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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 2.1905/​1906

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Georg Papperitz
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Denkmalpflege in Bayern
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https://doi.org/10.11588/diglit.53157#0302

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268

GEORG TAPPERITZ - DENKMALPFLEGE IN BAYERN ^3


GEORG LEISER, WIEN

RELIEF ÜBER DEM NEUEN PORTAL DES WIENER ZENTRALFRIEDHOFES
Eingang in die Ewigkeit. Text S. V der Beilage

aus schwierige Aufgabe nach der religiösen
und künstlerischen Seite trefflich gelöst. Ruhig
und würdig gleitet die teure Last des Leich-
nams Christi nieder, hin an das Herz Mariens
und in die Arme des hl. Johannes, während
Nikodemus die Schwere des Körpers mit seinem
Rücken aufnimmt, ein Motiv, das ein sanftes
Niedergleiten und das Vermeiden verzerrender
Verkürzungen künstlerisch und sachlich be-
gründet. Magdalena, die kurz vorher zu Be-
thanien die Füße Jesu gesalbt, »zu seinem
Begräbnisse« (Joh. 12, 3—7), küßt ehrerbietig
den niederhängenden Fuß und Joseph von
Arimathäa, ein edler Greis, hält die Fackel,
die man benötigen wird, wenn man den Leich-
nam in die nahe Grabeshöhle trägt. Religiöses
Zartgefühl bildet die Grundstimmung des Ge-
mäldes. Die große, feierliche Wirkung wird
noch durch den geschlossenen, ungekünstelt
regelmäßigen pyramidalen Aufbau der Gruppe
gehoben, über welche nächtlich kühle Dämme-
rung hereinbricht, aufgehellt durch das warme
Licht der Fackel.
Von den übrigen religiösen Bildern des
Künstlers nennen wir »Aufgehendes Gestirn«
(die Madonna mit dem Christusknaben), eine
Mater dolorosa und einige Madonnenbilder,
deren eines wir baldmöglichst mit anderen
Gemälden des Meisters reproduzieren werden.
Im großen Publikum ist Papperitz zumeist
durch seine zahlreichen feingestimmten und
koloristisch wirksamen Porträts und zahlreiche
Profanbilder bekannt, welche mit Vorliebe die
leibliche Erscheinung schildern; auch mehrere
Genrebilder und feingestimmte Landschaften
malte er. Vor zehn Jahren mit dem Titel
eines kgl. Professors geehrt und im Besitze

vieler weiterer Auszeichnungen, strebt der
Künstler nach immer höherer Vollendung und
wir möchten nur wünschen, daß er in die
Lage käme, nach so erfolgreicher Betätigung
auf allen Gebieten seiner Kunst nunmehr in
großen Schöpfungen all sein Können im Dienste
hoher Aufgaben zusammenzufassen.
DENKMALPFLEGE IN BAYERN
Pin Erlaß des Kultusministeriums und des Ministeriums
des Innern besagt:
»Die Wiederherstellung an einem Denkmal ist durch
Anbringung der Jahreszahl und durch Zeichen, welche
eine Unterscheidung der alten von den neuen Teilen
ermöglichen, kenntlich zu machen. Die Art der Kenn-
zeichnung bleibt dem leitenden Künstler überlassen. <
Zur Begründung wurde angeführt:
»Das Ziel der Denkmalpflege ist Erhaltung und Siche-
rung des Bestehenden. Es kann aber im Sinne der Er-
haltung eines Bauwerkes eine Wiederherstellung sowohl
wie die Erneuerung einzelner Teile und die Ergänzung
fehlender Bauglieder nötig werden. Sind größere oder
geringere Zutaten, Erneuerung verschwundener Teile
oder Auswechslungen unabweisbar, so liegt es unter
allen Umständen im Interesse sowohl der Kunstwissen-
schaft wie der mit der Denkmalpflege betrauten Bau-
verwaltung, vor allem auch der weiteren Kreise der
Kunstfreunde, daß die erneuerten, ergänzten oder wieder-
hergestellten Teile genau gekennzeichnet und damit auch
die Grenzen des Eingriffes festgelegt werden. In den
meisten Fällen wird eine kurze Inschrift am Platze sein,
die über das Jahr oder die Dauer der Wiederherstel-
lungsarbeiten, die Art und den Meister der ausgeführten
Arbeiten knappen Aufschluß gibt, in anderen Fällen
wird schon eine Jahreszahl genügen, immer aber sollten
an den erneuerten Teilen usw. für die Sachverständigen
der gegenwärtigen wie der späteren Generationen leicht
erkennbare Zeichen angebracht werden, die über deren
Erneuerung keinen Zweifel lassen. Auf die Bedeutung
dieser Zeichen kann in der Hauptinschrift oder an be-
sonderer Stelle kurz hingewiesen werden. Das hier Ge-
sagte gilt auch in entsprechender Weise für Werke der
Plastik, der Malerei und des Kunstgewerbes.«

Für die Redaktion verantwortlich: S. Staudhamer; Verlag der Gesellschaft für christl. Kunst, G. m. b. H.
Druck von Alphons Bruckmann. — Sämtliche in München.
 
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