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Brunn, Heinrich von
Geschichte der griechischen Künstler (Band 2): Die Maler. Die Architekten. Die Toreuten. Die Münzstempelschneider. Die Gemmenschneider. Die Vasenmaler — Stuttgart, 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4969#0453

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Einleitung.

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rend yQÜqetv dem Wortsinne nach nur das letztere bezeichnen könne. Hieraus
erklärt es sich einfach, dass noietv das Häufigere ist; doch will ich die That-
sache nicht unbemerkt lassen, dass yp«<rfiv auf Vasen mit rothem Grunde und
schwarzen Figuren auffallend selten ist. Sehen wir von den so gut wie figuren-
losen Trinkschalen (z. B. des Aeneades) ab, so findet es sich nur auf der alter-
thümlichsten der Vasen mit Künstlernamen, der des Ergotimos und Klitias, und
bei dem Namen des Exekias und zwar bei dem letztern mit uols'lv verbunden.
Wenn demnach auf den Vasen älteren Styls die allgemeinere Bezeichnung vor-
zugsweise angewendet erscheint, so werden wir uns um so weniger wundern,
dass einmal, auf einer Schale des Glaukytes und Archikles, sich dieselbe (enoLTjas)
bei beiden findet, während doch vermuthlich einer nur als Maler thätig war.
Eher kann es auffallen, dass sich auf Schalen, wie der des Aeneades, der Maler
nennt, während bei der Schmucklosigkeit des Gefässes von einer eigentlich
künstlerischen Bethätigung des Malers kaum die Rede sein kann: es scheint
demnach, dass es sich hier nur um den Auftrag der Farbe und des Firnisses
im Gegensatz zu der Arbeit auf der Drehscheibe des Töpfers handeln kann.

Eine etwas ausführlichere Beachtung verdient die Erscheinung, dass das
Verbum dem Namen nicht immer im Aorist, sondern zuweilen, wenn auch selten,
im Imperfectum beigefügt ist. Ich glaube in einem Aufsatze über das Imper-
fectum in den Inschriiten griechischer Künstler (Rhein. Mus. N. F. VIII, S. 234 ff.)
mit Bestimmtheit nachgewiesen zu haben, dass sich dasselbe auf Werken der
Skulptur vor der ISOsten Olympiade nicht vorfindet. Es liegt nahe, dieses Re-
sultat auch auf die Künstler der Vasen anzuwenden, sofern nicht zwingende
Gründe dagegen sprechen.

Betrachten wir daher die einzelnen Thatsachen. Für das Imperfectum 050
snoisL bieten uns einzelne Vasen des Ghelis, Duris und Panphaeos (übrigens
neben anderen mit dem Aorist) sichere Beispiele. Bei Chelis findet es sich auf
einer Vase mit rothen Figuren: von demselben Künstler kennen wir aber auch
eine Trinkschale mit schwarzen Figuren im Innern und rothen an der Aussen-
seite. Von Duris sind nur Vasen mit rothen Figuren bekannt; aber gerade die
mit dem Imperfectum unterscheidet sich durch ihren Styl, der alterthümlicher
(d. h. archaisirend) als an allen übrigen ist. Auf den Gefässen des Panphaeos
wechselt wiederum der Styl in verschiedenster Art, wir finden sowohl schwarze
als rothe Figuren und ausserdem beide auf einer Vase vereint. — Das Gewicht,
dieser Thatsachen wird keineswegs erschüttert durch die folgende Bemerkung
Jahn's (S. 110, n. 788): -Es ist aber zu beachten, dass Duris in allen anderen
Fällen /lOlilÜ mit 11 geschrieben hat, in diesem (d. h. beim Imperfectum) mit
P. Eben so ist der Name Panphaeos hier Q>AN(bAIOS geschrieben, sonst stets
mit F. Da beidemal mehrere Fälle, die eine bestimmte Gewohnheit constatiren,
einem einzelnen gegenüberstehen, so muss man wohl eher verschiedene Personen
annehmen." Die Gefährlichkeit dieser Annahme ist durch zahlreiche Beispiele
aus der Geschichte der Bildhauer hinlänglich bekannt. Was aber- Duris an-
langt, so bemerke ich zuerst, dass der Name noch in einem zweiten Beispiele
(Mus. etr. de Canino 1184) in dem Facsimile mit P gegeben ist; sodann aber
spricht für die Identität der Person die überall gleich lautende Form des Na-
mens mit 0 anstatt OY. Noch entschiedener muss die Unterscheidung eines
 
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