275

Kallikrates

wird gewöhnlich mit Myrmekides zusammen genannt, so dass hier über beide
gemeinschaftlich zu handeln ist. Ersterer nun heisst consequent Lakedämonier:
Aelian V. H. I, 17; Galen Tiporpsnr. h. r. rayv. 9, 1, p. 20 Kühn; Athen. XI, 782D
(p. 1037 Dind.); Schol. Dion. Thrac. ap. Bekk. anecd. II, p. 651; Myrmekides da-
gegen Athener bei Galen und in den Scholien zu Dionys, oder Milesier bei Aelian 406
und Athenäus, welche letztere Angabe sich mit der ersteren vielleicht durch die
Annahme vereinigen liisst, dass er aus dem attischen Demos Milet stammte (vgl.
C. J. gr. zu n. 692). Die Verschiedenheit des Vaterlandes beider Künstler giebt
uns die Gewissheit, dass wir es wirklich mit zwei Personen zu thun haben, wäh-
rend in den weiteren Nachrichten Manches auf die auch gelegentlich schon aus-
gesprochene Vermuthung leiten könnte, dass etwa Myrmekides (der Ameisen-
bildner) nur ein Beiname des Kallikrates sei. Namentlich ist es eine Arbeil,
bei welcher fast regelmässig von beiden Künstlern die Rede ist, ein Viergespann
nebst Lenker von solcher Kleinheit, dass es durch die Flügel einer zugleich ge-
fertigten Fliege ganz bedeckt wurde: Plut. adv. Stoicos p. 1083 D; Aelian 1. 1.
Schol. Dion. ]. 1.; nur Plinius (7, 85; 36, 43) nennt Myrmekides allein. Ob nun
beide gemeinschaftlich daran thätig gewesen oder ob jeder für sich denselben
Gegenstand behandelt, lässt sich nicht entscheiden. Sehr wohl möglich und
auch wahrscheinlich ist das Letztere: denn bei ähnlichen Kunststücken der
Technik werden häufig verschiedene Künstler in der Lösung nicht verwandter,
sondern identischer Aufgaben mit einander wetteifern. So lässt Aelian Distichen,
Plutarch homerische Verse mit goldenen Buchstaben auf ein Sesamkorn von
beiden Künstlern geschrieben sein: und während der Name des Myrmekides als
Beiname gefasst uns unwillkürlich auf die Darstellung von Ameisen hinweist,
wird die Bildung dieser und ähnlicher Thiere von Plinius dem Kallikrates bei-
gelegt. Berühmter, vielleicht weil er zuerst die Technik in solcher Weise ver-
feinerte, scheint Myrmekides gewesen zu sein. Zwar wird ein Werk, ein Schilf,
welches durch die Flügel einer Biene verdeckt wurde, von Plinius dem Kalli-
krates allein zugesprochen. Dagegen erscheint Myrmekides allein als Repräsen-
tant dieser Kunstrichtung bei Varro de 1. 1. VII. 1; Cicero qu. Acad. IV, 38;
•Julian orat. III, p. 208 und Suidas s. v. yeXotoc;. Wir vermögen indessen über
dieses Verhältniss nichts Sicheres zu bestimmen, da uns die Nachrichten der
Alten weiter auch über die Zeit der beiden Künstler völlig im Ungewissen lassen,
wenn auch das Raffinement ihrer Technik uns vor allem auf eine Periode der
vollendeten Kunstbildung, also etwa die alexandrinisclie, hinzuweisen scheint. 407
Ueber ihre Kunstrichtung kann nach den bereits angeführten Nachrichten kein
Zweifel sein. Denn mögen sie, wie aus ihrer Erwähnung unter den berühm-
testen Toreuten bei Athenäus hervorzugehen scheint, auch Gisellirungen der
gewöhnlichen Art ausgeführt haben, so beruht doch ihr Ruf fast ausschliesslich
auf der fiiy.$üT£%i<ia, welche freilich mit Recht zuweilen als (laTaiorayvia be-
zeichnet und verspottet wird. Durch die Technik war natürlich auch das Ma-
terial bedingt, dessen sie sich bedienten. Dass es Marmor gewesen, wie Plinius
an einer Stelle (36, 43) und aus ihm Apuleius (de orthogr. p. 12 Osann) an-
giebt, ist ein Irrthum, den Plinius selbst indirect widerlegt, indem er 7. 85 von
Elfenbein spricht. Das Elfenbein erwähnt auch Varro mit der Bemerkung, dass
 
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