K. J. BECKER-GUNDAHL
DER AUSTRÄGLERIN ENDE
Im Besitz des Prof. Franz von Defregger, München; gemalt i88j
KARL JOHANN BECKER-GUNDAHL
Von FRANZ WOLTER
Auf der jüngsten Winterausstellung der Mün-
chener Secession bot sich die Gelegenheit,
drei Künstler: Professor K. J. Becker-Gun-
dahl, Viktor Weishaupt und Richard
Pietzsch an Kollektionen ihrer Werke näher
zu studieren. Hier trat uns vor allem Professor
Karl Johann Becker Gundahl als eine bedeu-
tende Künstlerpersönlichkeit entgegen, die
nach ihrer tiefen und vielseitigen Veranlagung
und vermöge ihrer Stellung im modernen
Kunstleben hohe Wertschätzung und einge-
hende Würdigung verdient. Ihm möchten
wir daher im Anschluß an Abbildungen
mehrerer Schöpfungen des Meisters aus allen
Perioden seines reichen Wirkens folgende
Zeilen widmen.
Überblicken wir das Gesamtschaffen unseres
Künstlers von den ersten Werken seiner Früh-
zeit an bis zu seinen letzten Schöpfungen,
so bedauert man nur eines, daß Becker-Gun-
dahl, wie so mancher seiner Kollegen, erst
auf einem weiten Umwege zu dem gelangte,
was ihn künstlerisch beseelte, zur Kunst im
Dienste der Kirche. Er ist als einzelner sogar
ein Bild unserer modernen Kunst überhaupt.
Es würde hochinteressant sein, all die ver-
schlungenen Pfade zu charakterisieren, welche
auch die heutige Malerei in den letzten De-
zennien gegangen, um wieder zu den Absichten
und Zielen der alten Meister zurückzukehren.
Vielleicht müssen diese Umwege gemacht
werden — wer vermag dies zu beurteilen ?
Merkwürdig ist nur, daß Becker-Gundahl sich
eines Tages durch Zufall oder durch Fügung
selbst entdeckte und sich plötzlich in seine
Bahn geworfen sah, wo er nun weiterflog.
Die christliche Kunst. II. 8. i. Mai 1906.
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