Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 2.1905/​1906

DOI Artikel:
Wolter, Franz: IX. Internationale Kunstausstellung in München 1905, [1]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.53157#0039

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
IX. INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG IN MÜNCHEN

1905

25


PIETRO CANONICA

BÜSTE DES RECHTSGELEHRTEN f TOMMASO VALLAURI
IX. Internationale KunStausstellung in München 1905

IX. INTERNATIONALE KUNST-
AUSSTELLUNG IN MÜNCHEN 1905
Von FRANZ WOLTER
Die große breite Öffentlichkeit, genannt
Kunstmärkte hat bis jetzt der Kunst mehr
geschadet als genützt. Immer mehr verflacht,
verallgemeinert sich der Kunstgeschmack, die
Kunst selber wird äußerlich, eben durch die
Märkte. Wie ungeheure Speicher und Lager-
räume erscheinen die großen Ausstellungen
und selbst mit dem anzuerkennenden besten
Willen ist es den einzelnen Korporationen nicht
möglich, die Blöße der Wände mit ausschließ-
lich guten Kunstwerken zu decken. Wie die
Verhältnisse im heutigen Kunstproduzieren
liegen, können die Salons für Kunstwerke
aller Gattungen nicht groß genug sein, denn
viele stehen draußen, die ebensogut wie die
Bevorzugten das Recht des Ausstellens für sich
in Anspruch nehmen. Trotz und alledem
aber ist der Reinigungsprozeß, der durch die

Juroren vorgenommen wird, heute der einzig
mögliche Ausweg, um zu einem halbwegs ver-
nünftigen Überblick über das gesamte Kunst-
gebiet zu gelangen, und gereicht auch das all-
gemeine Bild derlnternationalen, wennmanins-
besondere die einheimischen Korporationen
in Betracht zieht, der Kunststadt München
durchaus zur Ehre. Das Bild würde noch
besser sein, wenn gewisse Säle nicht mit
stark grellen Wandbespannungen versehen
und die Färbung ruhiger gehalten wäre.
Sehr gut nimmt sich das Vestibül aus, das
in eine helle lichtdurchflutete Halle umge-
wandelt wurde, deren Hintergrund als wür-
digen Abschluß eine hochragende Fassade
bildet, geschmückt mit Galerien und Log-
gien, grünlich getönten Friesen, Füllungen
und antikisierenden Reliefs. Hier grüßen von
den Galerien kugelförmige Lobeerbäume her-
ab, die verheißungsvolle goldene Früchte
tragen. Inmitten des Atriums plätschert das
Wasser des ausgedehnten Brunnenbassins, das
eine Fülle blühender Blumen umschließt. Vier

Pie christliche Kunst II. 1

4
 
Annotationen