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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 2.1905/​1906

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Hüffer, Dettmar: Arnold Güldenpfennig
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Schmitt, Franz Jakob: Albrecht von Felsburg ✝
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https://doi.org/10.11588/diglit.53157#0140

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116

&W ALBRECHT VON FELSBURG

den alten Meister vor sich zu sehen meint.
Dazu kommt noch ein anderes. Bei diesem
Bestreben, sich den gegebenen Verhältnissen
möglichst anzupassen, stellen sich oft un-
erwartete Schwierigkeiten ein, die Gülden-
pfennig niemals zu umgehen, sondern zu
bewältigen sucht. Gerade diese Schwierigkeiten
bieten ihm dann Gelegenheit zu Lösungen von
oft überraschender Schönheit. In fast allen
Fällen erfolgt diese Lösung aus konstruktiven
Gesichtspunkten heraus. In dieser Beziehung
ist er ganz Gotiker. Jeder Bau ist ein Orga-
nismus, und selbst die Verwendung von reichen
Formen dient wesentlich zur Hervorhebung
des konstruktiven Gedankens.
Mit der Vorliebe Güldenpfennigs für ein-
fache, großzügige Formen geht Hand in Hand
eine ganz besondere Sorgfalt in der Aus-
führung des Details. In dieser Hinsicht
darf man wohl sagen, jede einzelne Form —
und er wiederholt sich kaum jemals — sei
es in Stein, oder Holz, oder Eisen, ist mit
großer Liebe ausgeführt und erweckt, auch
losgelöst vom Ganzen, für sich allein Interesse.
Da für diese Schönheit der Form die hand-
werksmäßige Ausführung von größter Be-
deutung ist, so hat Güldenpfennig dem Kunst-
handwerk eine ganz besondere Teilnahme
zugewendet, die sich nicht nur auf die Sache,
sondern auch auf die Personen erstreckt, und
so eine Reihe von Handwerksmeistern Pader-
borns —- was diese dankbar anerkennen —
zu einer außergewöhnlich kunstverständigen
Auffassung und Arbeitsleistung herangebildet.
Auch für das Sanct Bernward-Institut
in Mainz hat er eine Menge wertvoller
Zeichnungen zu Kirchengeräten, Kelchen,
Monstranzen, Kanzeln etc. entworfen.
Den Nachweis unserer allgemeinen Wür-
digung im einzelnen werden wir in den
später folgenden bildlichen Darstellungen und
Mitteilungen erbringen. — Fassen wir alles
zusammen, so sehen wir vor uns ein reiches,
von Gott begnadetes Künstle rieben,
dem körperliche und geistige Frische und im
seltenen Maße schöpferische Tätigkeit unver-
ändert bis ins hohe Alter verliehen ist. Daß
ihm auch Künstlers Leiden nicht erspart ge-
blieben sind, bedarf wohl kaum besonderer Er-
wähnung. Doch alle Schwierigkeiten auf
künstlerischem und rein menschlichem Gebiet
trugen nur dazu bei, mit dem Künstler auch
den Menschen von Tag zu Tag wachsen zu
lassen.
Möge dem Meister im glücklichen
Kreise der Seinen nocli eine lange
und reiche Schaffenskraft und Schaf-
fensfreude besehieden sein!

ALBRECHT VON FELSBURG f
Von Architekt FRANZ JAKOB SCHMITT, München
Tirol besaß im vorigen Jahrhundert drei
tüchtige Vertreterderkirchlichen Historien-
malerei, Franz Plattner (f 1887), Georg Mader
(f 1881) und Albrecht von Felsburg. Letzterer
folgte seinen beiden Berufsgenossen am
29. Oktober 1905 im Tode nach. Die Groß-
eltern Albrecht von Felsburgs waren in Tirol
beheimatet, er selbst war jedoch 1838 in
Wien geboren. Im Jahre 1866 ließ er sich
in Innsbruck zu dauerndem Aufenthalt nieder.
Seine künstlerische Ausbildung empfing er
zunächst 1855 in Stuttgart und seit 1857 an
der Münchener Königlichen Akademie unter
Professor Johannes von Schraudolph und
Schlotthauer; 1860 verließ Felsburg die Aka-
demie der bildenden Künste und trat in das
Benediktinerkloster St. Bonifatius in München
ein. Der schwächliche Körper ließ bereits
nach 18 Monaten das Aufgeben des Ordens-
berufes ratsam erscheinen, auch wurde es
Felsburg klar, daß die religiöse Kunst, nicht
das Priesteramt, sein eigentlicher Beruf sei;
so kehrte er in die Welt zurück und begann
nun, sich selbständig weiter zu bilden; das
erste Ölbild »Jesus und die Jünger in Emmaus«
bekam der Vormund Bendele in Wien als
Geschenk. Verehelicht hat sich Felsburg
nicht, er gehörte zu vollständig Gott und
seiner Kunst an; überdies besaß er eine
ledige Schwester, welche nicht nur für sein
Wohlsein sorgte, sondern auch eines Sinnes
mit ihm war. 1873 erwarben die Geschwister
an der Innsbrucker Museumstraße ein An-
wesen, in dessen Garten sich der Künstler
ein entsprechendes Atelier erbaute. Felsburg
schloß sich schon frühzeitig den Innsbrucker
»Vincenzbrüdern« an, die nicht nur durch
Spenden, sondern auch durch persönliche
Opfer der Armen sich annahmen; später
stand unser Maler als Präsident des »Vincenz-
Vereins der Vororte« an der Spitze des chari-
tativen Wirkens der Hauptstadt des Landes
Tirol. Um die Mitte der siebzigerJahre unter-
nahm Felsburg eine Pilgerfahrt nach Rom,
hatte Audienz bei Papst Pius IX., lernte die
Monumente und Kunstschätze der ewigen
Stadt und ebenso die von Florenz kennen;
als Frucht dieser italienischen Reise entstand
1881 zu Innsbruck nach Giovanni Bellini das
Freskobild in der Tschonerschen Familien-
Grabstätte. Für zwei gotische Stabwerksfenster
des Chorumganges der Stifts- und Pfarrkirche
Unserer Lieben Frau in Bozen lieferte Fels-
burg die Kartons zu den Glasmalereien, worin
aus der Jugendgeschichte Mariä die Empfängnis
 
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